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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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ich.
    Gerade als ich an ihn dachte, schlenderte Quincy in das Zimmer und schloss die Tür leise hinter sich. »Tut mir leid, Guy«, sagte er und trat zu mir, um mir mit seinem Taschentuch das Blut vom Kinn zu tupfen. »Dieser Fleischberg kennt seine eigene Kraft nicht. Aber wer tut das schon? Seine Kraft einschätzen - und seine Schwäche?« Er schaute mir in die Augen und musste dort offenbar die Beschuldigungen gesehen haben, die ich ihm an den Kopf geschleudert hätte, wäre ich dazu fähig gewesen. »Nun, vielleicht tun wir das, Sie und ich.«
    Er ging an mir vorbei zum Bett und ließ sich darauf fallen. Mit seinem Blick fixierte er mich im Spiegel des Frisiertisches. »Faraday und Vasaritch werden einige Zeit damit beschäftigt sein, die Unterlagen zu sortieren. In der Zwischenzeit können wir uns unterhalten. Das heißt, ich werde reden. Sie hören zu.« Er zündete eine Zigarre an und lehnte sich gegen die Kissen zurück. »Tut mir leid, dass ich Ihnen keine anbieten kann, aber...« Er zuckte mit den Schultern. »Falls Sie sich das gefragt haben ... Meine Motive bei dieser Sache sind zwar hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, geschäftlicher Natur. Sehen Sie, mein Vater hat sein ganzes Vermögen, einschließlich der Kontrolle über die McGowan Steel Corporation, meinem Bruder Theo überlassen. Oh, Theo bezahlt mich sehr gut für das, was ich tue, auch wenn es seiner Meinung nach nicht besonders viel ist. Aber ich bin von ihm abhängig, das ist das Schlimme. Abhängig von seiner Großzügigkeit, seiner Anerkennung, seiner... Meinung. In meinem Alter ist das ziemlich hart, das kann ich Ihnen sagen. Verdammt hart.« Er seufzte und paffte an seiner Zigarre. »Als Faraday daher vor einigen Monaten mit einem lukrativen Angebot an mich herantrat, habe ich sofort angebissen. Er sagte, er handle im Namen von Fabians aufgebrachten Klienten. Sie wollten ihr Geld zurück. Er habe Sie bereits auf dieselbe Spur gesetzt, aber er wolle auf Nummer Sicher gehen. Er glaubte, ein Familienmitglied, und zwar, um genau zu sein, Dianas Lieblingsonkel, könne die Wahrheit eher aus ihr herausholen als ein Schürzenjäger wie Sie. Ich habe eingewilligt, es zu versuchen, gegen ein Honorar, das mich endlich von meinem Bruder Theo befreien sollte. Bezahlt wird bei Lieferung, Sie verstehen. Und ich habe soeben geliefert. Sobald Faraday die Kontoauszüge überprüft hat, werde ich bekommen, was ich verdient habe.«
    Meine Augen weiteten sich, aber er schien es nicht zu bemerken. Offenbar konnte er nur an Charnwoods Geld denken. Er wusste nicht, was Faraday eben feststellen musste, dass nämlich das Geld nicht mehr existierte. Ich hatte das während unseres Kriegsrates auf dem Box Hill nicht erwähnt, weil es mir da nicht wichtig erschien. In mir hatte die Verantwortung der Concentric Alliance für den Krieg jeden Gedanken an das, was Charnwood mit den Gewinnen gemacht hatte, ausgelöscht. Nicht jedoch in Quincy. Für ihn war das das einzige, was zählte.
    »Als ich nach Venedig kam, sah ich, dass die Dinge nicht so einfach waren, wie Faraday angenommen hatte. Vita und Diana wussten ganz offensichtlich, dass Sie ihnen hinterher spionierten. Warum also ließen sie es zu? Weil sie nichts zu verbergen hatten? Oder weil sie wussten, dass Sie nach der falschen Sache am falschen Ort suchten? Nun, es musste letzteres sein. Die beiden verbargen nämlich etwas, jedoch nicht das, was wir dachten.
    Ich weiß nicht, wann ich zuerst Verdacht schöpfte. Er wuchs langsam, während ich sie beobachtete und herauszufinden versuchte, warum Wingate Diana nach Venedig gefolgt war, nachdem er ihren Vater ermordet hatte. Kleine nagende Zweifel. Kleine verwirrende, unbeantwortete Fragen. Und dann die überraschende Antwort: Fabian war nicht tot. Ihn versteckten sie, nicht das Geld. Ich vereinbarte ein Treffen mit Faraday auf Vasaritchs Jacht und legte ihm meine Theorie dar. Er fand ebenfalls, dass sie zu den Tatsachen passte. Aber er wollte eindeutige Beweise. Er sagte, er habe einen Brief an die Villa geschickt, adressiert an Miss Charnwood, ohne näher zu spezifizieren, welche von beiden gemeint sei. Der Brief habe nur ein Blatt Papier enthalten mit zwei konzentrischen Kreisen darauf. Er sagte, dass weder Vita noch Diana das Symbol erkennen dürften. Sollten sie beide oder eine von ihnen es dennoch tun, bedeutete dies, dass Fabian ihnen Geheimnisse verraten hatte, die nur ein Mann, der bald sterben würde oder hoffte, für tot gehalten zu werden, nicht für

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