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Geschichte Irlands

Geschichte Irlands

Titel: Geschichte Irlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Stuchtey
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herbeiführen.
    Ein anderer begnadeter Redner der United Irishmen war Robert Emmet, der sogar mit Napoleon und Talleyrand Kontakt aufnahm. Das Sektierertum, die Geheimgesellschaften und derKampf im Untergrund besaßen durchaus revolutionäres Potential, ergriffen mit ihren antimonarchischen Ideen jedoch nicht die einfache irische Bevölkerung und waren insgesamt zu schlecht koordiniert. Vielerorts identifizierten die katholischen Iren sich mit der Monarchie, wie sie sich schon in der Zeit des Bürgerkriegs Mitte des 17. Jahrhunderts loyal gegenüber Karl I. verhalten und so viel Abscheu für Cromwell verspürt hatten wie nun für die
Terreur
der Französischen Revolution.
    Die lokalen Aufstände von 1798 wurden durch die Engländer teils drakonisch niedergeschlagen. Am Ende der Epoche blieb eine geteilte, aber geschichtsmächtige Erinnerung: Aus irischer Sicht symbolisierte die gescheiterte Rebellion von 1798 wie der nicht eingehaltene Vertrag von Limerick (1691) Englands prekäres Verhältnis zum katholischen Irland mit dessen Streben nach Emanzipation. Auf protestantischer Seite weckte das Jahr 1798, in dem es auch zu Massakern an Protestanten kam, Erinnerungen an den blutigen Aufstand der Katholiken von 1641 und rechtfertigte so scheinbar Gegengewalt als Reaktion auf Gewalt.
    Aber auch an das protestantisch beherrschte Irland ließ sich nach 1800 in der Erinnerung nicht mehr recht anknüpfen. Das Parlament war verloren, auch weil seine Abgeordneten sich mit Geld und Ämtern hatten bestechen lassen und die parlamentarische Union mit Großbritannien selbst unterstützt hatten, weil ihnen gedroht wurde, ihre Peerwürde werde durch unzählige Neuerhebungen in den Adelsstand belanglos. Administrative Ineffizienz, Korruption und Günstlingswirtschaft – das waren bekannte Phänomene einer imperialen, von einem technokratischen Selbstverständnis noch weit entfernten Bürokratie. Charles Cornwallis hatte dies in Indien und an anderen Stationen des Empires gelernt, bevor er Lord Lieutenant of Ireland (1798–1801) wurde, um hier die Union zu erzwingen.
    Weniges kontrastierte mit der Niederlage Irlands so deutlich wie der Pariser Frieden von 1783, der Amerikas Unabhängigkeit, für die viele Iren gekämpft hatten, besiegelte. Das georgianische Dublin, die Zivilisation der Ascendancy, verfiel, so wie seine einst prächtige Architektur baufällig wurde. Zugleichsuchte die politische und gesellschaftliche Elite ihr Glück in der Emigration. Henry Grattan wurde Abgeordneter im Parlament von Westminster. Für Dublins Überleben wurde nun die Union mit England wesentlich, gegen die man doch seit dem 17. Jahrhundert kontinuierlich gekämpft hatte.

IV. Jahrhundert der Extreme
1801–1921
    Der Schlüsselbegriff für das lange 19. Jahrhundert in Irland ist die Union, die mit der Massenmobilisierung der öffentlichen Meinung, der großen Hungersnot von 1845–1849 und mit Auswanderungswellen von bisher unbekannten Ausmaßen unmittelbar in Zusammenhang steht. Eine noch stärkere Bindung der Landfrage an die nationale Frage und der katholischen Kirche an den irischen Nationalismus war die Folge. Erster Weltkrieg, Osteraufstand und Bürgerkrieg: Irlands Geschichte der Extreme kulminierte in der Gewalt des noch jungen 20. Jahrhunderts.
Die Massenmobilisierung der öffentlichen Meinung
    Nach der Jahrhundertwende wurde Wandel – als ideologische Folge der Aufklärung und als politische Folge der Französischen Revolution – greifbarer als je zuvor. Noch um 1700 war für den durchschnittlichen Menschen eine Veränderung der Alltagsumstände innerhalb seiner Lebenszeit kaum zu spüren gewesen. Um 1800 dagegen hatte ein rasanter Wandel auf lokaler wie auf nationaler Ebene eingesetzt. Die Ikonen der Industriellen Revolution wie die Dampfmaschine und ein Netz von Kanälen hatten eine ganz neue Geographie geschaffen. Die konzentrierte Akkumulation von Kapital und ein rasches Bevölkerungswachstum, die Privatisierung der Wirtschaft und, als Kampf dagegen, der Frühsozialismus hatten die Britischen Inseln in besonderem Maße geprägt. Deren Sonderweg und damit auch der Sonderweg Irlands war globalgeschichtlich erst mit der Industriellen Revolution sichtbar geworden. In Irland war davon ab der Jahrhundertwende die Bevölkerungsmehrheit zunehmend deutlich betroffen.
    Der Streit um ihre Emanzipation war

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