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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Drei Männer wurden getötet. Und ein gut gekleideter Bursche mit einer Gladstone-Reisetasche in der Hand wurde gesehen, wie er weglief.«
    Ich war über meine Dummheit genauso wütend wie über Raffertys zerknirschten Spott, packte ihn am Kragen seiner Öljacke und drückte ihn gegen den Türpfosten. »Was haben Sie gemacht, Sie blöder Narr? Sie haben sich eingemischt!«
    »Ganz wie Sie sagen, Sir. Ich habe gedacht, dass in der Reisetasche Geld sein müsste. Also habe ich Ihnen erzählt, dass wir einen Motorschaden hätten, habe in Aberdaron geankert und Ihnen einen präparierten Drink untergejubelt. Danach habe ich in die Tasche geschaut. Ich hatte vor, Sie in Abersoch an Land zu setzen, solange Sie noch betäubt waren, und mit mehr als den fünfzehn Guineas nach Hause zu fahren. Aber ich habe meine Pläne geändert, als ich herausfand, was Sie da bei sich haben.«
    »Haben Sie die Unterlagen gesehen?«
    »Bis auf das letzte Blatt, Sir.«
    »Und begriffen, worum es geht?«
    »Ich habe so eine schwache Ahnung, Sir. Nur deswegen habe ich Sie nicht in Abersoch raus gesetzt. Die Dokumente... haben mir zu denken gegeben.«
    »Ich muss sie nach London bringen. Ich muss dafür sorgen, dass die Welt erfährt, was da drinsteht.«
    »Haben Sie deswegen die Kerle im Phoenix Park getötet?«
    »Ich habe nicht alle umgebracht. Aber einer von denen, die gestorben sind, war Fabian Charnwood.«
    »Sie sind hinter Ihnen her, nicht wahr? Sie sind Ihnen auf den Fersen?«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Ich glaube, Sie werden die hier brauchen, Sir.« Er griff in seine Tasche und holte fünf Patronen heraus. »Ich habe Sie aus Ihrem Revolver entfernt, für den Fall, dass Sie eklig würden.« Ich ließ ihn los, und mit einem schiefen Lächeln ließ er die Patronen in meine Hand fallen. »Ich weiß nicht genau, worum es hier geht, aber ich kann lesen und bin genauso gut von Begriff wie jeder andere auch. Es ist der Krieg, nicht wahr? Sie wollen diesen großen Leuten all die Toten um den Hals hängen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann wünsche ich Ihnen Glück.«
    »Das werde ich brauchen, jetzt, wo Sie mich aufgehalten haben.«
    »Sie werden nur ein paar Stunden später in London ankommen.«
    »Ja. Ein paar Stunden. Und dabei zählt jede Sekunde.« »Tut mir leid, Sir. Aber wie hätte ich das wissen sollen?«
    »Gehen Sie mir aus den Augen.« Ich schob ihn an Deck zurück. Die Leitrim Lassie war zwischen zwei Booten ähnlicher Größe in einem ordentlich eingezäunten Hafen festgemacht. Möwen kreischten über unseren Köpfen, die Sonne glitzerte auf dem Wasser und beschien die Fassaden der niedergekauerten Häuser von Pwllheli. Vor uns auf einem Damm, der den Hafen eingrenzte, hob sich die Silhouette eines Soldaten mit Helm und Gewehr gegen den Himmel ab. Selbst das winzige Pwllheli hatte seine Gefallenen zu beklagen.
    »Der Bahnhof ist auf der anderen Seite der Straße, Sir«, erklärte Rafferty. »Ich werde Ihnen hochhelfen. Das hier werden Sie ja wohl nicht vergessen wollen, nicht wahr?« Zu meiner Überraschung sah ich, dass er die Reisetasche hielt. Ich riss sie ihm finster aus der Hand, öffnete sie und durchsuchte den Inhalt. »Es ist noch alles da, Sir. Das verspreche ich Ihnen.«
    »Das ist auch besser so.«
    »Sicher. Was sollte ich damit? Das Zeug ist gefährlicher als Dynamit.«
    »Glauben Sie?«
    »Ich glaube, dass es niemals ans Tageslicht kommen wird. Aber wenn doch... dann bin ich stolz darauf, mitgeholfen zu haben.«
    »Sie haben die Sache eher behindert.« Ich war zufrieden und ließ die Sache auf sich beruhen, schloss die Tasche und schaute ihn direkt an. »Sie haben bisher noch nicht nach Ihren fünfzehn Guineas gefragt.«
    »Ich wusste nicht, ob Sie meinen, dass ich sie verdient habe.«
    »Wohl kaum.« Aber etwas in seinem Blick besänftigte mich. Er hätte mich in Abersoch von Bord bringen können, während ich noch benommen war. Genauso gut hätte er mich und die Unterlagen über die Concentric Alliance von Bord werfen können, ja er hätte mich sogar der Polizei übergeben können. Stattdessen hatte er alles versucht, es wiedergutzumachen. »Aber Sie bekommen sie trotzdem.« Ich griff zu meiner Brieftasche. »Sie sind ein Gentleman, Sir. Ein echter Gentleman.«. Möglicherweise hätte ich mich weit weniger wie ein Gentleman verhalten, wenn ich die furchtbaren Konsequenzen von Raffertys Einmischung vorhergesehen hätte. Aber sie dämmerten mir erst, als ich das Fahrkartenbüro des Bahnhofs erreichte.
    »Der nächste

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