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Geschichte des Kapitalismus

Geschichte des Kapitalismus

Titel: Geschichte des Kapitalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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(private Haushalte) betrug 1930 fast 5 %, sie erreichte in den frühen 80er Jahren mehr als 10 %, ging aber 2005/07 auf Null zurück (2013 bei 2 %). Ein drittes Beispiel: Das durchschnittliche Eigenkapital vieler amerikanischer und europäischer Banken betrug vor der jüngsten Krise weniger als 10 %, häufig weniger als 5 % und manchmal nicht einmal 1 % ihres ausgewiesenen Gesamtvermögens, verglichen mit rund 25 % zu Beginn des 20. Jahrhunderts; der große Rest bestand aus Fremdkapital, also «Schulden».[ 79 ]
    Jedes dieser drei Phänomene ist sehr komplex und hat unterschiedliche Ursachen: einmal Eigenarten der staatlichen Politik, die gegenwärtig über wenig verlässliche Mechanismen zur Selbstbeschränkung verfügt und die Lösung von Problemen gern in die Zukunft verschiebt; zum anderen den Aufstieg des Konsumkapitalismus seit den 1950er Jahren, der zwar die Akzeptanz des Kapitalismus in der breiten Bevölkerung gefestigt, aber zugleich durch die Bereitstellung hoch attraktiver Angebote, permanente Nachfrageankurbelung und verführerische Kreditangebote die Neigung angeheizt hat, über die eigenen Verhältnisse zu leben; und schließlich bankinterne Entscheidungsstrukturen, die nicht für die Reinvestition der hohen Erträge, sondern für ihre Verteilung auf Aktionäre und Manager sorgten. Doch auf einer allgemeinen Ebene lassen sich die drei Beispiele als Indikatoren für ein und denselben grundlegenden Wandel verstehen, den Ralf Dahrendorf als problematischen Übergang vom «Sparkapitalismus» zum «Pumpkapitalismus» beschrieben hat. Die Spannung zwischen der kapitalismus-immanentenNotwendigkeit des Sparens, d.h. des Aufschiebens der Belohnung in die Zukunft und der ebenfalls systemimmanenten Notwendigkeit des Ausgebens für den Konsum in der kapitalistischen Gegenwart, wurde bereits 1976 von Daniel Bell analysiert. In der Zwischenzeit hat sich dieser Widerspruch noch verschärft. Es handelt sich um eine nachhaltige Quelle der Destabilisierung des Kapitalismus im Zeitalter seiner Finanzialisierung, um den Kern einer ungelösten Krise und darüber hinaus um ein Grundproblem der Kultur und Politik in den wohlhabenden Ländern der Gegenwart.[ 80 ]
    (3) Auch die Machtverhältnisse und Entscheidungsprozesse an der Spitze der großen Unternehmen haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten, auf dem Weg vom Manager- zum Finanzmarkt- oder Investorenkapitalismus verschoben. Im Manager-Unternehmen, das im Bereich der Großen bis in die 1980er Jahre eindeutig dominierte, besaßen der Vorstand, der Board oder auch der CEO, vor allem wenn die Geschäfte gut gingen, ein erhebliches Eigengewicht gegenüber den Eigentümer-Interessen. Entweder sorgte die mit dem jeweiligen Produktions-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen oft eng und langfristig verbundene Bank dafür, die weniger an kurzfristigen Gewinnen als an langfristigen Erfolgen interessiert war und dem Management u.a. mit Krediten den Rücken auch gegenüber den Aktionärsinteressen freihielt (so vor allem in Deutschland und Japan). Oder der Vorstand des Unternehmens genoss relative Selbständigkeit, weil das Eigentum am Unternehmen unter zahlreichen kleinen und mittelgroßen Aktionären verteilt war, die angesichts ihrer Zersplitterung zur kollektiven Herausforderung der Unternehmensleitung kaum in der Lage waren und sich mit guten Renditen zufrieden gaben, auch wenn die letzte Profitsteigerungsmöglichkeit nicht ausgeschöpft wurde (so vor allem in den USA). In beiden Fällen war die Chance groß, dass die Unternehmensleitung große Teile des erwirtschafteten Gewinns re-investierte statt sie an die Eigentümer zu verteilen – was ihre relative Selbständigkeit gegenüber dem Kapitalmarkt weiter stärkte.
    Mit dem Aufstieg der Kapitalanlagegesellschaften (vor allem der großen Investment- und Pensionsfonds) und dem aggressiverwerdenden
investment banking
darauf spezialisierter Finanzunternehmen änderte sich das. Sie stehen untereinander in harter Konkurrenz um Anleger und Sparer, denen sie günstige Verzinsung oder Beteiligung an zu erzielenden Gewinnen versprechen. Ihre Erfolgsbilanz lässt sich in wenigen Kennzahlen ausdrücken und ist hoch transparent. Auch kleine Erfolgsdifferenzen zählen in ihrem Wettbewerb um Anleger und Sparer, deren Gewicht sie bündeln und deren Interesse als

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