Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Spezialist war, konnte ich aus seinen Beiträgen nicht erkennen.«
    »Konntest du da auch nicht. Hagebusch hat vor allem im Internet veröffentlicht, auf dieser Seite www B Minus Savarin Punkt Almanach Punkt de. Kennst du bestimmt. Er hat unter einem Pseudonym geschrieben. Aber ich gebe zu, dass er dahinter steckte, konnte man nicht wissen. Ich habe das auch nur durch einen Zufall mitbekommen«, erklärte Carola gönnerhaft.
    »Das ist schon eine ganze Weile her. Ich glaube, es war irgendwann im letzten Frühjahr. Da war ich in der Ulmenschenke. Die hatten renoviert und das Angebot umgestellt, und das musste ich natürlich auch einmal unter die Lupe nehmen.«
    Bevor sie Georg Näheres verriet, nahm Carola noch einen kräftigen Schluck des milden Kümmelschnapses.
    »Das Essen kam unter Silberhauben, die Kellner machten die große Show, es war sehr fantasievoll dekoriert und, na ja, ein bisschen old-fashioned, aber es war in Ordnung. Aber keinesfalls sooo überragend, wie ich es erwartet hatte nach der Lektüre der Website B-Savarins Almanach für Gastrosophie. Dort hatte ich nämlich wenige Tage zuvor eine wahre Hymne auf das Restaurant gelesen. Es war ziemlich leer an diesem Abend, nur knapp die Hälfte der Tische war besetzt. Ich war ohne Begleitung da, und ich mag diese Atmosphäre gar nicht, wenn nichts los ist. Drei Kellner waren im Einsatz. Ich fühlte mich unter ständiger Beobachtung, obwohl ich ja versuche, möglichst unauffällig zu recherchieren, wenn ich ein Restaurant teste. Du verstehst.«
    Wieder griffen ihre Finger mit den dunkelrot lackierten Nägeln nach dem Schnapsglas, und auch Georg leerte genüsslich seinen restlichen Aquavit, bevor dieser zu warm wurde.
    »Plötzlich wurde es laut an einem Tisch in der Nähe der Küche. Ein einzelner, ziemlich großer und kräftiger Mann saß daran und diskutierte mit den Kellnern, bis plötzlich die Schwingtür zur Küche aufflog und der Wirt höchstpersönlich herausstürmte. Hagebusch, tobte er, was glaubst du, wer du bist, dass wir dich hier immer durchfüttern sollen? Er warf ihm einige ziemlich unfeine Bezeichnungen an den Kopf. Die Antworten konnte ich leider nicht verstehen. Aber jedenfalls brachten sie den Wirt, der auch der Küchenchef war, noch mehr in Rage. Und dann schrie er, dass Hagebusch sich wohl für den Größten halte. Bloß weil er sich im Internet Savarin nenne, solle er nicht denken, er habe irgendetwas mit dem berühmten Gastrosophen gemein. Hagebusch hätte keine Ahnung vom Essen, er sei bloß ein verfressenes Schwein und ein widerlicher Sprücheklopfer. Unglaublich, was?«
    »Und was ist weiter passiert?«
    »Hagebusch stand auf und wollte gehen. Da packte ihn der Wirt am Arm und brüllte, er denke ja wohl nicht, dass sein erlesenes Abendessen und die Flasche Sancerre wieder aufs Haus gehe. Er solle gefälligst bezahlen, wie jeder andere auch. Und dann brauche er nie wieder aufzutauchen. Hagebusch warf ein paar Scheine auf den Tisch und machte sich ziemlich schnell davon.«
    »Verrückte Geschichte!«
    »Ich hatte es dann auch ziemlich eilig. Habe ganz schnell mein Dessert aufgegessen. Ich weiß noch genau, das waren sehr, sehr winzige Mohnschupfnudeln an Zimteis auf einem Himbeer-Cassis-Spiegel, gar nicht so schlecht, aber eine Unverschämtheit für den Preis. Zu Hause bin ich sofort ins Internet. Und was glaubst du? Natürlich war der alte Beitrag von Victor B-Savarin, in dem er die Ulmenschenke hochgelobt hatte, schon verschwunden und dafür ein wirklich böser Verriss eingestellt.«
    Carola unterbrach sich plötzlich.
    »Aber sag mal, du kennst die Seite mit B-Savarins Almanach scheinbar gar nicht, Georg? Das wundert mich jetzt bei dir aber ein bisschen!«
    »Ach, weißt du, ich hab’s nicht so mit dem Internet. In meiner Freizeit erst recht nicht und in meiner neuen Wohnung hab ich noch nicht mal einen Computer«, meinte Georg entschuldigend. »Meinen alten hab ich Astrid dagelassen. Aber das ist ja wirklich ein Ding, was du da erlebt hast!«
    »Wart’s ab, es geht noch weiter. Ich hab das natürlich dann genauer beobachtet. Hagebusch hat auf seiner Seite wirklich aus allen Rohren auf die Ulmen­schenke gefeuert. Auch in der Lübecker Zeitung hat er das Restaurant runtergeschrieben und noch in anderen Blättern. Ein paar Monate später hat die Ulmenschenke dann ja auch geschlossen und seitdem noch nicht wieder aufgemacht. Ob das nur auf Hagebuschs Schmutzkampagne zurückging, keine Ahnung. Die Beliebtheit von Hagebuschs Seite

Weitere Kostenlose Bücher