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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Rückzugswege. Das an Kerenski gerichtete Telegramm lautete, Kornilow sei geneigt, "der strategischen Situation Rechnung tragend" das Kommando friedlich niederzulegen, falls erklärt werden sollte, daß "eine starke Regierung geschaffen wird". Diesem großen Ultimatum des Kapitulanten folgte ein kleines: Er, Kornilow, halte "Verhaftungen von Generalen und anderen, vor allem der Armee unentbehrlichen Personen überhaupt für unzulässig". Der erfreute Kerenski kam dem Gegner sofort einen Schritt näher, indem er mittels Radio kundtat, daß die operativen Befehle General Kornilows für alle bindend seien. Kornilow selbst schrieb hierzu am gleichen Tage an Krymow: "Es entstand eine Episode - einzig in der Weltgeschichte: ein des Landes- und Hochverrats beschuldigter und strafrechtlich verfolgter Höchstkommandierender erhält den Befehl, das Armeekommando weiterzuführen ... " Der neue Beweis der Waschlappigkeit Kerenskis ermutigte sofort die Verschwörer, die noch immer darauf bedacht waren, es nicht zu billig zu tun. Trotz dem vor wenigen Stunden abgesandten Telegramms über die Unzulässigkeit des inneren Kampfes "in diesem schrecklichen Augenblick" schickte der halb und halb wieder in seine Rechte eingesetzte Kornilow zwei Mann zu Kaledin mit der Bitte um "Nachdruck" und empfahl gleichzeitig Krymow: "Falls die Situation es erlaubt, handeln Sie selbständig im Geist der Ihnen von mir erteilten Instruktion." Der Geist der Instruktion war: Die Regierung stürzen und die Sowjetmitglieder aufhängen.
    General Alexejew, der neue Generalstabschef, begab sich zur Einnahme des Hauptquartiers. Im Winterpalais nahm man diese Operation immer noch ernst. In Wirklichkeit standen Kornilow zu unmittelbarer Verfügung: ein Bataillon Georgsritter, das "Kornilowsche" Infanterieregiment und das Tekiner Kavallerieregiment. Ein Bataillon der Georgier hatte sich von Anfang an auf die Seite der Regierung gestellt. Das Kornilowsche und das Tekiner Regiment galten als zuverlässig, aber auch von ihnen hatte sich ein Teil abgespalten. Über Artillerie verfügte das Hauptquartier überhaupt nicht. Unter diesen Umständen konnte von einem Widerstand nicht die Rede sein. Alexejew begann seine Mission mit der Abstattung zeremonieller Besuche bei Kornilow und Lukomski, wobei beide Parteien, wie anzunehmen ist, sich einmütig ihres Soldatenvokabulars an die Adresse Kerenskis, des neuen Höchstkommandierenden, bedienten. Für
    Kornilow wie auch für Alexejew war offenkundig, daß man die Rettung des Landes jedenfalls für einige Zeit vertagen müsse.
    Aber während im Hauptquartier der Friede ohne Sieger und Besiegte so glücklich im Entstehen war, erhitzte sich in Petrograd die Atmosphäre außerordentlich, und im Winterpalais erwartete man ungeduldig beruhigende Nachrichten aus Mohilew, um sie dem Volke zu präsentieren. Alexejew wurde dauernd mit Anfragen geplagt. Oberst Baranowski, eine Vertrauensperson Kerenskis, beklagte sich über die direkte Leitung: "Die Sowjets lärmen, man kann die Atmosphäre nur dadurch entspannen, daß man Energie zeigt und Kornilow und andere verhaftet ... " Das entsprach durchaus nicht den Absichten Alexejews. "Mit tiefem Bedauern ersehe ich", erwidert der General, "daß meine Befürchtungen, wir seien zur Zeit restlos in die rauhen Tatzen des Sowjets geraten, unbestreitbare Tatsache geworden sind." Mit dem familiären Pronomen "wir" ist Kerenskis Gruppe gemeint, der Alexejew sich, um den Stich zu mildern, bedingt ai-schließt. Oberst Baranowski antwortet ihm im gleichen Tone: "Mit Gottes Hilfe werden wir aus den rauhen Tatzen des Sowjets, in die wir geraten sind, herauskommen." Kaum haben die Massen Kerenski aus den Tatzen Kornilows gerettet, als der Führer der Demokratie eilt, mit Alexejew einen Pakt gegen die Massen zu schließen: "Wir werden aus den rauhen Tatzen des Sowjets herauskommen." Alexejew war dennoch gezwungen, sich der Notwendigkeit zu fügen und das Ritual der Verhaftung der Hauptverschwörer durchzuführen. Kornilow trat ohne Widerstand den Hausarrest an, vier Tage, nachdem er dem Volke erklärt hatte: "Ich ziehe den Tod meiner Enthebung vorn Posten des Höchstkommandierenden vor." Die in Mohilew eingetroffene Außerordentliche Untersuchungskommission verhaftete ihrerseits den Gehilfen des Eisenbahnministers, einige Generalstabsoffiziere, den nicht zur Vollendung gekommenen Diplomaten Alad-jin wie auch die anwesenden Mitglieder des Hauptkomitees des Offiziersverbandes.
    In den ersten Stunden nach

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