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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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dem Siege gestikulierten die Versöhnler heftig. Sogar Awksentjew sprühte Blitze. Drei Tage lang hatten die Meuterer die Front ohne jegliche Anweisung gelassen! "Tod den Verrätern!" schrien die Mitglieder der Exekutive. Awksentjew kam diesen Stimmen entgegen: jawohl, die Todesstrafe ist auf Verlangen Kornilows und der Seinen eingeführt worden, "um so entschiedener wird sie gegen sie selbst angewandt werden". Stürmischer und anhaltender Beifall.
    Die Moskauer Kirchenversammlung, die zwei Wochen zuvor sich vor Kornilow als dem Wiederhersteller der Todesstrafe verbeugt hatte, flehte jetzt telegraphisch die Regierung an, "im Namen Gottes und der christlichen Nächstenliebe" das Leben des Generals, der sich verrechnet hatte, zu schonen. Es wurden auch andere Hebel in Bewegung gesetzt. Jedoch die Regierung dachte gar nicht an ein blutiges Strafgericht. Als eine Delegation der "wilden" Division sich im Winterpalais Kerenski vorstellte und einer der Soldaten auf die allgemeinen Phrasen des neuen Höchstkommandierenden antwortete, daß "die verräterischen Kommandeure erbarmungslose Strafe treffen muß", unterbrach ihn Kerenski mit den Worten: "Eure Sache ist es jetzt, euren Vorgesetzten zu gehorchen, alles, was nötig ist, werden wir selbst tun." Wahrhaftig, dieser Mann glaubte, die Massen haben auf der Bühne zu erscheinen, wenn er mit dem linken Fuß stampft, und zu verschwinden, wenn er mit dem rechten stampft!
    "Alles, was nötig ist, werden wir selbst tun." Aber alles, was sie taten, schien den Massen unnötig, wenn schon nicht verdächtig und verderbnisbringend. Die Massen irrten sich nicht: oben war man am meisten mit der Wiederherstellung jener Lage beschäftigt, aus der der Kornilowsche Feldzug erwachsen war. "Nach den ersten von den Mitgliedern der Untersuchungskommission angestellten Vernehmungen zeigte sich", erzählt Lukomski, "daß sie alle sich höchst wohlwollend gegen uns verhielten." Es waren im wesentlichen alles Mitverschworene und Hehler. Der Staatsanwalt des Kriegsgerichts, Schablowski, gab den Angeklagten Unterweisungen in Täuschung der Justiz. Die Frontorganisationen schickten Proteste. "Die Generale und deren Mitschuldige werden nicht als Verbrecher am Staate und am Volke behandelt ... Die Rebellen besitzen volle Freiheit im Verkehr mit der Außenwelt." Lukomski bestätigt: "Der Stab des Höchstkommandierenden informierte uns über alle uns interessierenden Fragen." Die empörten Soldaten versuchten mehr als einmal, selbst Gericht zu halten über die Generale, und vor diesem Strafgericht rettete die Verhafteten nur die in Bychow, dein Orte ihrer Inhaftierung, stationierte konterrevolutionäre polnische Division.
    Am 12. September schrieb General Alexejew aus dem Hauptquartier an Miljukow einen Brief, der die gerechte Empörung der Verschwörer über das Verhalten der Großbourgeoisie ausdrückte, die sie zuerst aufgestachelt und nach der Niederlage ihrem Schicksal überlassen hätte. "Es dürfte Ihnen bis zu einem gewissen Grade bekannt sein", schrieb nicht ohne Gift der General, "daß bestimmte Kreise unserer Gesellschaft nicht nur alles gewußt, nicht nur mit altem geistig sympathisiert, sondern auch Kornilow nach Kräften geholfen haben ..." Im Namen des Verbandes der Offiziere verlangte Alexejew von Wyschnegradski, Putilow und anderen Großkapitalisten, die den Besiegten den Rücken gekehrt hatten, unverzüglich dreihunderttausend Rubel zu sammeln für die "hungernden Familien jener, mit denen sie durch Gemeinsamkeit der Idee und der Vorbereitung verbunden waren ... " Der Brief schloß mit einer direkten Drohung: "wenn die ehrliche Presse nicht sofort an eine energische Aufklärung der Sache gehen sollte ..., würde General Kornilow gezwungen sein, vor Gericht die ganze Vorbereitung, alle Verhandlungen mit den Personen und Gesellschaftskreisen und deren Teilnahme weitgehend zu entwickeln", und so weiter. Über die praktischen Resultate dieses traurigen Ultimatums erzählt Denikin: "Erst Ende Oktober brachte man Kornilow aus Moskau etwa vierzigtausend Rubel." Mil-jukow war zu dieser Zeit von der politischen Arena überhaupt abwesend: nach der offiziellen Version der Kadetten war er "zur Erholung in die Krim" abgereist. Nach allen Aufregungen hatte der liberale Führer tatsächlich Erholung nötig. Die Untersuchungskomödie dauerte bis zur bolschewistischen Umwälzung, wonach Kornilow und seine Mitverschworenen nicht nur in Freiheit gesetzt, sondern von Kerenskis Hauptquartier mit allen

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