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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Vorsitzender und mehrfacher Präsidentschaftskandidat Eugene V. Debs wurde 1918 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt (und 1921 von Präsident Harding begnadigt). Die Deutschamerikaner, von denen sich viele 1914 auf die Seite der Mittelmächte gestellt hatten, wurden zur Zielscheibe einer gehässigen Kampagne. Die antideutsche Wendung erfaßte auch die Umgangssprache: Amerikanische Patrioten verwandelten Sauerkraut in «liberty cabbage» und die Bratwurst in «liberty sausage».
    Beschränkungen ihrer gewohnten Freiheit mußten auch die Unternehmer und die Verbraucher hinnehmen. Die als Druckmittel gegen die neutralen Staaten gedachte, im Juni 1917 beginnende Embargopolitik traf vor allem die Exportindustrie und die Landwirtschaft. Der Lever Food Control Act vom August 1917 schuf Handhaben, um die Versorgung mit Lebensmitteln so zu regeln, daß die Bedürfnisse der amerikanischen Truppen und der Verbündeten vorrangig berücksichtigt werden konnten. Die Rüstungsindustrie unterlag formell seit Juli 1917 der Kontrolle durch das War Industries Board; tatsächlich handelte es sich bei der Behörde eher um ein Organ korporativer Selbstverwaltung, in dem im Zweifelsfall die Vertreter der großen Konzerne das Sagen hatten. Das im April 1918 geschaffene National War Labor Board hatte die Aufgabe, Streiks in der Rüstungsindustrie auf dem Vermittlungsweg zu verhindern; im Gegenzug mußten die Arbeitgeber den Achtstundentag, Mindestlöhne und das Prinzip der gleichen Entlohnung von Männern und Frauen zugestehen und das Recht der kollektiven Aushandlung von Tarifverträgen sowie das Streikrecht anerkennen. Die Finanzierung des Krieges, darunter der Materiallieferungen an die europäischen Alliierten auf Kredit, lief zu einem großen Teilüber Kriegsanleihen (Liberty Bonds), aber auch über neue Abgaben und Steuern. Als der Krieg im November 1918 zu Ende ging, hatten die Schulden der Verbündeten einen Stand von über 10 Milliarden Dollar erreicht.
    Militärisch waren die USA im Frühjahr 1917 noch längst nicht ausreichend auf einen Kriegseinsatz vorbereitet. Im Mai 1917 stimmte der Kongreß dem von Wilson vorgelegten Selective Service Act zu, durch den die allgemeine Wehrpflicht eingeführt wurde. Zu den Berufssoldaten und den Freiwilligen kamen in der Folgezeit fast 3 Millionen einberufene Soldaten. Insgesamt taten 1917/18 4,8 Millionen Mann Dienst in Army, Navy und der jungen Air Force. Den wichtigsten Beitrag leisteten zunächst amerikanische Zerstörer, die die britische Marine bei der Versenkung deutscher Unterseeboote und der Verminung der Nordsee unterstützten – mit der Folge, daß die Deutschen mit ihren U-Booten keinen durchschlagenden Erfolg mehr erringen konnten.
    Im Oktober 1917 begann der Transport von insgesamt 42 Infanteriedivisionen nach Europa. Seit dem Frühjahr 1918 kamen Truppen der USA in größerer Zahl zum Fronteinsatz in Frankreich. Zum geflügelten Wort wurde der (oft fälschlich dem Kommandeur der American Expeditionary Forces, General Pershing, zugeschriebene) Ausspruch, den Oberst Charles E. Stanton von der 16. Infanteriedivision am 4. Juli 1917, dem Independence Day, am Grab des Marquis de Lafayette in Paris tat: «Lafayette, we are here!» Die französische Hilfe beim amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gehörte in den USA wie in Frankreich zum historischen Allgemeinwissen. An das Erbe der beiden atlantischen Revolutionen des späten 18. Jahrhunderts zu erinnern hieß den deutschen «Ideen von 1914» eine angemessene Antwort zu erteilen: die Berufung auf die ungleich attraktiveren Ideen von 1776 und 1789.[ 6 ]
    Der preußisch geprägte «Sozialismus», den die deutschen Kriegsideologen dem westlichen «Kapitalismus» entgegenstellten, nahm im Dezember 1916 Gesetzesform an: Das Gesetz über den Vaterländischen Hilfsdienst verpflichtete alle Männer vom 17. bis zum 60. Lebensjahr, soweit sie nicht eingezogen waren, zum Dienst in der Rüstungsindustrie und kriegswichtigen Einrichtungen. Gewissermaßen als soziale Kompensation wurde in Betrieben mit mindestens 50 Beschäftigten eine Frühform von innerbetrieblicher Mitbestimmung in Gestalt von Arbeiter- und Angestelltenausschüssen und paritätischen, von Arbeitgebernund Arbeitnehmern gebildeten Schlichtungsausschüssen eingeführt. Das Hilfsdienstgesetz war ein Teil des von Generalquartiermeister Erich Ludendorff entworfenen «Hindenburg-Programms», das die deutsche Wirtschaft forciert auf Rüstungszwecke umstellen sollte. Die

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