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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Armee als Ganzes ein Abbild der Gesellschaft, so stellen, tritt der Fall ihrer offenen Spaltung ein, beide Armeen Abbilder der kämpfenden Lager dar. Die Armee der besitzenden Klasse trug in sich den Wurmstich der Isoliertheit und des Zerfalls.
    Die Offiziere, die die Hotels, Restaurants und Spelunken überschwemmten, standen nach dem Bruch zwischen Kerenski und Kornilow zu der Regierung feindlich. Unermeßlich schärfer war allerdings ihr Haß gegen die Bolschewiki. Im allgemeinen zeigten die größte Aktivität auf seiten der Regierung die monarchistischen Offiziere. "Teuerste Korni-low und Krymow, was euch nicht gelang, wird mit Gottes Hilfe vielleicht uns gelingen ...", ist das Gebet des Offiziers Sinegub, eines der ruhmreichsten Verteidiger des Winterpalais am Tage der Umwälzung. Tatsächliche Kampfbereitschaft aber haben, trotz der zahlenmäßigen Stärke des Offizierkorps, nur einzelne bewiesen. Schon die Kornilowsche Verschwörung hatte offenbart, daß das restlos demoralisierte Offizierkorps keinerlei Kampfmacht darstellte.
    Die soziale Zusammensetzung der Junker ist nicht einheitlich. Einmütigkeit gibt es unter ihnen nicht. Neben den erblichen Militärs, Offizierssöhnen und -enkeln, sind da nicht wenig zufällige Elemente, zusammengebracht unter dem Druck der Kriegsbedürfnisse noch zur Zeit der Monarchie. Der Leiter der militärischen Ingenieurschule sagt zum Offizier: "Ich und du müssen zugrunde gehen ... wir sind doch Adelige und können nicht anders denken." Von den demokratischen Junkern reden diese großsprecherischen Herren, die dem adeligen Zugrundegehen mit Erfolg auszuweichen wußten, wie von Knoten, Muschiks "mit groben, stumpfen Gesichtern". Die Scheidung in rotes und blaues Blut dringt tief in die Junkerschulen ein, wobei auch hier als eifrigste Hüter der republikanischen Regierung gerade jene auftreten, die die Monarchie am stärksten betrauern. Die demokratischen Junker erklären, sie seien nicht für Kerenski, sondern für das Zentral-Exekutivkomitee. Die Revolution hatte zum ersten Male die Türen der Junkerschulen den Juden geöffnet. Bemüht, den privilegierten Spitzen nicht nachzustehen, benehmen sich die Söhnchen der jüdischen Bourgeoisie äußerst kriegerisch gegen die Bolschewiki. Aber ach, das genügt nicht nur nicht für die Rettung des Regimes, sondern auch nicht für die Verteidigung des Winterpalais. Die bunte Zusammensetzung der Kriegsschulen und ihr völliges Losgetrenntsein von der Armee führte dazu, daß in den kritischen Stunden auch die Junker anfingen, Meetings abzuhalten: was werden die Kosaken tun? wird außer uns noch jemand den Kampf aufnehmen? und lohnt es sich überhaupt, sich für die Provisorische Regierung zu schlagen?
    Nach Podwojskis Bericht zählte man Anfang Oktober in den Petrograder Kriegsschulen insgesamt etwa 120 JunkerSozialisten, darunter 42 bis 43 Bolschewiki. "Die Junker sagen, der gesamte Kommandobestand der Schulen sei konterrevolutionär gestimmt. Sie werden ausgesprochen darauf gedrillt, im Falle einer Erhebung den Aufstand zu unterdrük-ken ... " Die Zahl der Sozialisten und besonders der Bolschewiki ist, wie wir sehen, verschwindend gering. Doch verschaffen sie dem Smolny die Möglichkeit, über alles Wesentliche, was bei den Junkern geschieht, unterrichtet zu sein. Zur Vervollständigung des Ganzen ist die Topographie der Kriegsschulen sehr ungünstig: die Junker sind eingepfercht zwischen Kasernen, und obwohl sie von den Soldaten verächtlich sprechen, schauen sie sich doch ängstlich nach ihnen um.
    Grund zur Angst gibt es genug. Aus den benachbarten Kasernen und den Arbeitervierteln werden die Junker von Tausenden feindlicher Augen beobachtet. Diese Überwachung ist um so wirksamer, als in jeder Schule ein Soldatenkommando besteht, das in Worten Neutralität wahrt, in der Tat aber zu den Aufständischen hinneigt. Die Lager der Schulen sind in Händen der Bedienungsmannschaft. "Diese Lümmel", schreibt ein Offizier der Ingenieurschule "hatten nicht nur die Lagerschlüssel verloren so daß ich Befehl erteilen mußte, die Türe aufzubrechen, sondern auch die Schlösser von den Maschinengewehren abgenommen und versteckt." In dieser Atmosphäre kann man von den Junkern schwer Wunder an Heroismus erwarten.
    Drohte dem Petrograder Aufstand nicht ein Schlag von außen, von den Nachbargarnisonen? Noch in den letzten Tagen ihres Daseins hatte die Monarchie nicht aufgehört, auf den kleinen militärischen Ring zu hoffen, der die Hauptstadt

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