Geschichte des Westens
Januar 1925 ließ er sich vom Rumpfparlament zum Ministerpräsidenten und Oberkommandierenden der albanischen Streitkräfte wählen. Am 22. Januar proklamierte das Parlament die Republik, womit die zunächst in der Schwebe gelassene Frage der Staatsform fürs erste geklärt war. Am 31. Januar ließ sich Zogu auf die Dauer von sieben Jahren zum Präsidenten wählen und eine Verfassung verabschieden, die dem Staatsoberhaupt außerordentlich weitgehende Befugnisse einräumte.
Damit begann eine 14 Jahre währende persönliche Diktatur Zogus, zu deren Kennzeichen neben einem entschiedenen Nationalismus auch politische Morde gehörten, die vom ersten Mann des Staates in Auftrag gegeben wurden. Wirtschaftlich versuchte der Präsident, das Land durch Konzessionen an italienische und britisch-persische Erdölgesellschaften zu stärken. Außenpolitisch lehnte er sich, um nicht übermäßig vom südslawischen Nachbarn abhängig zu werden, verstärkt an Italien an. 1926 und 1927 wurden die beiden Tiranapakte abgeschlossen, von denen der zweite eine gegenseitige Pflicht zur Verteidigung des Vertragspartners im Fall des Angriffs einer dritten Macht festlegte. Tatsächlich bedeutete der Pakt wegen der militärischen Schwäche der von Zogu geschaffenen albanischen Miliz eine einseitige Schutzverpflichtung Italiens gegenüber dem Land auf der Ostseite der Adria.
Im Sommer 1928 ließ Zogu beide Kammern des Parlaments auflösen und eine Konstituante wählen, die die Verfassung von 1925 so änderte, daß Zogu am 1. September 1928 zum «König von Albanien» gewählt werden konnte. Die neue Verfassung vom 1. Dezember 1928 bezeichnete Albanien als «demokratisches, parlamentarisches und erbliches Königreich». Dieses übernahm, ähnlich wie die Türkei Kemal Atatürks, Gesetzbücher anderer Staaten, darunter von Frankreich den Code Civil und vom faschistischen Italien das Strafgesetzbuch. Die Verwaltung wurde nach französischem Vorbild im zentralistischen Sinn organisiert. Eine Agrarreform aus dem Jahr 1930 nahm sich auf dem Papier radikaler aus als in der Praxis: Die Obergrenze des zulässigen privaten Grundbesitzes lag bei 40 Hektar für den einzelnen Eigentümer und jeweils weiteren 15 Hektar für die Ehefrau und jedes Kind. Zunächst mußten die Grundherren jedoch nur ein Drittel des in Frage kommenden Besitzes an die staatliche Agrarbank verkaufen; verpflichteten sie sich zur Modernisierung, konnten sie den verbleibenden Besitz noch für die Dauer von 15 Jahren behalten.
Während der Weltwirtschaftskrise wurde Albanien immer abhängiger von italienischen Krediten. Eine Zollunion, wie Mussolini sie wünschte, um eine Sicherheit für weitere Anleihen zu schaffen, konnte Italien zwar nicht durchsetzen (nicht einmal durch eine Flottendemonstration vor Durazzo, albanisch Durrës, im Juni 1934), wohl aber Bedingungen, die tief in die Souveränität Albaniens eingriffen. Seit 1935 war das Land ein wirtschaftliches Protektorat des faschistischen Italien. Für die politische Unterwerfung Albaniens bedurfte es aber noch anderer internationaler Rahmenbedingungen, die erst die europäische Krise am Vorabend des Zweiten Weltkrieges schuf.
Wenn es irgendein westliches Land gab, das im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts immer wieder Anlaß bot, von «balkanischen» Verhältnissen zu sprechen, dann war es Portugal. Die Revolution von 1910, die den Übergang von der Monarchie zur Republik brachte, hatte nicht zur Stabilisierung geführt. Die Regierungen wechselten so häufig wie wohl nirgendwo sonst in Europa. Aufstände, gern «Revolutionen» genannt, Staatsstreiche und Bombenanschläge waren so zahlreich, daß sie außerhalb Portugals kaum noch Aufsehen erregten. Im Januar 1915 erlebte das Land unter dem General Joaquim Pereira Pimento de Castro seine erste Diktatur. Sie war indes nur von kurzerDauer. Im April 1915 wurde sie durch eine «Revolution» gestürzt, an der sich auch Teile von Armee und Marine beteiligten.
Im Ersten Weltkrieg war Portugal, trotz seiner traditionell engen Bindung an Großbritannien, zunächst neutral geblieben. 1916 trat es dann doch auf der Seite der Entente in den Krieg ein und schickte etwa 100.000 Soldaten nach Flandern und in die afrikanischen Kolonien. Der Kriegseinsatz, der insgesamt 35.000 Tote und Verwundete forderte, und der zunehmende Mangel an Lebensmitteln lösten seit Sommer 1917 heftige Unruhen und Streiks der Anarchosyndikalisten aus. Die Regierung, die von der Demokratischen Partei
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