Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)
der Puritanischen Revolution nach 1640 vor allem anglikanische Gegner Oliver Cromwells nieder.
1664 eroberte England die holländischen Kolonien, die zwischen Neu-England und Virginia lagen, nämlich Neu-Amsterdam, aus dem nun New York wurde, und New Jersey. Knapp zwei Jahrzehnte später, 1681, unter der Herrschaft Karls II., gestattete die britische Regierung dem Quäker William Penn die Gründung des nach ihm benannten Pennsylvanien. Es wurde zur Zufluchtstätte nicht nur für seine verfolgten Glaubensgenossen aus England, sondern für Angehörige vieler christlicher Konfessionen und Sekten aus Deutschland, Schweden, Holland, Frankreich, Irland und Schottland. ähnliche Merkmale wiesen Delaware, eine andere Gründung William Penns, und die ehedem holländischen Kolonien New York und New Jersey auf.
Die Gründer von Massachusetts waren sittenstrenge Puritaner und Kongregationalisten, die sich in Fragen des Glaubens und der Lebensführung von keiner fremden Autorität, also auch nicht von der anglikanischen Staatskirche, etwas vorschreiben lassen wollten. Das hinderte sie nicht daran, gegenüber Andersdenkenden einen Gesinnungsdruck auszuüben, der seinerseits staatskirchliche, ja theokratische Züge annahm. Wer sich diesem Druck nicht beugen wollte, wich, wenn es ihm möglich war, in das benachbarte Rhode Island aus, das 1663 seine eigene königliche Charter erhielt.
Rhode Island war eine Gründung von Roger Williams, der 1631 als junger Independent nach Massachusetts gekommen war, wo ihn die Gemeinde Salem zu ihrem Geistlichen wählte. Da er sich für die strikte Trennung von Staat und Kirche aussprach und nicht nur für Christen aller Konfessionen, sondern auch für Juden, Türken, Heiden und Gegner des Christentums völlige religiöse Freiheit und politische Gleichberechtigung forderte, wurde er 1635 durch Gerichtsbeschluß aus Massachusetts ausgewiesen. Er begab sich daraufhin mit einigen Anhängern auf das Gebiet eines indianischen Stammes, der Narraganset, zu denen er gute Beziehungen unterhielt.
Auf dem Gebiet, das er ihnen abkaufte, entstand als Zufluchtsort für alle Verfolgten Providence, die spätere Hauptstadt von Rhode Island. Die Regierungsform des neuen Gemeinwesens sollte nach einem Beschluß der Gründungsmitglieder von 1641 eine «democracie or popular government» sein, in dem für alle Zeiten Gewissensfreiheit (liberty of conscience) herrschte und das Parlament nur für bürgerliche Angelegenheiten (only in civil things), nicht aber für religiöse Fragen zuständig war. Auf der Grundlage dieser Vereinbarung wurde das kleine Rhode Island zu einem Hort von politischer und religiöser Toleranz und damit, gewollt oder ungewollt, zu einem Gegenmodell des puritanischen, inzwischen überwiegend kongregationalistischen Massachusetts.
Williams hatte sich zeitweilig den Baptisten angeschlossen, einer Glaubensgemeinschaft, die mit der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts nicht nur das Prinzip der Erwachsenentaufe, sondern auch die Liebe zu Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit verband. Die Baptisten waren überzeugte Anhänger einer friedlichen Verständigung mit den Indianern und berührten sich in dieser Hinsicht eng mit den Quäkern, die ebenfalls theologische Wurzeln in der Täuferbewegung hatten. William Penn, der berühmteste aller Quäker, kaufte, wie Roger Williams in Rhode Island, den Indianern Land ab und schloß vertragliche Vereinbarungen mit ihnen. Friedfertigkeit war für die Quäker mehr als ein Bekenntnis: Es war ihre Lebensform.
Von den Puritanern und Kongregationalisten gingen einige, wenn auch nur selten erfolgreiche Versuche aus, die Indianer zu bekehren und zu zivilisieren. Die Mehrheit sah in den «Rothäuten» Wilde, die man rücksichtslos bekämpfen, ja vernichten mußte. Im Unterschied zu Lateinamerika kam es im englisch und französisch geprägten Nordamerika auch nur selten zu ehelichen Verbindungen zwischen Europäern und Indianern. Die harte Haltung der Puritaner setzte sich auf der ganzen Linie durch: Die Indianerkriege des 17. Jahrhunderts stehen am Beginn einer Entwicklung, der die Ureinwohner Nordamerikas bis auf kleine Reste zum Opfer fielen. So brutal die Konquistadoren in Mittel- und Südamerika mit den dortigen Indios umgegangen waren, so viele sie niedergemetzelt oder durch Sklavenarbeit getötet hatten, von einer Ausrottung der Indianer kann man mit Blick auf Lateinamerika als Ganzes nicht sprechen. In Nordamerika kommt dieser Begriff dem nahe, was über drei
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