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Geschichten von der Bibel

Geschichten von der Bibel

Titel: Geschichten von der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Köhlmeier
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einverstanden, mit seinen Söhnen und seinem ganzen Volk nach Ägypten zu ziehen.
    So machten sie sich auf den Weg, heraus aus dem vertrockneten, verhungerten Kanaan hinunter in das glänzende Ägypten, wo die Speicher voll waren.
    Der Pharao nahm sie auf, er gab ihnen die schönsten Weideplätze, er sagte zu Jakob: »Dein Sohn Josef, er ist unser Nährvater. Dem ganzen Reich hat er Nahrung gegeben. Wir alle verdanken deinem Sohn das Leben.«
    Jakob war ein stolzer Vater. Er blieb in Ägypten. Auf dem Sterbebett bat er Josef, er solle seinen Leichnam zurück in das Land seiner Väter bringen, nach Kanaan.

ZEPHU
    Von Josef, der alles gut gemacht hat – Von einem Händler und einem Hauptmann – Von der Karawane des Aeneas – Von der schönen Jania und dem armen Troilos – Von König Turnus II. – Von Aeneas, dem Krieger – Von Aeneas, dem Friedlichen – Von den Edomitern – Von einem dreifachen Verrat – Vom Ende einer Völkerfreundschaft
     
    Was ist geschehen? Josef, der Israelit, hat Ägypten gerettet! Mit Verstand, mit seinem durchgreifenden Organisationstalent und dem Glauben an seine hellsehende Kraft, den er sich aus der Kindheit bewahrt hat, wendete er eine Hungerkatastrophe ab. Josef – sein Name wurde mit Bewunderung und Liebe ausgesprochen. Josef, der Stellvertreter des Pharaos, der Vizekönig. In den Jahren des Überflusses bereitete er den Staat auf die Jahre der Entbehrungen vor. So hat er Ägypten gerettet. Was aber war geschehen, daß sein Name in Ägypten mit Haß und Verachtung ausgesprochen wurde? Keine zwei Generationen waren vergangen, seit der Pharao zum Dank das Volk des Josef nach Ägypten eingeladen hat. Damit es teilhabe am Überfluß für immer. Mit Jubel sind die Brüder des Vizekönigs empfangen worden, die elf Brüder mit ihren Familien und Sippschaften und ihrem Gesinde, ihren Herden und ihrem Hausrat, die Stämme Ruben, Simeon, Levi, Jehuda, Issachar, die Stämme Gad und Ascher, die Stämme Dan, Naftali, Sebulon und der mächtige Stamm Benjamin. Und mit ihnen war Jakob gezogen, der Stammvater, begleitet von den drei Frauen, die ihm geblieben waren, Lea, Silpa und Bilha. Und der Pharao hatte den greisen Mann umarmt, hatte seine Fingerspitzen geküßt, hatte seine Hand auf das Geschlecht des Alten gelegt und ihm gedankt, daß er den Josef gezeugt hat.
    Josef – was für ein Name!
    Die Wohltaten des Josef wirkten lange und über seinen Tod hinaus. Sein Andenken wurde in Ehren gehalten, sein Volk geliebt. In Frieden und Eintracht, ja, in Freundschaft lebten Ägypter und Israeliten nebeneinander. Die einen respektierten die anderen, die Religion der anderen, die Bräuche der anderen, die Sprache der anderen. Schon begannen sich die beiden Völker zu vermischen. Ehen wurden geschlossen, große Feste gefeiert, ein ägyptisches für die Braut, ein israelitisches für den Bräutigam. Oder umgekehrt.
    Und dann, auf einmal, war alles anders.
    Am Ende der Genesis, dem ersten Buch Moses, werden Josef und seinem Volk in Ägypten noch alle Ehren zuteil. Am Beginn des zweiten Buches, genannt Exodus, heißt es, daß die Ägypter das Volk Israel hassen und verachten, daß sie es vernichten wollen. Israel stöhnte unter der Tyrannei eines neuen Pharaos. Israel betete zu seinem Gott und schrie nach einem Mann, der es aus dem Elend erlösen sollte, der es herausführen sollte aus der Knechtschaft. Die Sehnsucht nach einem Erlöser sprach aus jedem Wort, aus jedem Gedanken, aus jedem Gebet.
    Was war geschehen?
    In der Bibel finden wir keinen Hinweis auf die Ursachen dieses Hasses. Aber eine hebräische Sage gibt uns Antwort.
    Es war einmal ein Händler, ein Mann aus Ägypten, der kannte alle Nachbarländer seiner Heimat, und er kannte auch die Nachbarländer der Nachbarländer, und all diese Länder waren erst ein kleiner Teil der Welt, die er betreten, wo er Waren gekauft und Waren verkauft hatte. Unentschuldbarerweise hat die Sage vergessen, uns den Namen des Mannes zu überliefern.
    Zu jener Zeit war er auf der Heimreise in die Hauptstadt Ägyptens, mit seiner kleinen Karawane zog er durch die Wüste, viele Monate war er unterwegs gewesen. Himmel und Erde der letzten Tagesreisen waren ihm vertraut, und das, obwohl der Himmel immer derselbe war, das Land aber immer ein anderes, denn der Wind formt die Wüste nach seiner Laune von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde neu. Der Weg war gut ausgesteckt. Aber auch wenn Räuber die Stecken verstellt oder gar im Sand vergraben hätten, der Händler hätte

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