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Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Titel: Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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fügte den Aufständischen, beginnend mit dem Gefecht bei Kandern am 20. April, mehrere schwere Niederlagen bei; Hecker konnte in die Schweiz fliehen. Am 27. April wurde bei Dossenheim am Rhein die von dem Dichter Georg Herwegh auf französischem Boden zusammengestellte «Deutsche Legion» geschlagen. Das war das Ende des badischen Aufstands vom April 1848.
    Das Ziel der radikalen Linken, die deutsche Republik, nahm durch Heckers Aktion schweren Schaden, und überhaupt waren die politischen Wirkungen des abenteuerlichen Unternehmens fatal. Im Bürgertum verstärkte sich die Neigung, politischen Fortschritt nur noch von einer friedlichen Verständigung mit den alten Gewalten zu erwarten und radikalen Positionen eine scharfe Absage zu erteilen. Die Männer der äußersten Linken hatten ein Naturrecht auf Widerstand für sich in Anspruch genommen; sie beriefen sich auch sonst gern auf ewige Gebote der Vernunft und sahen sich selbst als die einzig wahren Vertreter des Volkes und namentlich der «kleinen Leute». Die gemäßigten Liberalen hingegen, die Repräsentanten des besitzenden und gebildeten Bürgertums, dachten in den Kategorien der historischen Entwicklung und der nationalen Individualität. Nichts lag ihnen ferner als der Glaube, durch die Kraft ihres eigenen Willens Berge versetzen zu können.
    Bei allem, was sie trennte, gab es aber auch Gemeinsamkeiten von Liberalen und von Demokraten aller Schattierungen. So war man sich von rechts bis links einig in der Abwehr äußerer Feinde. Als ein solcher wurde im Frühjahr 1848 Dänemark wahrgenommen, das am 24. März die Einverleibung Schleswigs proklamiert und damit internationales Recht gebrochen hatte. Am gleichen Tag war die Provisorische Regierung in Kiel gebildet worden, die sogleich die Aufnahme Schleswigs in den Deutschen Bund verlangte. Die Tatsache, daß im Norden Schleswigs überwiegend nicht deutsch, sondern dänisch gesprochen wurde, blieb dabei unberücksichtigt. Ebenfalls am 24. März ersuchte der nach Berlin gereiste Erbprinz Christian August von Holstein-Sonderburg-Augustenburg, der nach dem «agnatischen» Prinzip der männlichen Blutsverwandtschaft Anspruch auf die Würde des Herzogs von Schleswig und Holstein hatte, das preußische Märzministerium um militärischen Schutz für die beiden Herzogtümer. Er tat es mit Erfolg: König Friedrich Wilhelm IV. stimmte dem Vorschlag des neuen Außenministers Heinrich Alexander von Arnim-Suckow zu, der Bitte des Augustenburgers nachzukommen.
    Am 10. April überschritten preußische Truppen die Eider; dänische Truppen waren zu diesem Zeitpunkt bereits von Norden her, über die Königsau, in Schleswig einmarschiert. Am 12. April beschloß der Bundestag in Frankfurt, die Räumung Schleswigs von dänischen Truppen notfalls unter Einsatz von Bundestruppen zu erzwingen. Eine formelle Aufnahme von Schleswig in den Bund vermied der Bundestag (anders als das Vorparlament, das diesen Schritt schon am 31. März getan hatte), die Provisorische Regierung in Kiel aber erkannte er ausdrücklich an.
    Wenig später nahm die Krise um Schleswig-Holstein internationale Ausmaße an. Am 3. Mai überschritten Bundestruppen unter dem Oberbefehl des preußischen Generals von Wrangel die Grenze zum eigentlichen Dänemark und drangen nach Jütland vor. Die deutschen Patrioten erfüllte diese Entwicklung mit Genugtuung. Rußland und Großbritannien aber, die beide Signatarmächte der Schlußakte des Wiener Kongresses von 1815 waren, sahen ihre strategischen Interessen in Ost- und Nordsee bedroht. Sie ließen keinen Zweifel daran, daß sie eine deutsche Annexion von Schleswig nicht hinnehmen würden. Damit zeichnete sich ein außenpolitischer Konflikt ab, der auch das Verhältnis Preußens zu Deutschland betraf und darum leicht in einen innerdeutschen Konflikt umschlagen konnte.
    Was der Bundestag gegenüber Schleswig am 12. April nicht tun wollte, hatte er tags zuvor im Hinblick auf ein anderes Gebiet getan: Einer Forderung des Vorparlaments entsprechend, nahm er Ost- und Westpreußen in den Deutschen Bund auf und machte damit Preußen zum größten deutschen Staat. Da sich die Bewohner der angegliederten Provinz, abgesehen von Teilen Westpreußens, als Deutsche oder im Fall der evangelischen Masuren und der ebenfalls evangelischen litauischen Memelländer (die einen polnischen Dialekt beziehungsweise litauisch sprachen) als Preußen fühlten, gab es gegen diese Erweiterung des Bundesgebiets so gut wie keine Einwände.
    Höchst

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