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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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    SCHNITT AUF:
    Innen Satellitenzentrale – Nacht
    LEO hat die Geräte aufgebaut. TIM ist angeschlossen. Von seinen Buchsen laufen Leitungen und Flachbandkabel in alle möglichen Richtungen.
    Man erkennt ein Post-it-Etikett mit der Aufschrift »T. I. M.« über dem Bildschirm.
     
    MICHAEL
    Ich hatte die Pille verloren. Können Sie sich das vorstellen? Ich bin todsicher, daß ich sie gut versteckt hatte, aber ich hab das Scheißding verloren. Mußte erst los und Nachschub besorgen. Deswegen bin ich so spät dran.
     
    LEO
    (in seine Vorbereitungen vertieft)
    Sie haben sie verloren?
     
    MICHAEL leert seine Taschen. Er hat mindestens dreißig Tabletten mitgebracht.
     
    MICHAEL
    Keine Angst, die sollten reichen. Vielleicht ist das sogar ganz gut so. Vielleicht hätte eine einzige gar nicht gereicht. Im Grunde wissen wir ja kaum was über die Scheißdinger, oder?
     
    LEO betrachtet die Pillen.
     
    LEO
    Stimmt.
     
    MICHAEL
    Was meinen Sie, wie viele brauchen wir?
     
    LEO
    Man wird sehen. Wir wissen ja nicht einmal, ob Alois überhaupt Wasser trinkt.
     
    MICHAEL
    Aber hundert pro. Denken Sie bloß an die Kater, die er morgens immer haben muß. Der wird literweise Wasser trinken.
     
    LEO
    Hoffen wir’s. Wenn Sie mir jetzt bitte die Koordinaten geben könnten …?
     
    MICHAEL öffnet die Aktentasche und zieht seine Unterlagen zu Rate. Er ruft LEO die Koordinaten zu.
     
    MICHAEL
    Siebenundvierzig Grad, dreizehn Minuten, achtundzwanzig Sekunden Nord, zehn Grad, zweiundfünfzig Minuten, einunddreißig Sekunden Ost.
     
    LEO ist vor eine Satellitenkonsole getreten und gibt die Angaben ein, die ihm zugerufen werden.
    Man sieht einen Bildschirm Lage und Winkel seines Erdausschnitts ändern. Eingeblendet wird: »47° 13’ 28’’ N – 10° 52’ 31’’ O«.
     
    LEO
    Erledigt.
    LEO geht zu TIM, ergreift ein Kabel und stöpselt es in eine Buchse an der Satellitenkonsole ein.
    LEO geht zu TIM zurück und schaltet ihn ein. Der Bildschirm flackert kurz auf, zeigt aber kein Bild.
     
    LEO
    So. Jetzt das Datum.
     
    MICHAEL
    Wir hatten uns auf Juni 1888 geeinigt.
     
    LEO
    Gut. Sagen wir, den ersten Juni 1888.
     
    MICHAEL
    Frühmorgens.
     
    LEO
    Null sechs null null Uhr.
     
    LEO drückt die entsprechenden Tasten von TIM. Er legt einen Schalter um. Summend erwacht TIMs Bildschirm zum Leben.
    NAHAUFNAHME des Bildschirms. Wieder das schon bekannte chaotische Farbenflirren. Ein geäderter dunkelroter Streifen zieht sich mitten durchs Bild.
     
    MICHAEL
    Das ist es?
     
    LEO
    Das ist es. Braunau am Inn, Oberösterreich, 1. Juni 1888.
     
    MICHAEL
    Wow.
    LEO und MICHAEL sehen sich an.
    LEO nimmt vier Pillen und geht zu einem anderen Tisch, auf dem ein seltsamer GRAUER METALLKANISTER mit Glasdeckel steht. Er öffnet den Kanister und legt die Pillen hinein. Er nimmt ein Kabel, das aus dem Kanister herausläuft, und schließt es an TIM an.
    MICHAEL schluckt.
     
    MICHAEL
    Sind Sie sicher, daß wir auf dem richtigen Weg sind?
     
    LEO starrt MICHAEL an.
     
    LEO
    Für Grundsatzdiskussionen haben wir keine Zeit mehr. In zehn Minuten verlieren wir die Verbindung zum Satelliten.
     
    MICHAEL
    Ich frage mich bloß, ob …
     
    LEO
    Was wollen Sie auf einmal? Wir sind das schon hundertmal durchgegangen. Das Ganze war Ihre Idee, Herrgott noch mal!
     
    MICHAEL
    Ich weiß, ich weiß. Aber was ist, wenn es nun schiefgeht?
     
    LEO
    Wenn
es schiefgeht?
Wenn
es schiefgeht? Michael, es
ist
längst schiefgegangen. Das ist doch gerade das Problem.
    Er zeigt auf den Bildschirm.
     
    LEO (fortgesetzt)
    Schauen Sie! Da! Schauen Sie es sich an! Der schlimmste Verbrecher aller Zeiten wird in nur zehn Monaten von der Leine gelassen. Elend, Qual, Folter, Tod, Verzweiflung, Ruin, Zerstörung und was sonst noch alles. Uns fehlen die Worte für seine Taten. Und das alles können wir verhindern.
    ZOOM auf den Bildschirm. Man sieht die bunten Lichtstrudel, während Leo weiterspricht.
     
    LEO (aus dem OFF fortgesetzt)
    Im Vergleich zu diesem stillen Gäßchen ist die Büchse der Pandora so harmlos wie Barbies Schmuckkästchen. Und wir können etwas dagegen tun! Wir müssen niemanden erschießen oder erstechen. Wir brauchen keine Bomben, kein Gift, keinen Schmerz. Bloß vier kleine Pillen, und das Böse ist nie passiert.
     
    MICHAEL
    Und Sie werden nachts wieder schlafen können.
     
    LEO
    Glauben Sie vielleicht, das wäre alles, worum es mir geht? Um mein ruhiges Gewissen?
     
    MICHAEL
    Na ja … geht es etwa nicht darum?
     
    LEO
    Am

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