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Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Köhlmeier
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Haß. Aber auch der Haß war vom Schmerz aus dem Herzen Saras gedrängt worden. Sie hörte nicht auf die Verführungen Samaels. Sie schrie. Und als ihre Stimme brach, wimmerte sie. Und Samael mußte abziehen, ohne einen Fluch gegen Gott in seiner Tasche.
    Inzwischen ist Abraham mit Isaak auf dem Gipfel des Berges angekommen. Der alte Mann schichtet Steine aufeinander. Sein Sohn hilft ihm.
    »Wir bauen den Altar, stimmt’s?« sagt Isaak.
    Abraham schweigt.
    Als sie mit dem Altar fertig sind, fragt Isaak: »Wo ist das Opfertier, Vater?«
    »Das Opfertier, Isaak, das bist du.«
    Und was tut Isaak? Er legt sich freiwillig auf den Altar. Sein Vertrauen ist grenzenlos. Was denkt er, daß geschehen wird? Daß sein Vater ihn töten wird? Isaak gibt sein Leben in Abrahams Hand. Und er vertraut darauf, daß sein Vater sein Leben besser hütet, als er es könnte.
    Und Gott? Schaut er zu? Gott schaut zu.
    Die Engel werfen sich vor Gottes Thron und rufen aus: »Das kannst du doch nicht verlangen von ihm, das kannst du doch nicht von Abraham verlangen!« Sie flehen um Gnade für Isaak: »Halt Abrahams Arm fest!«
    Und unten im Paradies hört ein Widder den Gesang der Engel, ein goldener Widder ist es, ja, ebenjener goldene Widder, der vor urdenklicher Zeit den Abel vor dem Löwen gerettet hat, und dieser Widder ist so erschüttert vom Gesang der Engel, daß er über die Mauer des Paradieses springt und so schnell, wie eben nur ein Widder aus dem Paradies laufen kann, zu dem Berg läuft, auf dem sich das Drama abspielt.
    Da hat Abraham bereits das Messer aus dem Gürtel gezogen, und er holt aus, will seinem Sohn das Messer ins Herz stoßen, und die Faust fährt nieder, und knapp, bevor die Messerspitze Isaaks Haut berührt, so knapp, daß kein Blatt mehr zwischen Klinge und Haut paßt, da hält Gott den Arm des Abraham fest.
    »Laß es«, sagt er. »Da du mir ein so großes Opfer nicht mißgönnt hast, weiß ich, daß dein Herz vollkommen ist.«
    Gott schont das Leben des Isaak.
    Der goldene Widder kommt gelaufen. »Nimm mich!« ruft er Abraham zu.
    Aber die Zeiten, in denen die Menschen die Sprache der Tiere verstehen konnten, sind längst vorbei. Der Widder verheddert sich in einem Dornengebüsch, und Abraham befreit ihn, und da springt der Widder auf den Altar, und Abraham schneidet ihm die Kehle durch. – Denn ein Opfer soll dargebracht werden.
    Gott muß sehr beeindruckt gewesen sein. Denn von diesem Tag an hat er es nie wieder geduldet, daß in seinem Namen Menschenopfer dargebracht werden.
    Welche Freude, als Eliëser und Ismael sahen, daß Vater und Sohn gemeinsam vom Berg herabstiegen! Die beiden Brüder fielen sich in die Arme. Ismael war nie neidisch auf Isaak gewesen. Er hatte mit Sara kein Wort gesprochen, seit sie seine Mutter Hagar vertrieben hatte. Aber was hatte Isaak damit zu tun? Nichts!
    Und Sara? Als ihr Samael erschien, brach ihr das Herz. Als sie ihren Sohn Isaak lebend wiedersah, da ist sie gestorben.
    Isaak sei nach diesem Erlebnis, heißt es, für einige Zeit ins Paradies geholt worden. Seltsam. Es heißt, er sei im Paradies auf den Händen gegangen. Ich denke mir, er ist schlicht und einfach verrückt geworden – wenigstens vorübergehend.
    Abraham hat nach dem Tod der Sara bald wieder geheiratet. Die Frau hieß Keturah, und die Mythologen sind sich einig, daß es sich hierbei um Hagar handelte, die Mutter des Ismael, die Magd der Sara. Abraham hat sie nach Saras Tod zurückgeholt, und er hat ihr einen neuen Namen gegeben.

ISAAK UND REBEKKA
    Von Isaaks Verrücktheit – Von Eliësers Reise nach Ur – Von der Begegnung am Brunnen – Von den Verhandlungen mit Laban – Von Isaaks Gesundung – Von Zwillingen – Von einigen Spitzfindigkeiten – Von Abrahams Tod
     
    Das Problem war Isaak, der verwirrte Isaak, der auf den Händen ging, der nicht mehr wußte, wer und wo er war. Er war ein junger Mann geworden. Aber er war verrückt.
    Abraham sagte zu Eliëser: »Wir müssen ihn wieder zurückholen, zurück in die Wirklichkeit, zurück ins Leben.«
    »Er braucht eine Frau«, sagte Eliëser.
    »Du hast recht«, sagte Abraham. »Aber er soll eine Frau haben, die zu ihm paßt.«
    »Das wird schwer sein«, sagte Eliëser. »Was für eine Frau paßt zu ihm?«
    Abraham entschied, daß sich Eliëser auf den Weg nach Ur machen sollte.
    »Eine Frau aus unserer Heimat«, sagte Abraham. »Und du, Eliëser, sollst der Brautführer sein.«
    Abraham ließ Eliëser schwören, daß er nur das beste Mädchen

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