Geschichte machen: Roman (German Edition)

auf.
    Die Geste war zu heftig. Der gesamte Inhalt des Schränkchens stürzt ihm entgegen. Rasierschaum, Zahnpasta, Zahnbürsten, Salbentuben, Tablettenschachteln.
     
    MICHAEL (schreit aufgebracht)
    Mist! Zum Geier! Zum Aasgeier!
     
    Er sammelt die Sachen wieder ein und versucht, sie zurückzustopfen. Ohne viel Erfolg.
     
    MICHAEL
    Zum Aasgeiermist!
     
    Er greift nach einem Rasiermesser und schneidet sich. Er saugt an der Wunde und wird noch wütender.
     
    MICHAEL
    Scheibenkleistergeiermist!
     
    Vor sich hin fluchend stapft er in die Küche.
     
    MICHAEL
    Aasgeierbockmist.
     
    SCHNITT AUF:
    Innen Michaels Haus, Küche – Nacht
    MICHAEL hält die blutende Hand unter fließendes Wasser und geht dann verdrossen zum Eßtisch.
    Auf dem Tisch liegt seine offene Brieftasche. Ihr Inhalt liegt auf der Tischplatte verstreut. Geld, Kreditkarten, Führerschein, Notizzettel. MICHAEL sitzt trübsinnig am Tisch und geht die Gegenstände noch einmal durch. Er stochert mit dem Finger in den Ecken hinter sämtlichen Laschen der Brieftasche.
     
    MICHAEL (murmelnd)
    Sicher aufbewahren! Selten so gelacht!
     
    Er stützt den Kopf in die Hände und wiegt ihn unglücklich hin und her.
     
    MICHAEL (als Laurence Olivier im
Marathonmann
)
    Sind sie außer Gefahr? Sind sie außer Gefahr?
    (als Dustin Hoffman im selben Film)
    Ja, sie sind außer Gefahr, sie sind vollkommen außer Gefahr.
     
    Er schreit wütend auf.
     
    MICHAEL
    Du Schwachkopf. Du Arschloch. Man könnte dir einen Reisekofferanvertrauen, und sogar den würdest du noch verschusseln, stimmt’s? WARUM? Warum zum Teufel hab ich nicht einfach …
     
    Plötzlich hebt er den Kopf …
     
    MICHAEL
    Hey!
     
    Er lächelt.
     
    MICHAEL
    Genau …
     
    Das Lächeln wird zum Strahlen.
     
    MICHAEL
    Warum bin ich da nicht früher draufgekommen?
     
    Er steht auf und läuft ins Arbeitszimmer.
     
    SCHNITT AUF:
    Innen Michaels Haus, Arbeitszimmer – Nacht
    MICHAEL geht nicht in seine Hälfte des Arbeitszimmers, sondern in Janes. Die säuberlich beschrifteten Umzugskisten sind immer noch nicht abgeholt worden.
     
    MICHAEL
    Sie hat garantiert nicht dran gedacht. Sie kann gar nicht dran gedacht haben. Sie darf nicht dran gedacht haben …
     
    Er zieht die unterste Schublade von Janes Schreibtisch auf und tastet darin herum.
     
    MICHAEL (äfft Jane nach)
    »Immer eine in Reserve … immer eine in Reserve.«
     
    Seine Hand stößt auf etwas.
     
    MICHAEL
    Genau!
    Er zieht die Hand zurück und hält …
    Eine staubige KREDITKARTE.
    MICHAEL pustet sie sauber.
    NAHAUFNAHME der Karte.
    Keine Kreditkarte, sondern eine Art Ausweis mit dem Foto einer ernst dreinschauenden Jane.
    MICHAEL gibt der Karte einen Kuß und fährt mit dem Finger den Magnetstreifen entlang.
     
    MICHAEL
    Schlampe. Blöde Sau. Dumme Kuh. Schatz.
Schmatz!
     
    SCHNITT AUF:
    Außen Genetikblock – Nacht
    Vor dem Gebäude hüpft MICHAEL im schwarzen Rollkragenpulli, schwarzer Hose und schwarzen Handschuhen wenig überzeugend von Busch zu Busch.
    Er mustert das Gebäude. Im Foyer brennt Licht, alles andere liegt im Dunkeln.
    MICHAEL sieht auf seine Armbanduhr.
     
    MICHAEL
    Zum Geier.
     
    Er springt hinter einem Busch hervor und geht mehr oder weniger zuversichtlich auf die Glastüren zu.
    Neben dem Haupteingang sieht man ein Sicherheitsschloß mit einem Schlitz für Magnetkarten.
    MICHAEL holt Janes Karte heraus, schluckt zweimal und zieht sie durch den Schlitz.
    Ein rotes Lämpchen springt auf Grün, und man hört das ersehnte KLACKEN.
    MICHAEL drückt die Tür auf und betritt das Genetikgebäude.
     
    SCHNITT AUF:
    Innen Genetikblock, Foyer – Nacht
    MICHAEL tapst leise durchs Foyer auf die Fahrstühle zu. Er wirft einen verstohlenen Blick auf die Rezeption. Sie ist unbesetzt. Alles ist gespenstisch ruhig.
    MICHAEL drückt auf einen Fahrstuhlknopf, und die Türen gleiten auf.
    Er schluckt nervös, betritt den Fahrstuhl, und die Türen schließen sich hinter ihm.
     
    SCHNITT AUF:
    Innen Genetikblock, dritter Stock – Nacht
    Ein stiller, kaum erleuchteter Korridor.
    PING!
    Licht fällt in den Korridor, als die Fahrstuhltüren aufgleiten, MICHAEL heraustritt und sich nervös nach allen Seiten umschaut.
    Er tastet sich durch den dunklen Korridor, bis er eine ihm bekannte Tür erreicht.
    Er untersucht das Sicherheitsschloß und zieht erneut seine Karte durch den Schlitz.
    Wieder ertönt das entsprechende Klacken.
    Er geht hinein und schaltet das Licht ein.
     
    MICHAEL
    Los geht’s!
     
    SCHNITT AUF:
    Innen