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Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Köhlmeier
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Schwester soll einen Mann aus unserem Volk heiraten.«
    »Aber das Glück der beiden!« rief Jakob aus.
    »Was ist schon Glück!« schnaubten die Söhne der Lea, der Silpa, der Bilha zurück. »Entscheide zwischen Glück und Gottesfurcht! Willst du Dina einem Ungläubigen geben? Schechem glaubt nicht an unseren Gott und sein Vater auch nicht, die ganze Stadt glaubt nicht an unseren Gott!«
    Schließlich stellten die Söhne Jakobs eine Bedingung: »Wenn Hamor und sein Sohn Schechem und die ganze Stadt sich zu unserem Gott bekennt, wenn sie ihre Religion aufgeben, dann werden wir der Heirat zustimmen.«
    Sie waren natürlich davon überzeugt, daß Hamor diese Bedingung ablehnen würde. Aber Hamor stimmte zu. Er gab Befehl, die Götzenbilder aus den Tempeln der Stadt zu entfernen. Alle Menschen der Stadt mußten sich zum Gott Jakobs bekennen.
    Da sagten die Brüder: »Nein, das ist nicht genug! Alle Männer über acht Jahre müssen sich beschneiden lassen! Das ist zwischen Gott und Abraham ausgemacht worden.«
    Wieder dachten sie: Das wird nicht geschehen, das werden die Männer nicht zulassen. Aber Hamor setzte sich in seinem Volk durch, und alle Männer über acht Jahre wurden beschnitten. Viele Männer wurden krank und bekamen Fieber, Beschneidungen waren nicht ungefährlich, man wußte nicht über Infektionen Bescheid.
    Das nützten die Brüder aus: Unter der Führung von Schimeon und Levi überfielen sie in der Nacht die Stadt. Und sie töteten alle Männer der Stadt. Denn sie wollten nicht, daß ihre Schwester Dina sich verheirate mit Schechem, dem Sohn des Hamor.
    Jakob war außer sich. Er flehte zu Gott, er möge seinem Volk dieses Verbrechen verzeihen. Außer Josef und Benjamin hatte sich nur Jehuda nicht an diesem Massaker beteiligt. Auch er war gegen eine Heirat seiner Schwester mit Schechem gewesen. Aber er hatte gegen die Gewalt argumentiert. Und er war nun ebenso entsetzt wie sein Vater. Jakob verfluchte seine Söhne, und er nahm Jehuda nicht aus.
    Er sagte: »Ich werde meinen Segen dem Josef geben und keinem von euch. Meine Frau sollte immer Rahel sein, ich wollte Lea nicht, ich wollte Silpa nicht, ich wollte Bilha nicht. Und ihr, die ihr von Lea, von Bilha und von Silpa seid, euch will ich nicht anerkennen als meine wirklichen Söhne. Euch, die ihr solche Schande über mein Volk gebracht habt, euch will ich verfluchen!«
    Da sagte Jehuda: »Und ich? Was ist mit mir? Verfluchst du mich auch? Mich, der ich dagegen war, daß Schechem überfallen wird? Verdiene ich nicht etwas Besseres als deinen Fluch?«
    Aber Jakob drehte sich nur um und ging in sein Zelt. Und er redete mit seinen Söhnen nicht mehr. Lange nicht mehr.
    Jehuda war zutiefst verletzt.
    »Hier ist kein Platz für mich«, sagte er und ging.
    Jehuda verließ den Troß des Jakob, er ging allein, und er zog in eine große Stadt. Jehuda war ein Mann mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, er war ruhig, er war tolerant, weltoffen. Er nahm sich eine Frau in dieser Stadt, und er hatte drei Söhne mit dieser Frau, und er nannte diese Söhne Er, Onan und Schela.
    Jehuda war ein Händler, und er betrieb auch Handel mit den Bordellen in der Stadt. Das wollten viele Händler nicht, es galt ihnen als unrein, als nicht schicklich. Jehuda hatte keine Vorurteile.
    Eines Tages brachte sein Sohn Er eine junge Frau mit nach Hause. Sie nannte sich Tamar. Sie hatte einen roten Faden um ihr Handgelenk gewickelt. Das war ein Zeichen. Diese Frau war eine Prostituierte.
    Er, Jehudas Sohn, sagte: »Ich will diese Frau heiraten.«
    Jehuda sagte: »Gut, da habe ich nichts dagegen.«
    Zu Tamar sagte er: »Aber du mußt versprechen, daß du dein Gewerbe aufgibst.«
    Sie versprach es. Aber Er und Tamar bekamen keine Kinder. Eines Tages wurde Er in der Wüste gefunden, tot, auf dem Rücken liegend, den Blick zum Himmel gerichtet. Niemand wußte, was geschehen war.
    Wie es üblich war, gab Jehuda seinem zweiten Sohn Onan die Witwe zur Frau. Aber Onan wollte keine Kinder haben, jedenfalls nicht von Tamar. Die Sünde des Onan bestand darin, daß er seinen Samen auf die Erde fallen ließ.
    Dann wurde Onan wie sein Bruder Er in der Wüste gefunden, tot, auf dem Rücken liegend, den Blick zum Himmel gerichtet. Niemand wußte, was geschehen war. Da bekam es Jehuda mit der Angst zu tun, und er wollte Tamar nicht seinem jüngsten Sohn Schela geben, wie es üblich gewesen wäre.
    Er sagte zu Tamar: »Warte, er ist noch zu jung.«
    Tamar sagte: »Wie lange muß ich warten?«
    Jehuda

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