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Geschichte Hessens

Geschichte Hessens

Titel: Geschichte Hessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank-Lothar Kroll
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Gebiet. Erster Preisträger war der aus Rheinhessen stammende Dichter Stefan George (1863–1933). 1930 wurde der Preis Sigmund Freud zugesprochen, dessen damals noch junge Wissenschaftsdisziplin durch das 1929 eröffnete
Psychoanalytische Institut
in Frankfurt eine ihrer frühesten institutionellen Verankerungen erhielt. Und auch im Städtebau setzte Frankfurt in den 1920er Jahren Akzente. Aufsehen erregten nicht nur Architekturschöpfungen wie das von Peter Behrens (1868–1940) in expressionistischem Stil gestaltete Verwaltungsgebäude der Farbwerke Hoechst – erbaut 1924, im gleichen Jahr wie der Frankfurter Flughafen –, sondern auch die allerdings nicht unumstrittenen Wohnanlagen von Ernst May (1886–1970, Stadtbaurat seit 1925), dessen in typisierter Fertigbauweise errichtete Frankfurter Vorortsiedlungen in Niederrad, Sachsenhausen und Bornheim genormte Öde und Monotonie verbreiteten.
     
    Großhessische Pläne.
Unabhängig von solchen Zusammenhängen bewegten in den Jahren nach 1918 Diskussionen um die sogenannte
Reichsreform
die Gemüter vieler hessischer Bürger.Nach dem Vorbild territorialer Neugliederungsmaßnahmen, wie sie 1920 zum Zusammenschluß der sächsischen und thüringischen Kleinstaaten zum Land Thüringen geführt hatten, entstanden auch in Hessen zahlreiche Pläne zur Errichtung eines gesamthessischen Reichslandes, welches die preußische Provinz Hessen-Nassau und die rechtsrheinischen Teile des ehemaligen Großherzogtums Hessen-Darmstadt zusammenfassen sollte. Der in Kassel gegründete «Hessische Volksbund» hatte in diesem Sinn bereits Ende 1918 einen «Großhessischen Freistaat» gefordert. Solche Initiativen zur Schaffung eines Landes Hessen, das von Kassel bis zum Neckar, von Rheinhessen bis nach Aschaffenburg reichen und vor allem als wirtschaftspolitische Einheit Profil gewinnen sollte, wurden jedoch nicht zuletzt infolge der französischen Besetzung Rheinhessens hinfällig und verebbten nach 1924. Lediglich der Anschluß des in Nordhessen gelegenen ehemaligen Fürstentums Waldeck an die preußische Provinz Hessen-Nassau konnte 1929 auf Druck Preußens, das den unter ständiger Finanznot leidenden Kleinstaat schon seit einem 1867 geschlossenen «Akzessionsvertrag» verwaltete, realisiert werden, womit die über 800jährige selbständige Geschichte Waldecks endete. Der (seit 1625) waldecksche Landesteil Pyrmont war bereits 1922 nach einer Volksabstimmung in der preußischen Provinz Hannover aufgegangen. Darüber hinaus mag man allenfalls noch die 1924 erfolgte Zusammenlegung der Reichstagswahlkreise Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel als Vorausnahme zukünftiger «gesamthessischer» Entwicklungen bewerten.
3. Nationalsozialistische Herrschaft
    Machtergreifung in Darmstadt und Kassel.
Im Volksstaat Hessen, in dem seit Ende 1931 eine sozialdemokratische Minderheitsregierung amtierte, vollzog sich die Machtübernahme der Nationalsozialisten durch eine perfide Doppelstrategie von organisiertem Druck von unten und zielgerichtetem Eingreifen von oben. Nach der Reichstagswahl vom März 1933 gab es Massendemonstrationen lokaler NSDAP-Formationen vor dem Landtag in Darmstadt, öffentliche Hetzreden und tätlicheAngriffe auf Hitler-Gegner sowie erste Verhaftungen politisch Mißliebiger. Unter dem Vorwand, in der hessischen Landeshauptstadt «Ruhe und Ordnung» herzustellen, entsandte der nationalsozialistische Reichsinnenminister Wilhelm Frick einen «Reichskommissar» nach Darmstadt, welcher zentrale Schaltstellen der Macht von SA-Truppen besetzen und die hessische Polizei von republiktreuen Beamten «säubern» ließ. Dieser Strategie unterlag der zunächst zur Gegenwehr entschlossene hessische Innenminister Wilhelm Leuschner (1890–1944, SPD) als Chef der Landespolizei. Bestehende Verwaltungsstrukturen fielen der braunen Willkür zum Opfer, die Kommunalparlamente wurden entmachtet, regimetreue Bürgermeister und Landräte eingesetzt. Im April 1933 ermächtigte das
Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich
den von Hitler zum «Reichsstatthalter» berufenen NSDAP-Gauleiter von Frankfurt am Main und Hessen-Nassau, Jakob Sprenger (1884–1945), zur endgültigen Entlassung der noch immer geschäftsführend amtierenden SPD-Landesregierung – schon zuvor war vom Landtag ein neuer NSDAP-«Staatspräsident» gewählt worden. Anfang 1934 schließlich wurde der Landtag dann ganz aufgelöst, seine Hoheitsrechte wurden auf das Reich übertragen, die Provinzialverwaltung des Landes

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