Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)
Großherzog Leopold floh über das Elsaß nach Mainz und ersuchte von dort aus Preußen um militärische Hilfe. Der Bitte wurde stattgegeben: Preußische Truppen stellten, unterstützt von Verbänden der immer noch bestehenden Zentralgewalt, ebenso wie in Sachsen und der Pfalz, auch in Baden mit äußerster Härte die Ordnung wieder her; erst am 23. Juli war mit der Kapitulation der Festung Rastatt der dritte badische Aufstand endgültig niedergeworfen. Im deutschen Südwesten standen die Verbände des Hohenzollernstaates unter dem Oberbefehl eines Bruders von König Friedrich Wilhelm, des «Kartätschenprinzen» Wilhelm, der 22 Jahre später in Versailles zum Deutschen Kaiser gekrönt werden sollte.
Die Teilnehmer der Reichsverfassungskampagne hatten sich aus höchst unterschiedlichen Gründen den Aktionen angeschlossen. Der Zorn auf die Entscheidung Friedrich Wilhelms IV. vertrug sich schlecht mit dem Nein der Republikaner zum Erbkaisertum. In Baden spielte die Ablehnung der neu eingeführten allgemeinen Wehrpflicht und des ungewohnten Drills durch die Rekruten eine wichtige Rolle. Manche beteiligten sich an den Kämpfen, weil sie gegen die herrschenden Verhältnisse im allgemeinen oder gegen ihre soziale Not im besonderen protestieren wollten. Militärisch gesehen hatte die Erhebung, so wie die Dinge im Frühjahr 1849 lagen, keine Erfolgsaussichten. Die politische Ausgangslage war gleichfalls ungünstig: Das liberale Bürgertum war zwar von der Haltung des preußischen Königs schwer enttäuscht, sah darin aber keinen Grund, sich mit den Radikalen gegen den bestehenden Staat zusammenzutun. Die Reichsverfassungskampagne verfolgte nationale Ziele, verfügte jedoch über keine nationale Organisation, die erforderlich gewesen wäre, um diese Ziele durchzusetzen. Der Versuch, die deutsche Revolution durch eine Volkserhebung zu retten, konnte unter solchen Umständen nicht gelingen.[ 92 ]
Die Niederwerfung der Revolutionen in Italien und Ungarn
Länger als in Deutschland dauerte die Niederwerfung der Revolution in Italien und Ungarn. Am 12. März 1849 trat das Königreich Sardinien-Piemont wieder in den Krieg mit Österreich ein. Doch nur zehn Tage später fügte Radetzky den piemontesischen Truppen bei Novara die entscheidende Niederlage bei. König Karl Albert, der den Krieg ganz zu seiner eigenen Sache gemacht hatte, dankte ab und ging ins Exil. Sein ältester Sohn, der neue König Viktor Emanuel II., unterzeichnete am 26. März den Waffenstillstand. Der Friedensvertrag, der am 6. August 1849 in Mailand unterzeichnet wurde, bürdete dem Königreich zwar harte Kriegsentschädigungen auf, ließ aber den Gebietsbestand Sardinien-Piemonts in den Vorkriegsgrenzen unangetastet. Ergänzend zum Vertrag sagte Kaiser Franz Joseph den meisten Aufständischen, die auf piemontesischer Seite gekämpft hatten, eine Amnestie zu. Die Milde Wiens entsprang nüchternem Kalkül: Von Viktor Emanuel wurde erwartet, daß er vorsichtiger regieren würde als sein Vater. Zu dieser Einschätzung hatte der junge König bereits im Mai Anlaß gegeben, als er, ungeachtet der linken Mehrheit in der Kammer, ein gemäßigtes Ministerium unter dem Marchese Azeglio berief, das dann den Friedensvertrag aushandelte.
Auch in Mittel- und Süditalien setzten sich im Frühjahr 1849 die Kräfte der alten Ordnung durch. In der Toskana, wo zuvor die gemäßigten Liberalen die Radikalen in der Regierung abgelöst hatten, brachten österreichische Truppen Großherzog Leopold II. wieder auf den Thron. Sizilien, das inzwischen im Chaos zu versinken drohte, wurde um dieselbe Zeit von Ferdinand II. aus dem Hause Bourbon, dem in Neapel residierenden König beider Sizilien, zurückerobert. Im Kirchenstaat intervenierten auf Ersuchen Pius IX. neben Österreich auch Frankreich, Spanien und Neapel, um die weltliche Herrschaft des Papstes wiederherzustellen. Mitte Juni begann die französische Beschießung von Rom. Etwa 1900 Soldaten und Freiwillige der am 8. Februar proklamierten Römischen Republik kämpften unter Führung Garibaldis gegen das französische Expeditionskorps unter General Goudinot, das inzwischen auf 35.000 Mann aufgestockt worden war. Am 3. Juli fiel ganz Rom in die Hände der Eroberer. Es war derselbe Tag, an dem Stunden zuvor die am 1. Juli verabschiedete Verfassung auf dem Campidoglio feierlich verkündet worden war. Die meisten maßgebenden Republikaner konnten nach Piemont fliehen. Für manche von ihnen war das nur eine Zwischenstation: Mazzini,
Weitere Kostenlose Bücher