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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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sich nicht ergeben. Am 1. September wurde schwere Artillerie herangefahren, und im Lager wurden Plakate mit dem strengen Telegramm Kornilows angeschlagen. Doch da schnitt eine neue Komplikation in die Ereignisse ein: in der französischen Presse erschien die Nachricht, Kornilow selbst sei als Verräter und Konterrevolutionär erklärt worden. Die meuternden Soldaten kamen endgültig zu dem Entschluß, daß sie keine Ursache hätten, in Saloniki zu sterben, noch dazu auf Befehl eines verräterischen Generals. Die für Geschosse verkauften Arbeiter und Bauern beschlossen, für sich einzustehen. Sie weigerten sich, mit einem Fremden, wer immer es sei, zu sprechen. Kein Soldat verließ das Lager.
    Die zweite russische Brigade wurde gegen die erste geschickt. Artillerie bezog Stellung auf den nächsten Bergabhängen, Infanterie warf nach allen Regeln der Pionierkunst Schützengräben und Zugänge nach La Courtine aus. Die Umgebung wurde durch Alpenschützen fest abgeriegelt, damit kein Franzose auf den Kriegsschauplatz der zwei russischen Brigaden eindringen könne. So inszenierten die Militärbehörden Frankreichs auf dessen Territorium einen russischen Bürgerkrieg, ihn umsichtig mit einer Mauer von Bajonetten absperrend. Das war die Generalprobe. In der Folge organisierte das regierende Frankreich den Bürgerkrieg auf Rußlands Territorium selbst, es mit einem stacheligen Blockadering absperrend.
    "Eine regelrechte, methodische Beschießung des Lagers begann." Aus dem Lager traten einige hundert Soldaten heraus, bereit, sich zu ergeben. Sie wurden abgeführt, und das Artilleriefeuer sofort wieder aufgenommen. So ging es vier Tage und vier Nächte. Die Courtiner ergaben sich gruppenweise. Am 6. September waren insgesamt nur etwa zweihundert Mann übriggeblieben, entschlossen, sich lebend nicht zu ergeben. An ihrer Spitze stand der Ukrainer Globa, Baptist und Fanatiker: in Rußland würde man ihn Bolschewik genannt haben. Unter der Deckung von Geschütz-, Maschinengewehr- und Gewehrfeuer, das zu einem einzigen Getöse verschmolz, begann eine regelrechte Erstürmung. Schließlich waren die Meuterer erdrückt. Die Zahl der Opfer ist unbekannt geblieben. Die Ordnung war jedenfalls wieder hergestellt. Aber bereits nach wenigen Wochen wurde die zweite Brigade, die auf die erste gefeuert hatte, von der gleichen Krankheit erfaßt
    Die schreckliche Seuche hatten die russischen Soldaten über Meere mitgebracht in ihren Leinwandsäcken, in den Falten ihrer Mäntel, in den Tiefen ihrer Seelen. Darum ist diese dramatische Episode von La Courtine so bemerkenswert, weil sie einen, gleichsam unter der Glocke der Luftpumpe absichtlich konstruierten idealen Versuch darstellt zum Studium der von der gesamten Vergangenheit des Landes vorbereiteten inneren Prozesse in der russischen Armee.

Kapitel 12: Die Brandung
    Das starkwirkende Mittel der Verleumdung erwies sich als zweischneidige Waffe. Sind die Bolschewiki deutsche Spione, weshalb geht dann diese Kunde hauptsächlich von Menschen aus, die dem Volke am verhaßtesten sind? Weshalb beschuldigt gerade die kadettische Presse, die Arbeitern und Soldaten bei jenem Anlasse niedrigste Motive unterschiebt, die Bolschewiki am lautesten und entschiedensten? Weshalb erhebt der reaktionäre Ingenieur oder Meister, seit der Umwälzung still geworden, jetzt plötzlich den Kopf und flucht offen auf die Bolschewiki? Weshalb fassen in den Regimentern die reaktionärsten Offiziere Mut und fuchteln, während sie Lenin und die Seinen entlarven, mit den Fäusten vor der Nase der Soldaten herum, als wären diese die Verräter?
    Jeder Betrieb hatte seine Bolschewiki. "Sehe ich einem deutschen Spion ähnlich, Jungens, he?" fragte der Schlosser und Dreher, dessen geheimstes Tun die Arbeiter in allen Einzelheiten kannten. Nicht selten gingen die Versöhnler selbst im Kampfe gegen den Vorstoß der Konterrevolution weiter, als es ihre Absicht war, und bahnten gegen ihren Willen den Bolschewiki den Weg. Der Soldat Pirejko erzählt, wie der Militärarzt Markowitsch, Anhänger Plechanows, in einem Soldatenmeeting die Beschuldigung, Lenin sei ein Spion, zurückwies, um desto entschiedener dessen politische A> sichten als falsch und verderblich zu bekämpfen. Vergeblich! "Wenn Lenin klug und kein Spion ist, kein Verräter, und Frieden schließen will, dann werden wir mit ihm gehen", sagten die Soldaten nach der Versammlung.
    Der zeitweilig in seinem Wachstum zurückgehaltene Bolschewismus beginnt wieder sicher seine

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