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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Erhöhung der Einlagen bei dieser Bank. Er schien entschlossen, die Krise in eine Katastrophe zu verwandeln, eine perverse und selbstzerstörerische Umkehrung dessen, was er 1914 getan hatte.
    Es war kein Wunder, dass die Mitglieder der Concentric Alliance seine postume Insolvenz so schwer glauben konnten. Wohin war all das Geld verschwunden? Einiges sicher in die Fonds, die er nach seinem vorgetäuschten Selbstmord nutzen wollte, das war klar. Aber der Rest? Es war zu viel, als dass allein schlechtes Urteilsvermögen es hätte verschlingen können. Und doch schien es so gewesen zu sein. Ich konnte unmöglich den Zustand der Finanzen der Leute aus Charnwoods Kreisen abschätzen, aber niemandem, wie reich er auch sein mochte, konnten solch ungeheure Verluste gleichgültig sein. Und sie waren reich. Reich und mächtig. Von den meisten hatte ich schon gehört und über die Jahre gelesen - von ihren Ehrungen und Berufungen, von ihren guten Taten und ihren großen Namen.
    Und nun wusste ich, auf welch tönernen Beinen ihre glänzenden Karrieren standen. Falschheit und Betrug konnte man ja erwarten. Sie waren die Zunge, mit der Charnwoods Klienten gesprochen und die sie verstanden hatten. Sie waren der Strom, in dem auch ich geschwommen war. Aber der Krieg - der Auftrag zu einem Mord und die Beschleunigung des Mordes von 10 Millionen anderer Menschen -, das war etwas anderes. Der Krieg war ein zu hoher Preis. Ich hatte zwar weniger bezahlen müssen als viele andere, aber dennoch kochte der Groll in mir, als ich die Unterlagen studierte und die Profite abschätzte. Sie waren alle gleich schuldig. Und ich hielt den Beweis für ihre Schuld in den Händen. Charnwood hatte mir die Mittel gegeben, sie alle zu zerstören. Und das würde ich auch tun.
    Der Motor war ausgegangen. Ich wusste nicht, wie lange die Leitrim Lassie sich schon nicht mehr durch Wind und Wellen vorankämpfte, auf jeden Fall hatte sie jetzt den Kampf aufgegeben. Neben dem Knarren von Holz und dem Rauschen der Wellen konnte ich Raffertys Schritte oben an Deck hören. Dann ertönte das rasselnde Geräusch von Metall. Er setzte den Anker. Ich schützte die Augen vor dem Schein der Sturmlampe und spähte durch ein Bullauge. Vor mir sah ich einige flackernde Lichter. Konnten wir schon vor Pwllheli liegen? Ich schaute auf meine Uhr. Es war fast halb acht. Seit unserer Abfahrt von Wicklow waren mehr als drei Stunden vergangen. Und obwohl es stürmisch gewesen sein musste, hatte ich nichts davon mitbekommen. Ich hatte in der ganzen Zeit in einer anderen Welt verweilt, in der verborgenen Welt der Concentric Alliance. Ich schaute auf die Dokumente vor mir auf dem Kartentisch, die alle Geheimnisse detailliert schilderten. Ich hatte genug gesammelt. Ich band die Papiere wieder zusammen und legte sie in die Reisetasche zurück.
    Fast im selben Moment torkelte Rafferty durch die geöffnete Tür. Er atmete schwer, und das Wasser strömte von ihm herab. »Heilige Mutter Gottes«, stieß er hervor. »Sie sind verdammt gelassen, alle Achtung. Ich erwartete, Sie hundeelend und zu Tode verängstigt vorzufinden. Stattdessen packen Sie Ihre Tasche wie ein Arzt, der gerade zu einem vermögenden Patienten gerufen wurde.«
    »Sind wir da?« wollte ich wissen.
    »Wir sind jedenfalls vor der walisischen Küste.«
    »Gut.«
    »Ungefähr fünfzehn Meilen westlich von Pwllheli.« Er lächelte schwach. »Ich habe in Aberdaron Bay geankert.«
    »Warum?«
    »Weil ein Sturm bläst, falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten. Und weil die Maschine an Kraft verliert. Vermutlich ist Wasser in die Benzinleitung eingedrungen. Wir können von Glück sagen, dass wir überhaupt den Bardsey Sound hinter uns gelassen haben.«
    »Aber wir haben es geschafft. Warum fahren wir nicht weiter?«
    »Sie sind wohl scharf darauf, Ihrem Schöpfer gegenüberzutreten, was? Sehen Sie her.« Er holte ein paar Karten aus einem Schrank, breitete eine davon auf dem Tisch aus und deutete auf den Umriss der walisischen Küste. »Wir stecken südlich der Halbinsel Lleyn in einem steifen Westwind. Zwischen Aberdaron Bay und Pwllheli ist dieser gierige Kunde.« Er fuhr mit dem Finger die Umrisse eines weiten Meeresarms zwischen zwei ausgeprägten Landvorsprüngen östlich von uns nach. »Man nennt ihn Höllenschlund. Und er würde uns ohne weiteres zum Abendessen verschlingen, glauben Sie mir.« »Sieht ganz harmlos aus.«
    Er verdrehte die Augen. »Was wissen Sie schon?«
    »Ich weiß, dass wir vereinbart haben, dass

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