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Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Köhlmeier
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lachte man ihn aus.
    »Wachen? Damit sie die Schakale verscheuchen?«
    »Nein«, sagte Aaron, »eine kleine, aber gut bewaffnete Truppe.«
    »Was denkst du denn«, sagten die allzu Selbstsicheren, »wer kann uns noch etwas tun? Wir haben den Pharao besiegt! Wir haben einen Mann unter uns, der direkten Rat von Gott bezieht. Was soll uns denn geschehen?«
    Aaron lächelte und blickte die, die so redeten, mit seinen sanften Augen an.
    »Dann tut es einem alten, mißtrauischen Mann zuliebe, der euch allen sein ganzes Leben lang gedient hat«, sagte er.
    Da meldeten sich viele Männer freiwillig zur Wachtruppe, denn Aaron war beliebt, und kaum einen gab es im Volk Israel, der sich nicht schon gedacht hätte: Dem Aaron möchte ich gerne einmal meine Dankbarkeit zeigen.
    Moses wurde verehrt, aber Aaron wurde geliebt.
    Und Aaron hatte recht. In der zweiten Nacht riefen die Wachen Alarm. Als die Hebräer aus ihrem Schlaf hochschreckten, sahen sie, daß sie in einem weiten Halbkreis von den Soldaten des Pharaos umzingelt waren. Die Morgensonne spiegelte sich in den Waffen dieser Armee, und es sah aus, als wäre da für jeden Israeliten eine ägyptische Waffe.
    Eine bessere Stelle für einen Angriff hätten sich die Offiziere des Pharaos nicht ausdenken können. Flucht war den Hebräern nicht möglich, vor ihnen war das Meer, hinter ihnen ein Heer von zornigen, zu allem entschlossenen Soldaten. Kein Mann trug die Uniform des Pharaos, der nicht in seiner Familie mindestens einen Lieben durch die zehn Plagen verloren hatte. Nie hatte der Pharao über ein Heer verfügt, das mehr motiviert war zu kämpfen als dieses.
    Als die Israeliten sahen, wie hilflos ausgeliefert sie waren, da begannen einige wieder zu jammern und zu schreien und Moses anzuklagen.
    »Was ist mit deinem Gott? Hat er denn nicht gesehen, daß ein Heer hinter uns her war? Was für einen Gott hast du uns da eingeredet! Hättest du uns doch nur in Ruhe gelassen! Wärest du doch geblieben, wo du warst! Wir hatten uns an die Fron gewöhnt, das war unser Leben. Du hast den Pharao provoziert. Nun sollen wir hier in der Wüste sterben?«
    Moses drehte seinem Volk den Rücken zu, hob die Arme und redete mit Gott.
    »Du hast uns hierher geführt«, sagte er. »Was sollen wir tun? Was können wir tun?«
    Und Gott antwortete seinem Knecht: »Habt Vertrauen zu mir! Was seid ihr doch für ein Volk! Habe ich euch nicht herausgeführt aus der Knechtschaft? Habe ich nicht alles gehalten, was ich versprochen habe? Und ich habe euch versprochen, ich werde euch in ein Land führen, in dem Milch und Honig fließen? Und ihr glaubt mir nicht? Und ihr verzagt? Erhebt euch, spannt eure Karren an! Treibt die Tiere hinein in das Meer!«
    »Ich vertraue dir«, sagte Moses.
    Moses sprach mit seinem Bruder. Und Aaron zweifelte nicht. Und Aaron sprach zum Volk. Und das Volk glaubte Aaron. So weit war Moses, der Vermittler zwischen Gott und den Menschen, vom Volk entfernt, daß er selbst einen Vermittler brauchte, und einen besseren als Aaron hatte es nie gegeben.
    Aaron hob den Stab des Moses über das Wasser des Roten Meeres, und da teilten sich die Fluten. Ein trockener Weg führte in die Tiefe des Meeres hinab, und rechts und links dieses Weges stand das Wasser wie eine gläserne Schlucht. Die erste Sonne des Tages schien in die Wasserwände, Fische waren zu sehen und Algen und Krebse und viele schöne Dinge, die das Meer bisher vor den Augen der Menschen verborgen hatte.
    »Es ist ein Wunder«, riefen die Leute. »Aaron hat ein Wunder gemacht.«
    »Ich habe das Wunder gemacht mit dem Stab meines Bruders Moses«, sagte Aaron.
    »Gott hat das Wunder geschehen lassen«, sagte Moses. »Und er hat es getan, obwohl ihr es nicht verdient.«
    Aber dann, als es darum ging, wer zuerst die Straße ins Meer hinein betritt, da hieß es: »Was, auf so einem Weg sollen wir gehen? Rechts und links Wasserberge! Sind die stabil? Wer garantiert uns das? Nein!«
    Streitigkeiten zwischen den einzelnen Stämmen kamen auf.
    Die einen sagten: »Der Stamm Ruben soll vorausgehen! Der Ruben war schließlich der älteste unserer Patriarchen.«
    Andere sagten: »Was hat das damit zu tun? Der Stamm Levi soll vorausgehen. Levi hat immer das ganz große Wort geführt. Jetzt kann er es beweisen!«
    Da kam plötzlich das Gerücht auf: »Nein, derjenige Stamm, der als erster durch das Meer geht, der wird, wenn wir im Land sind, wo Milch und Honig fließen, herrschen über die anderen.«
    Nun schoben sie einander, jeder

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