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Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Köhlmeier
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wollen«, mutmaßte Eliëser.
    »Aber warum tut er so heimlich?« fragte Ismael. »Warum will er, daß wir mitgehen? Ich habe viel Arbeit zu Hause. Was kann ich ihm nützen?«
    »Er ist sehr alt«, sagte Eliëser. »Ich glaube, er denkt an den Tod. Vielleicht will er sich von uns verabschieden.«
    Als sie auf halbem Weg waren, blieb Abraham stehen. Er griff an sein Herz, schwankte. Eliëser und Ismael meinten, er falle gleich. Sie eilten zu ihm.
    »Was ist mit dir? Setz dich, ruh dich aus!« sagte Eliëser.
    Ismael und Isaak standen verlegen dabei, sie, die Söhne, hatten ihren Vater immer nur als einen starken Mann erlebt. Es machte sie verlegen, seine Schwäche zu sehen.
    Abraham faßte Eliësers Arm. »Siehst du, was ich sehe?« fragte er.
    »Ich weiß nicht, was du siehst«, sagte Eliëser, »ich sehe nichts!«
    Abraham fragte Ismael: »Siehst du, was ich sehe?«
    »Ich sehe nichts«, sagte auch Ismael.
    Eine Feuersäule sah Abraham. Sie stieg vor ihm in den Himmel.
    »Bleibt ihr zurück!« sagte er zu Eliëser und Ismael.
    »Ich werde mit Isaak allein weitergehen.«
    »Was ist unsere Aufgabe?« fragte Ismael. »Ich habe viel Arbeit zu Hause, warum hast du mich gebeten, dir auf den Berg zu folgen?«
    Eliëser gab Ismael ein Zeichen, er solle besser schweigen.
    Abraham und Isaak stiegen allein weiter auf den Berg.
    Isaak schritt voran, und Abraham sagte: »Warum gehst du so schnell?«
    »Ich geh nicht schnell, Vater«, sagte Isaak, und es stimmte, er ging nicht schnell, er konnte gar nicht schnell gehen, denn er trug schwer an dem Holz auf seinem Rücken.
    »Du gehst zu schnell«, sagte Abraham. »Ich bin ein alter Mann.«
    Abraham wollte hinauszögern, was er tun sollte.
    »Betrachte doch die Blumen am Rand!« sagte er zu Isaak. »Du gehst ja so schnell.«
    »Ich weiß, was wir oben vorhaben«, sagte Isaak und lächelte seinen Vater an. »Wir werden Gott ein Opfer darbringen. Wir zwei. Darum trage ich das Holz.«
    »Red nicht so viel«, sagte Abraham. »Geh lieber!«
    »Ich dachte, ich gehe zu schnell«, sagte Isaak und plapperte weiter. »Eines verstehe ich nicht. Ich trage das Brennholz, also wird es ein Brandopfer sein. Du hast einen Dolch am Gürtel. Also wird es ein Tier sein, das wir opfern. Aber was für ein Tier? Finden wir das Tier oben auf dem Berg?«
    »Red nicht so viel«, sagte Abraham und mußte darauf achtgeben, daß seine Worte nicht ins Schluchzen gerieten.
    Und plötzlich stand ein junger Mann vor ihnen. Er grüßte Abraham mit einer lässigen Geste. Isaak grüßte er nicht.
    »Er kann mich nicht sehen«, sagte er zu Abraham. »Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen. Nur mit dir.«
    Abraham erkannte den jungen Mann, ich weiß nicht, woran er ihn erkannte, aber er erkannte ihn. Es war Samael, der Teufel.
    Der Teufel sagte zu Abraham: »Ich weiß, was hier los ist.«
    »Verschwinde!« sagte Abraham, und Isaak hörte, wie sein Vater in die Luft hinein »Verschwinde!« sagte.
    »Hör zu«, sagte Samael, »du hast einen Freund in mir. Du kannst deine Sorgen bei mir abladen. Ich höre dir zu.«
    »Ich will nicht mit dir reden!« sagte Abraham, und Isaak hörte, wie sein Vater »Ich will nicht mit dir reden!« in die Luft hinein sagte.
    »Du sollst deinen Sohn töten«, fuhr Samael unbeirrt fort. »Und du willst es nicht. Ich kann dich verstehen. Jeder Mensch kann dich verstehen. Tu es nicht! Das kann niemand von einem Vater verlangen. Auch Gott nicht.«
    »Mein Leben liegt in Gottes Hand«, sagte Abraham. »Und auch Isaaks Leben liegt in Gottes Hand.«
    »Warum sagst du das, Vater?« fragte Isaak.
    »Weil es doch die Wahrheit ist«, sagte Abraham, und Isaak konnte sehen, wie verwirrt er war.
    »Es rührt mich die Unschuld dieses Knaben«, sagte Samael. »Vielleicht war es gar nicht Gott, der dir erschienen ist, Abraham. Vielleicht war es irgendein Dämon, der dich haßt. Das ist doch sogar wahrscheinlich«, schmeichelte Samael weiter. »Gott ist vielleicht streng, aber er ist doch nicht grausam, und wenn er grausam ist, dann doch nur zu seinen Feinden. Warum sollte er zu seinem besten Freund grausam sein?«
    Da geriet Abraham in Zweifel, und seine Seele rang mit dem Verführer. Und er flehte: »Geh! Laß mich in Frieden! Geh!«
    »Wohin soll ich gehen?« fragte Isaak.
    »Dich habe ich nicht gemeint«, sagte Abraham.
    »Gut«, sagte Samael. »Ich gehe. Ich sehe, daß dich meine Worte quälen. Ich will dich nicht quälen. Ich bin auf deiner Seite, Abraham, vergiß das nicht.«
    »Bitte«, sagte

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