Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
immerzu dieselben Namen«, schnauzte mein Vater ihn an. »Was ist denn so verflixt wichtig an denen? Ist es denn nicht unverkennbar, daß mein Sohn krank ist? Er braucht ärztliche Betreuung, aber kein … kein Verhör, nicht diesen infantilen Mantel-und-Degen-Blödsinn.«
    »Sie sind also immer noch überzeugt davon,
daß
Sie Ihren Sohn vor sich haben?«
    »Natürlich sind wir sicher! Wie oft soll ich das denn noch sagen?«
    »Trotz seines Akzents?«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Das sagen wir Ihnen doch die ganze Zeit. Ich würde Michael selbst dann wiedererkennen, wenn er sich den Schädel kahlrasieren, einen Vollbart stehen lassen und nur noch Suaheli sprechen würde.«
    Hubbard hob die Hände. »Ja, wissen Sie, das ist das Befremdliche an dieser ganzen Affaire.«
    »Affaire? Sagten Sie
Affaire
? Was soll das sein, der Fall Lissabon? Ein Junge stößt sich den Kopf, verliert das Gedächtnis und spricht fortan mit einem merkwürdigen Akzent. Das ist ein Fall für die Medizin, aber kein Grund, sich mit paranoiden Verhören die Nacht um die Ohren zu schlagen. Wenn das alles ist«, und mein Vater schickte sich an aufzustehen, »würden wir Michael jetzt gerne mit nach Hause nehmen.«
    Brown war hinter Hubbard auf und ab gelaufen, blieb jetzt stehen, beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Hubbard hörte zu, stellte flüsternd eine kurze Gegenfrage und nickte dann. Ihre Körpersprache machte mir unvermittelt klar, daß in Wirklichkeit Brown der Ranghöhere der beiden war.
    »Oberst Young«, sagte Hubbard. »Ich fürchte, das wird sich noch nicht machen lassen, Sir. Bitte setzen Sie sich und hören Sie mich an.«
    »Ich glaube, ich habe schon genug gehört …«
    »Es dauert nicht lange, Sir. Mrs. Young, dürften wir Sie wohl darum bitten, eine Weile nebenan zu warten?«
    »Ich rühre mich nicht von der Stelle!« sagte meine Mutter, vor Entrüstung rot angelaufen.
    »Es geht um eine Verschlußsache, Ma’am. Ich fürchte, ich kann Ihrem Wunsch nicht nachkommen.«
    »Und was ist mit Mike?«
    »Wir haben Grund zu der Annahme, daß Ihr Sohn bereits im Besitz dieser Informationen ist. Nur deswegen haben wir uns heute abend hier versammelt.«
    »Heute morgen, meinen Sie wohl«, versetzte meine Mutter schnippisch, stand wohl oder übel auf und ging zur Tür. Dort sah sie sich noch einmal um. Mein Vater nickte ihr beruhigend zu, und sie rauschte naserümpfend aus dem Saal. Bevor sich die Tür hinter ihr schloß, hörte ich eine Frauenstimme fragen, ob sie hungrig sei.
    »Oberst Young, Ich möchte mich in aller Form entschuldigen, Sir. Wenn wir hier fertig sind, werden Sie verstehen, daß diese Vorsichtsmaßnahmen unumgänglich waren.«
    »Ja, ja, schon gut«, winkte mein Vater ab.
    »Obwohl Sie nicht mehr Ihre alte Position bekleiden, Sir, wissen Sie sicher noch, was wir unter ›Sicherheitsstufe eins‹ verstehen. Der Begriff ist Ihnen doch geläufig, oder?«
    »Mein Sohn«, sagte mein Vater und schlug sich ein paarmal an die herausgedrückte Brust. »Hier ruhen Staatsgeheimnisse, bei denen Sie das Knochenkotzen kriegen würden.«
    »Daran zweifle ich nicht, Sir.« Hubbard wandte sich mit entrücktem Blick an mich, als wiederhole er ein in der Schule auswendig gelerntes Mantra. »Und Sie, Michael. Ist Ihnen klar, daß nichts von dem, was Sie gleich erfahren werden, außerhalb dieses Raums je wiederholt werden darf?«
    Ich nickte und wischte mir nervös die Hände an den Baumwollshorts ab.
    »Sind Sie bereit, darauf einen Eid abzulegen?«
    »Jederzeit«, sagte ich.
    Hubbard bückte sich wie ein Mann im Restaurant, der seine Serviette fallen lassen hat, und kam mit einer kleinen schwarzen Bibel wieder hoch. Er reichte sie mir feierlich.
    Ich sah zu meinem Vater hinüber, weil ich den Aberwitz der Situation mit jemandem teilen wollte, aber er verzog keine Miene.
    »Nehmen Sie das Buch bitte in die rechte Hand, Michael.«
    Ich folgte der Anweisung. Das Cover des schwarzgekörnten Lederbandes trug in Goldprägung das Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Ich schlug das Buch unauffällig auf und sah, daß es keineswegs eine Bibel war.
    »Sprechen Sie mir nach: Ich, Michael Young …«
    »Ich, Michael Young …«
    »Schwöre feierlich …«
    »Schwöre feierlich …«
    »Auf die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika …«
    »Auf die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika …«
    »Daß ich sämtliche mir anvertrauten Informationen …«
    »Daß ich sämtliche mir anvertrauten

Weitere Kostenlose Bücher