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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Umgebung sind Truppenteile herbeibefohlen: ein Stoßtruppbataillon aus Zarskoje Selo, Junker aus Oranienbaum, Artillerie aus Pawlowsk. Der Stab der Nordfront ist beauftragt, sofort zuverlässige Truppen in die Hauptstadt zu entsenden. Als Maßnahme unmittelbarer Kriegsvorsicht wird befohlen: die Wachen des Winterpalais zu verstärken; die Brük-ken über die Newa hochzuziehen; den Junkern - die Automobile zu kontrollieren; aus dem Telephonnetz die Apparate des Smolny auszuschalten. Justizminister Maljantowitsch ordnete an, jene gegen Kaution entlassenen Bolschewiki unverzüglich zu verhaften; die sich wieder durch regierungsfeindliche Tätigkeit ausgezeichnet hatten: der Schlag richtete sich in erster Linie gegen Trotzki. Wandel der Zeiten! Maljantowitsch, wie sein Vorgänger Sarudny, waren im Jahre 1905 Trotzkis Anwälte gewesen. Auch damals handelte es sich um die Führung des Petrograder Sowjets. Der Charakter der erhobenen Beschuldigungen war in beiden Fällen gleich; nur fügten die einstigen Verteidiger, zu Anklägern geworden, noch den kleinen Punkt von deutschem Golde hinzu.
    Der Stab des Militärbezirkes hatte unterdessen besonders fieberhafte Tätigkeit in der typographischen Sphäre entwik-kelt. Dokument folgte auf Dokument: keinerlei Demonstrationen würden geduldet werden; die Schuldigen hätten strengster Strafe gewärtig zu sein; Verbot für die Truppenteile der Garnison, ohne Weisung des Stabes die Kasernen zu verlassen; "sämtliche Kommissare des Petrograder Sowjets sind zu entfernen"; über deren ungesetzliche Tätigkeit ist eine Untersuchung einzuleiten "zwecks Verfolgung durch das Kriegsgericht". In den dräuenden Befehlen wird jedoch nicht gesagt, wie und durch wen ihre Ausführung gesichert werden soll.
    Unter Androhung persönlicher Haftbarmachung forderte der Kommandierende die Besitzer von Autos auf, diese "zwecks Verhütung eigenmächtiger Expropriationen" dem Stabe zur Verfügung zu stellen; doch niemand rührte daraufhin auch nur einen Finger.
    Das Zentral-Exekutivkomitee geizte gleichfalls nicht mit Mahnungen und Drohungen. Ihm auf den Fersen folgten: Bauern-Exekutivkomitee, Stadtduma, Zentralkomitees der Menschewiki und Sozialrevolutionäre. An literarischen Hilfsquellen waren alle diese Institutionen reich genug. In den Aufrufen, die die Mauern und Zäune bedeckten, war beständig die Rede von einem Häuflein Wahnsinniger, von Gefahr blutiger Kämpfe und Unvermeidlichkeit der Konterrevolution.
    Um 5 Uhr 30 morgens erschien in der Druckerei der Bolschewiki ein Regierungskommissar mit einer Abteilung Junker, die die Ausgänge besetzten und einen Befehl des Stabes über sofortiges Verbot des Zentralorgans und des Blattes Der Soldat vorzeigten. Was? Der Stab? Existiert denn das noch? Hier würden keine Befehle ohne Sanktion des Militärischen Revolutionskomitees anerkannt. Doch das hilft nichts: die Stereotypen werden zerschlagen, das Gebäude versiegelt. Die Regierung kann den ersten Erfolg verzeichnen.
    Ein Arbeiter und eine Arbeiterin in der bolschewistischen Druckerei kommen atemlos in das Smolny gelaufen, wo sie Podwojski und Trotzki vorfinden: wenn das Komitee ihnen Schutz gegen die Junker stellt, wollen die Arbeiter die Zeitung herausbringen. Die Form der ersten Antwort auf den Regierungsangriff ist gefunden. Es wird ein Befehl an das Litowsker Regiment geschrieben, sofort eine Kompanie zum Schutze der Arbeiterpresse zu schicken. Die Abgesandten der Druckerei bestehen darauf, daß auch das 6. Pionierbataillon hinzugezogen werde: das seien nahe Nachbarn und treue Freunde Ein Fernspruch wird sogleich an beide Adressen weitergeleitet. Die Litowsker und die Pioniere marschieren unverzüglich aus. Die Siegel werden vom Gebäude heruntergerissen, die Matrizen neu gegossen, die Arbeit geht rastlos vonstatten. Mit Verspätung von einigen Stunden erscheint die von der Regierung verbotene Zeitung unter dem Schutze von Truppen des Komitees, das selbst zu verhaften ist. Das eben ist der Aufstand. So kommt er zum Entrollen.
    Gleichzeitig wandte sich der Kreuzer Aurora an das Smolny mit der Frage: ins Meer gehen oder in den Newagewässern bleiben? Die Matrosen, die im August das Winterpalais vor Kornilow geschützt hatten, brennen nun darauf, mit Kerenski die Rechnung zu begleichen. Die Regierungsvorschrift wird vom Komitee an Ort und Stelle aufgehoben und das Kommando erhält den Befehl Nr. 1218: "gegen einen eventuellen Überfall auf die Petrograder Garnison seitens der konterrevolutionären

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