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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Hornby war nicht da, und ein verschwitzter junger Detective-Sergeant nahm meine Aussage auf. Die Spitze seines Kugelschreibers machte ihm häufig Ärger. Hinzu kam seine Langsamkeit beim Schreiben, so dass ich fast zwei Stunden dort war, bis das wenige, was ich zu sagen hatte, endlich zu seiner Zufriedenheit notiert war. Ich wollte gerade das Gebäude verlassen, als etwas geschah, was plötzlich eine Absicht hinter seiner Langsamkeit vermuten ließ: Hornby stürmte breit grinsend durch den Vordereingang. Seine Stiefel waren schlammig, und seine Hose war mit Dornen bedeckt. Als er mich sah, erstarrte das Grinsen auf seinem Gesicht.
    »Immer noch da, Mr. Horton? Ich dachte, Sie wären schon längst verschwunden.« »Das dachte ich auch.«
    »Nun ja, die Mühlen Gottes, wissen Sie.«
    »Was haben die damit zu tun?«
    »Du sollst nicht töten. Es ist eines der Zehn Gebote. Es überrascht mich, dass ein gebildeter Mann wie Sie das nicht kennt.« Er wurde plötzlich ernst. »Wir haben am frühen Nachmittag einen schweren, keilförmigen Stein in den Bäumen gefunden, nahe bei der Stelle, an der Mr. Charnwood ermordet wurde. Es waren genug Blut- und Knochenreste daran, um ihn als Mordwaffe zu identifizieren. Ich vermute, es hat einen Streit gegeben. Mr. Charnwood wollte gehen. Mr. Wingate hat den Stein aufgehoben, ist hinter ihm hergelaufen und hat Charnwood, als dieser sich umdrehte, den Stein auf den Schädel geschlagen. Dann nochmals mehrere Male, als Charnwood schon auf dem Boden lag. Anschließend hat er den Stein weggeworfen, ist zur Straße gelaufen, wo der Wagen stand, und ist weggefahren. Stimmen Sie dem zu?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Hornby trat näher an mich heran. »Mr. Horton, da müssen Sie doch einfach zustimmen.«
    »Ich glaube das erst, wenn ich es aus Max' Mund höre. Vorher nicht.«
    Er nickte. »Das ist nur fair. Ich wette darauf, dass Ihre Bedingung in der nächsten Zukunft erfüllt wird. Dann werden Sie es glauben müssen. Wollen Sie nicht wetten?«
    Ich brauchte dringend einen Drink, als ich die Polizeiwache verließ, aber die Bar des Star and Garter Hotel war eine schlechte Wahl. Der Mord an Charnwood war das einzige Gesprächsthema unter den Kunden, und wilde Theorien zirkulierten, während das Bier in Strömen floss. Niemand behauptete, das Opfer gekannt zu haben, dafür war Charnwood viel zu zurückhaltend gewesen; aber alle hatten eine Meinung über den Vorfall. Ein Bericht über den Fall auf der Titelseite des Lokalblattes wurde laut vorgelesen und ausgiebig diskutiert. Man spekulierte ausschweifend über die Bedeutung der Tatsache, dass Charnwoods Leichnam von seiner Schwester, seiner Tochter und einem Mann gefunden worden war, dessen Name hier niemandem etwas sagte. Und über den Burschen, der von der Polizei gesucht wurde, diesen Max Wingate, wusste man, dass er seit einiger Zeit Stammgast im Amber Court gewesen war; das hatte jedenfalls der Koch dem Schlachter erzählt, als dieser früher am Tag den Braten fürs Wochenende geliefert hatte.
    Ich floh, unfähig, mir noch mehr anzuhören. Aber im Zug nach London wurde mir schnell klar, dass ich in der Sache keine Wahl hatte. Ich war gezwungen zuzuhören, wenigstens so lange, bis Max gefunden wurde. Schlimmer war, dass mein Name zusammen mit seinem morgen vermutlich in jeder Zeitung des Landes stehen würde. Mein Vater und meine Schwester mussten über die Geschichte stolpern. Selbst wenn sie sie übersahen, konnte ich mich darauf verlassen, dass einer der Nachbarn ihre Aufmerksamkeit darauf lenken würde. Ich hatte meine Anonymität eingebüßt.
    Als der Zug in der Victoria Station einlief, hatte ich mich entschieden, heute Abend nicht in die Wohnung zurückzugehen. Das bedeutete, dass Max mich nicht anrufen konnte, selbst wenn er wollte. Es war ein beträchtliches Opfer, da ich ihn unbedingt sprechen wollte, um herauszufinden, wie es um ihn stand. Aber im Moment hatten meine Verpflichtungen meinem Vater und meiner Schwester gegenüber Vorrang. Sie verdienten es, von mir die Wahrheit zu hören - oder mindestens einen Teil davon, bevor sie eine entstellte Version in der Sonntagszeitung zu Gesicht bekamen. Der verlorene Sohn und nichtsnutzige Bruder würde seine überfällige Rückkehr antreten. Letchworth am Samstagabend verströmte sein übliches Maß an Fröhlichkeit: ungefähr das eines walisischen Dorfes am Sabbat. Vom Bahnhof ging ich durch leere Straßen, an der dunklen und drohenden Silhouette der Goddess-Fabrik vorbei, wo ich zwei

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