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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Händen ... Bei der gegenwärtigen organisierten Hetze rettet uns nur die Arbeitermasse, die standhaft den Bolschewismus stützt." Anfang August kommen bei den Wahlen in den Moskauer Betrieben an Stelle der Menschewiki und Sozialrevolutionäre bereits Bolschewiki durch. Das Wachsen des Parteieinflusses zeigte sich stürmisch im Generalstreik am Vorabend der Beratung. Die offiziellen Moskauer Iswestja schrieben: "Es ist endlich an der Zeit zu begreifen, daß die Bolschewiki keine unverantwortlichen Gruppen sind, sondern eine der Abteilungen der cr-ganisierten revolutionären Demokratie, hinter der breite Massen stehen, vielleicht nicht immer disziplinierte, dafür aber rückhaltlos der Revolution ergebene."
    Die Julischwächung der Positionen des Proletariats machte den Industriellen Mut. Der Kongreß der dreizehn wichtigsten Unternehmerorganisationen, darunter auch der Banken, schuf ein Komitee zum Schutze der Industrie, das die Leitung der Aussperrungen wie überhaupt der gesamten Offensivpolitik gegen die Revolution übernahm. Die Arbeiter antworteten mit Widerstand. Das ganze Land durchrollte eine Welle größerer Streiks und anderer Zusammenstöße. Übten die erfahrensten Abteilungen des Proletariats Vorsicht, so traten um so entschiedener in den Kampf die neuen, frischen Schichten. Warteten die Metallarbeiter ab, um zu rüsten, stürzten sich auf das Kampffeld die Arbeiter der Textil-, Gummi-, Papier-, Lederindustrie. Es erhoben sich die rückständigsten und gehorsamsten Schichten der Werktätigen. Kiew war aufgewühlt durch einen stürmischen Streik der Hausdiener und Portiers: sie gingen von Haus zu Haus, löschten das Licht aus, nahmen die Schlüssel von den Aufzügen weg, öffneten die Entreetüren, und so weiter. Jeder Konflikt, aus welchem Anlaß auch immer entstanden, hatte die Tendenz, sich über einen ganzen Industriezweig zu verbreitern und prinzipiellen Charakter zu gewinnen. Mit Unterstützung der Arbeiter des gesamten Landes begannen im August die Lederarbeiter Moskaus einen langen und hartnäckigen Kampf um das Recht der Fabrikkomitees auf Anstellung und Entlassung von Arbeitern. In vielen Fällen, besonders in der Provinz, nahmen die Streiks dramatischen Charakter an und führten zu Verhaftungen der Unternehmer und Administratoren durch die Streikenden. Die Regierung predigte den Arbeitern Selbstbescheidung, trat mit den Industriellen in Koalition, entsandte Kosaken in das Do-nezgebiet und erhöhte um das Doppelte die Preise für Brot und Kriegslieferungen. Während sie die Empörung der Arbeiter zur Weißglut steigerte, brachte diese Politik auch den Unternehmern nichts ein. "Skobeljews Erleuchtung", klagt Auerbach, einer der Kapitäne der Schwerindustrie, "hat noch nicht den Arbeitskommissaren in der Provinz Erleuchtung gebracht ... Im Ministerium ... traute man den eigenen Agenten in der Provinz nicht ... Man ließ Arbeitervertreter nach Petrograd kommen, redete im Marmorpalais auf sie ein, beschimpfte sie und suchte sie mit den Industriellen und Ingenieuren zu versöhnen." Doch alles führte zu nichts: "die Arbeitermassen gerieten zu jener Zeit bereits immer mehr unter den Einfluß entschiedener und in ihrer Demagogie unbedenklicher Anführer".
    Ökonomischer Defätismus war die Hauptwaffe der Unternehmer gegen die Doppelherrschaft in den Betrieben. Auf einer Konferenz der Fabrikkomitees in der ersten Augusthälfte wurde die auf Desorganisierung und Einstellung der Produktion gerichtete Schädlingspolitik der Industriellen in allen Details enthüllt. Außer Finanzmachinationen wandte man weitgehend Verstecken von Material, Schließung von Werkzeug-, Reparaturabteilungen und so weiter an. Krasse Ba-weise für Sabotage der Unternehmer gibt John Reed, der als amerikanischer Korrespondent Zutritt zu den verschiedensten Kreisen hatte, vertrauliche Nachrichten der diplomatischen Ententeagenten bekam und offene Geständnisse russischer bürgerlicher Politiker anhörte. "Der Sekretär der Petrograder Organisation der Kadettenpartei", schreibt Reed, "sagte mir, daß der ökonomische Zerfall ein Teil der zur Diskreditierung der Revolution durchgeführten Kampagne sei. Ein Ententediplomat, dessen Namen nicht zu nennen ich mich verpflichtet habe, bestätigte mir dies aus eigener Kenntnis. Es sind mir Kohlengruben bei Charkow bekannt, die von den Besitzern in Brand gesteckt oder unter Wasser gesetzt wurden. Ich kenne Moskauer Textilfabriken, deren Ingenieure die Arbeit einstellten und die Maschinen

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