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Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Titel: Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Umgang mit den französisch sprechenden Bewohnern von Quebec und ein friedlicher Ausgleich mit den Indianern, denen sogleich das gesamte Gebiet zwischen den Alleghenies, Florida, dem Mississippi und Quebec zugesprochen wurde. Die neue Kolonialpolitik erforderte überdies eine neue Finanzpolitik: Nicht nur das Mutterland, sondern auch die Kolonien sollten sich an den gestiegenen Kosten beteiligen, die mit der Verwaltung der neu hinzugekommenen Gebiete verbunden waren.
    Neue Steuern aber wie die Zuckersteuer von 1764 oder die Stempelsteuer von 1765 auf alle Druckerzeugnisse mußten den Protest der Kolonisten hervorrufen: Sie waren von einem Parlament beschlossen worden, in dem sie nicht vertreten waren. Der Grundsatz, daß Steuern nicht ohne Zustimmung der Besteuerten erhoben werden durften, war eine Errungenschaft, die das englische Unterhaus den Königen in langen und harten Kämpfen abgetrotzt hatte. Seit Mitte der 1760er Jahre wurde die Devise «No taxation without representation» zum Kampfruf, mit dem britische Kolonisten auf der Westseite des Nordatlantiks dem Unterhaus und der Regierung in London entgegentraten.
    Der Widerstand der Siedler war so massiv, daß Großbritannien nochmals zurückwich: Das Stempelsteuergesetz wurde 1766 aufgehoben, das Zuckersteuergesetz abgemildert. Doch schon im Jahr darauf brachte Schatzkanzler Charles Townshend im Unterhaus ein ganzes Bündel von Gesetzen durch, die neue Zölle einführten, bestehende Zölle erhöhten und die höheren Gerichtshöfe in den Kolonien ermächtigten, die Einhaltung der Gesetze mit Hilfe von Hausdurchsuchungsbefehlen zu erzwingen. Die Antwort der Kolonisten war ein Boykott britischer Importgüter. Nach tätlichen Angriffen auf Zollbeamte wurden Truppen in das besonders rebellische Boston verlegt, was die Stimmung weiter anheizte: Im März 1770 wurden bei einem Zusammenstoß zwischen Militär und Zivilisten viele Bürger von Boston getötet. Die Protestbewegung sprach vom «Massaker von Boston».
    Knapp vier Jahre später wurde die Hauptstadt von Massachusetts erneut zum Schauplatz einer gewaltsamen Aktion, die in die Geschichtsbücher einging. Die Townshend-Gesetze hatte das Unterhaus nach dem blutigen Vorfall vom Frühjahr 1770 wieder aufgehoben, einen Zoll aber aus Gründen des Prinzips beibehalten: den auf Tee. Im Jahre 1773 verlieh das Parlament der vom Zusammenbruch bedrohten East India Company das Monopol für den Teehandel mit den britischen Kolonien. Um den Boykott von «legalem» Tee zu beenden und den Schleichhandel mit diesem Produkt zu unterbinden, bot die Gesellschaft den nordamerikanischen Kolonien Tee zu einem Preis an, der deutlich unter dem des geschmuggelten Tees lag. In allen Hafenstädten, außer Boston, konnten die Kolonisten dieses Vorhaben auf dem Verhandlungsweg vereiteln. In Boston aber blieb die East India Company hart und löste damit die berühmte «Boston Tea Party» aus: Am 16. Dezember 1773 stürmten als Indianer verkleidete Siedler die Schiffe der Gesellschaft und warfen über 300 Kisten Tee ins Meer.
    Hinter dem revolutionären Akt standen radikale «Patrioten», die auf die vollständige Unabhängigkeit der Kolonien hinarbeiteten, an ihrer Spitze der Jurist und Politiker Samuel Adams und der wohlhabende Kaufmann John Hancock. Unterstützt wurden sie auch von einem Teil der Bostoner Kaufleute. Die Regierung in London unter Lord North war sich des Ernstes der Lage bewußt und reagierte hart. Der Hafen von Boston wurde bis zur Bezahlung der vernichteten Schiffsladungen stillgelegt; die Selbstverwaltungsrechte von Massachusetts wurden drastisch eingeschränkt; ein weiteres Gesetz machte es den örtlichen Behörden zur Pflicht, Quartiere für britische Soldaten bereitzustellen. Nicht weniger provozierend wirkte auf die nordamerikanischen Siedler der «Quebec Act». Sie sicherte den Bewohnern der ehemaligen französischen Provinz, die fast ausnahmslos Katholiken waren, Religionsfreiheit und die Beibehaltung ihres Rechtssystems und ihrer Institutionen zu. Außerdem wurde der nunmehr britischen Kolonie das gesamte Gebiet nördlich des Ohio angegliedert – ein Territorium, auf das auch mehrere nordamerikanische Kolonien Anspruch erhoben.
    Die Empörung über die «untragbaren Gesetze» («Intolerable Acts») war so stark, daß die Volksvertretung von Virginia ein Treffen von Vertretern aller Kolonien vorschlug, auf dem die aktuelle Lage beraten werden sollte. Am 5. September 1774 kamen 55 Delegierte aus zwölf Kolonien zu

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