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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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ist ihnen vielleicht zuvorgekommen. Ich möchte, dass Sie mich geradewegs dorthin begleiten - falls Sie keine Einwände haben.«
    Ich hatte einige Einwände, aber keiner würde Chefinspektor Hornby sonderlich beeindrucken. »Wie Sie wollen«, erwiderte ich gleichgültig.
    »Gut.« Er stand auf und hielt inne, als ich keinerlei Anstalten zum Aufbruch machte. »Es gibt doch keinen Grund für eine Verzögerung, nicht wahr, Sir?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ich kann hier bis zum Tagesanbruch nichts weiter ausrichten, verstehen Sie. Erst dann können wir mit der Suche nach der Mordwaffe beginnen, falls Mr. Wingate – entschuldigen Sie, oder wer der Mörder war - sie weggeworfen hat. Übrigens, hat Mr. Wingate irgendetwas aus dem Wagen entfernt? Den Wagenheber zum Beispiel? Oder die Startkurbel? Einen Schraubenschlüssel?«
    »Nur eine Taschenlampe.«
    »Aus Metall?«
    »Ja.«
    »Schwer?«
    »Mittelmäßig.« »Das könnte sie gewesen sein.« Diesmal stand er auf. Als ich mich erhob, bemerkte ich, dass er auf meine Schuhe schaute. »Wir werden einen Abdruck Ihrer Sohlen nehmen müssen, Sir. Wir versuchen, die Abdrücke der Stiefel von denen der Straßenschuhe zu trennen. Auf dem Schauplatz sollten bei dem feuchten Wetter der letzten Zeit einige gute Abdrücke zu finden sein. Das wird den Bauern vielleicht nicht gefallen, aber für die Spurensicherung ist es ein reiner Segen. Er unterbrach sich und lächelte unschuldig. »Nun, es wird nicht lange dauern. Dann können wir losfahren.«
    »Ich würde gern Miss Charnwood sehen, bevor ich gehe.«
    »Da werden Sie kein Glück haben, Sir, ganz gleich, welche von beiden Sie meinen. Sie sind beide zu Bett gegangen. Ob sie allerdings viel schlafen werden...« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben morgen, oder vielmehr heute, noch einiges vor sich. Sie müssen eine vollständige Aussage machen und den Leichnam formell identifizieren. Außerdem dürfte zweifellos eine Meute Reporter vor der Tür auftauchen. Ganz zu schweigen von all den Formalitäten, die auch auf sie zugekommen wären, wenn Mr. Charnwood eines natürlichen Todes gestorben wäre. Ich dachte, sie sollten jetzt lieber so viel ruhen wie möglich.«
    »Das ist sehr rücksichtsvoll von Ihnen, Inspektor.« Ich verdächtigte ihn unwillkürlich, dass er Diana und mich absichtlich voneinander trennte, konnte mir aber keinen Grund dafür vorstellen. Doch ich war ohnehin zu müde und des ständigen ergebnislosen Grübelns überdrüssig, um mich in irgendeiner Weise zu widersetzen. »Wollen wir dann gehen?«
    »Sicher, Sir.« Er ging zur Eingangstür, blieb dann stehen, drehte sich um und schaute mich an, wobei er an seinem Ohrläppchen zog und abwesend die Stirn runzelte. »Noch eine letzte Frage, bevor wir die Schuhabdrücke nehmen. Nachdem Sie die Ladies mit Mr. Charnwoods Leiche gefunden hatten, haben Sie Miss Diana hierher zurückbegleitet und Miss Vita dort gelassen. Warum?«
    »Weil Diana in einem extremen...«
    »Aber warum haben Sie Miss Vita dort gelassen, allein im Dunkeln und nur in Gesellschaft der blutüberströmten Leiche ihres Bruders?«
    »Sie hat darauf bestanden, bei ihm zu bleiben.«
    »Und Sie haben das akzeptiert?«
    »Nun... Ja.«
    »Sie hatten keine Angst, dass der Mörder noch einmal zuschlagen könnte?«
    »Natürlich nicht. Er war fort. Wir haben gehört, wie der Wagen die Straße entlang...« Ich unterbrach mich, als mir klar wurde, wozu er mich gebracht hatte: Ich hatte zugegeben, dass ich nie daran gezweifelt hatte, wer der Mörder war. Eben noch hatte ich behauptet, ich würde Max den Vorteil eines Zweifels einräumen. Und gerade den hatte ich jetzt fallen gelassen.
    Schon bevor wir die Wohnung betraten, wusste ich, dass Max bereits hier gewesen war, denn ich musste den Schlüssel ganz umdrehen, bevor der Riegel zurückglitt. Ich aber hatte die Gewohnheit, die Tür einfach nur zuzuziehen, wenn ich ging, ohne mir die Mühe zu machen, sie abzusperren. Als wir nach Dorking aufbrachen, hatte ich als letzter die Wohnung verlassen. Ich war also nicht überrascht, dass einige seiner Kleidungsstücke fehlten und die Hälfte des Geldes, das wir in einer Teedose in der Küche aufbewahrten. Wir betrachteten es als unseren Notvorrat, ohne allerdings jemals an einen so schrecklichen Notfall gedacht zu haben.
    Da ich nicht so sehr überrascht war, fiel es mir leichter, Hornby weiszumachen, dass nichts durcheinandergekommen war. Mehr als das konnte ich für Max nicht tun. Die Polizei konnte also nicht wissen, ob er

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