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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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vollgestopft mit unnützen Flugblättern und Veranstaltungsankündigungen. Ein andermal, das würde er alles ein andermal ausmisten.
    »Haben Sie Ihre Nachricht schon bekommen, Sir?«
    Axel drehte sich um. »Nachricht? Welche Nachricht denn?«
    »Sie haben ein Teleform bekommen. Dringend, hieß es. Der junge Henry wollte es Ihnen vorbeibringen, hat Sie aber nicht angetroffen.«
    »Ich war zu Tisch.«
    »Vermutlich hat Henry es Ihnen unter der Tür durchgeschoben, Sir, aber ich gebe Ihnen vorsichtshalber das Original mit.«
    »Das ist nett von Ihnen.«
    »Sehen Sie? Es kommt aus Deutschland«, sagte Bill und gab ihm einen gelben Umschlag. »Aus Berlin«, fügte er mit einer sehnsüchtigen Mischung aus Respekt und Neugier hinzu.
    Axel tastete nach seiner Lesebrille und riß den Umschlag auf.
     
    Professor Axel Bauer
    St. Matthew’s College
    Cambridge
    ENGLAND
     
    Sehr geehrter Herr Professor Bauer,
    zu unserem Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, daß Ihr Vater, Freiherr Dietrich Bauer, schwerkrank ist. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, aber es ist meine Pflicht, Sie darüber in Kenntnis zu setzen, daß sein Ableben nur mehr eine Frage der Zeit ist. Er hat wiederholt den Wunsch geäußert, Sie noch einmal zu sehen, und falls es sich terminlich machen ließe, möchte ich Sie bitten, so schnell wie möglich herzukommen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Rosa Mendel
    (Direktor)
     
    Als Axel auf dem Flughafen Speer landete, war er erschöpft. Sein Flugzeug, eine Messerschmitt Pfeil 6, war voller Geschäftsleute gewesen, und angesichts ihrer todschicken Anzüge und der wunderlichen Andacht, die sie ihren tragbaren Elektronenhirnen entgegenbrachten, kam er sich schäbig und deplaciert vor. Er hatte den Eindruck, daß ihn nicht einmal die Flugbetreuerinnen für voll genommen hatten. Ach ja, die Tage des Respekts für Akademiker und Naturwissenschaftler gehörten endgültig der Vergangenheit an. Das Geld regierte heutzutage die Welt, und die Geschäftsleute, die die Leistungen der Akademiker und Naturwissenschaftler ausgebeutet hatten, ernteten die Früchte der Arbeit anderer und schmückten sich mit fremden Lorbeeren.
    Lorbeeren! Erst als er schon den halben Flug hinter sich hatte und über die laute, aufdringliche Welt um sich her nachdachte, fiel Axel plötzlich ein, daß er ja die Baronie seines Vaters erben würde. Freiherr Axel Bauer. Lächerlich.
    Vielleicht war hier die Erklärung für das auffällige Entgegenkommen und die Hilfsbereitschaft der Universitätsverwaltung zu suchen, als er eine Woche Urlaub aus familiären Gründen beantragt hatte. Wahrscheinlich führte man ihn in irgendwelchen Akten als Sohn eines großdeutschen Reichshelden. Heutzutage konnten diese chevaleresken Albernheiten aus Gloders Zeit den meisten Menschen zwar gestohlen bleiben, aber es gab immer noch genug Nostalgiker und Snobs, um zu gewährleisten, daß einem leibhaftigen Baron des Reichs die gebührende Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Und wenn es nur ein guter Tisch im Restaurant war. Er brauchte also nur seine Ausweise und Kreditkarten auf den neusten Stand zu bringen, und schon würden Diensteifer und Respekt dieser Flugbegleiterinnen …
    Angesichts des streng geheimen Projekts, an dem seine Kollegen und er in Cambridge arbeiteten, hatten sich auch die Behörden in London und Berlin erstaunlich kooperativ gezeigt. Die Reiselust von Junggesellen, selbst wenn sie sich auf Europa beschränkten, war höheren Orts nicht gern gesehen, wenn diese Männer streng vertrauliche Forschungen betrieben. Ehemännern, die Frauen und Kinder zurückließen, warf man dagegen nie Knüppel zwischen die Beine. In diesem Fall hatte man seinem Antrag jedoch schnell und unbürokratisch stattgegeben.
    Die Taxifahrt vom Hotel Adlon Unter den Linden in einem brandneuen DW Elektrik – Deutschland bekam die neuen Modelle also immer noch als erstes, obwohl das offiziell dementiert wurde – war sehr komfortabel. Er sah voller Bewunderung aus dem Fenster, als sie im Tiergarten an all den Statuen, Pavillons und Türmen zum höheren Ruhm Glodersvorbeisausten, aber in Gedanken war er bei dem Sterbenden, dem er bald gegenüberstehen würde. Seinem Vater, der ihm so fremd geworden war. Nach dem Tod seiner Mutter in den sechziger Jahren hatte Axel noch zwei Briefe mit ihm gewechselt, danach nichts mehr. Nicht einmal Weihnachtskarten.
    Die Direktorin des Wannsee-Krankenhauses war eine beherrschte, tüchtig wirkende junge Frau. Als er sie im Foyer unter einem

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