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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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repräsentieren, das man einfach auseinanderjagen und dessen Wände man mit Sublimat begießen mußte." Infolge des durch die Umwälzung hervorgerufenen administrativen Wirrwarrs ward die Konterspionage dem Justizminister Perewersew unterstellt, einem Menschen von unbegreiflichem Leichtsinn und völliger Unbedenklichkeit in den Mitteln. Der gleiche Demjanow sagt in seinen Erinnerungen, daß sein Minister "im Sowjet fast gar kein Ansehen genoß". Gedeckt durch Mironow und Perewersew erholten sich die über die Revolution erschrockenen Agenten bald und paßten ihre alte Tätigkeit der neuen politischen Situation an. Im Juni begann sogar der linke Flügel der Regierungspresse Nachrichten zu veröffentlichen über Gelderpressungen und andere Verbrechen der höheren Beamten der Konterspionage, zwei Leiter der Institution, Schtschukin und Broy, die nächsten Gehilfen des unglückseligen Mironow, nicht ausgenommen. Eine Woche vor der Julikrise hatte das Exekutivkomitee unter dem Drucke der Bolschewiki sich an die Regierung mit der Forderung gewandt, eine sofortige Revision der Konterspionage unter Beteiligung von Sowjetvertretern vorzunehmen. Die Geheimagenten hatten folglich ihre amtlichen, oder richtiger, ihre selbstsüchtigen Gründe, gegen die Bolschewiki einen möglichst schnellen und derben Schlag zu führen. Fürst Lwow hatte noch rechtzeitig ein Gesetz unterschrieben, das die Konterspionage berechtigte, einen Verhafteten drei Monate lang hinter Schloß und Riegel zu halten.
    Aus dem Charakter der Anklage und der Ankläger selbst ergibt sich unvermeidlich die Frage: wie konnten überhaupt normal denkende Menschen glauben oder auch nur tun, als glaubten sie einer bewußten und durch und durch sinnlosen Lüge? Der Erfolg der Konterspionage wäre tatsächlich undenkbar gewesen außerhalb der durch Krieg, Niederlagen, Desorganisation, Revolution und erbitterten sozialen Kampf geschaffenen Gesamtatmosphäre. Nichts war seit dem Herbst des Jahres 1914 den herrschenden Klassen Rußlands gelungen, der Boden stürzte unter den Füßen ein, alles fiel aus den Händen, ein Unheil löste das andere ab - mußte man da nicht nach einem Schuldigen suchen? Der ehemalige Staatsanwalt des Obergerichtshofs, Sawadski, erinnert sich später, daß "ganz gesunde Menschen in den unruhigen Kriegsjahren dazu neigten, Verrat dort zu wittern, wo er offenbar und manchmal auch zweifellos nicht existierte. Die Mehrzahl solcher Verfahren, die während meiner Amtstätigkeit als Staatsanwalt eingeleitet wurden, erwiesen sich als unhaltbar." Neben dem bösartigen Agenten trat als Urheber solcher Verfahren der Spießer auf, der den Kopf verloren hatte. Aber sehr bald schon verband sich die Kriegspsychose mit dem vorrevolutionären politischen Fieber und zeitigte um so wunderlichere Früchte. Gemeinsam mit den erfolglosen Generalen suchten die Liberalen überall und in allem die deutsche Hand. Die Kamarilla galt als germanophil. Die ganze Rasputin-Clique handelte nach Instruktionen aus Potsdam, glaubten die Liberalen oder verkündeten es mindestens. Die Zarin beschuldigte man weit und breit offen der Spionage; ihr schrieb man selbst in Hofkreisen die Verantwortung zu für die durch die Deutschen erfolgte Versenkung des Schiffes, auf dem General Kitchener nach Rußland fuhr. Die Rechten blieben selbstverständlich nichts schuldig. Sawadski erzählt, daß der Gehilfe des Innenministers, Beletzki, zu Beginn des Jahres 1916 versucht hätte, gegen den nationalliberalen Industriellen Gutschkow ein Verfahren zu konstruieren, wobei er ihn "Handlungen, die in Kriegszeiten an Hochverrat grenzen" - beschuldigte ... Indem er die Heldentaten Beletzkis enthüllt, stellt Kurlow, gleichfalls ein ehemaliger Gehilfe des Innenministers, seinerseits die Frage an Miljukow: "Für welche vom Standpunkte des Vaterlandes ehrenhafte Arbeit hat er zweitausend Rubel "finnländischen" Geldes erhalten, die ihm per Post auf den Namen seines Hauspförtners überwiesen wurden?" Die Anführungszeichen bei dem "finnländischen" Geld sollen sagen, daß es sich um deutsches Geld handelte. Dabei hatte Miljukow den vollauf verdienten Ruf des Deutschenhassers! In Regierungskreisen galt es überhaupt als erwiesen, daß alle oppositionellen Parteien mit deutschem Gelde arbeiteten. Im August 1915, als man im Zusammenhang mit der beabsichtigten Dumaauflösung Unruhen erwartete, sagte der Marineminister Grigorowitsch, der als Beinah-Liberaler galt, in einer Regierungssitzung: "Die Deutschen

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