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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wollten die nur wissen, warum sie gestern Abend nach Lübeck zu ihrem Stiefvater gefahren war. Eine verfahrene Situation.
    Lina seufzte. Sie erhob sich, ging zum Kühlschrank und öffnete diesen. Im selben Moment war das leise Geräusch von acht Pfoten auf den Fliesen zu hören, die sich aus dem Gastraum näherten. Erwartungsvoll blieben Madame und Teufel in gebührendem Abstand zum Eingang der Küche stehen. Sie wussten genau, dass dieser Raum für sie tabu war.
    »Ja, das hört ihr sofort, wenn es Abendfressen gibt!«
    Sie stellte den Tieren ihren Napf mit frischem Fleisch hin und füllte einen anderen mit Wasser nach.
    »Brave Hunde!«
    Lina kehrte in die Küche zurück, wusch sich die Hände, holte die Lauchstangen aus der Gemüsekiste und legte die Hokkaidokürbisse bereit. Ein exotischer Lauchsalat und eine Kürbiscremesuppe standen neben anderem für den nächsten Tag auf ihrem Plan. Das scharfe Aroma des Lauchgemüses trieb ihr die Tränen in die Augen und brachte sie zum Niesen.
    »Gesundheit«, sagte plötzlich jemand vom Eingang her. Stimmt, sie hatte ja die Tür noch gar nicht abgeschlossen.
    »Danke«, sagte Lina. »Wir haben eigentlich schon zu.«
    Sie drehte sich um.
    »Olaf!«
    So erfreut hatte sie eigentlich gar nicht klingen wollen.
     
    Als Appetithappen servierte Klas-Dieter geräucherte Mettwurst und Hausmacherleberwurst, die er vor Kurzem bei einer kleinen, traditionell arbeitenden Landschlachterei entdeckt hatte, auf würzigem Holzofenbrot, und dazu selbst eingelegten Kürbis und Senfgurke. Außerdem ließ er Georg eine Auswahl an Biersorten aus einer Landbrauerei in der Nähe von Neumünster kosten. Besonders das mild gehopfte Märzen, ein süffiges, dunkelgelbes Bier, schmeckte dem oberfränkischen Gast vorzüglich, erinnerte es ihn doch an die Biersorte aus seiner Heimat.
    »Labskaus hab ich schon ewig nicht mehr gegessen«, meinte Georg nach der Hauptspeise und legte zufrieden die Serviette beiseite. »Und ein so köstliches hat mir noch niemand vorgesetzt, Klas-Dieter, ehrlich! Das Rezept musst du mir unbedingt verraten.«
    »Schmeckt doll, nicht wahr? Ich hab’s vor Kurzem von meinem Freund Gerrit bekommen. Vielleicht ist das Geheimnis ja, dass man der Mischung aus Kartoffeln, Corned Beef und gedünsteten Zwiebeln noch etwas Milch beifügt und nicht alles durch den Fleischwolf dreht, sondern nur ein wenig per Hand zerkleinert. Und dass ich den Matjes im Ganzen dazu serviere, statt ihn unter den Eintopf zu mischen«, erläuterte Klas-Dieter mit dem Stolz des Kochs.
    »Jedenfalls beweist dein Labskaus mal wieder, welche Vorurteile unter Nichtkennern über manche Gerichte gepflegt werden. Es kommt eben immer nur auf gute Zutaten und natürlich einen begabten Koch an. Auf dein Wohl, Klas-Dieter!«
    »Ja, auf dein Wohl, bester Leibkoch aller Zeiten!«, stimmte Carola zu, neigte sich nach dem Anstoßen zu ihrem Lebenspartner hinüber und spitzte ihre Lippen, die der schmächtige Klas-Dieter sogleich folgsam küsste. Dann räumte er den Tisch ab, Georgs angebotene Hilfe ablehnend, und zog sich für die Zubereitung des Nachtisches wieder in die Küche zurück. Zum Labskaus hatte Georg auf Empfehlung des Gastgebers das dunkle Bockbier aus der Privatbrauerei gekostet. Ob es das überheizte Zimmer und die beginnende Müdigkeit war oder ob es an dem süffigen Starkbier lag, von dem er sich ein paar Mal nachgeschenkt hatte, oder an dem Aquavit, den sie als Verteiler genommen hatten, er konnte es nicht sagen. Jedenfalls hatte Carola nicht aufgehört, Georg immer wieder auf seinen aktuellen Fall anzusprechen, und irgendwann war dann doch der Name Victor Hagebusch gefallen.
    »Was? Der?«, fragte Carola und riss erstaunt die Augen auf. Doch dann meinte sie: »Na ja, sehr beliebt war der, glaub ich, nicht. War schon ein sehr spezieller Typ, der Hagebusch.«
    »Hast du ihn denn näher gekannt?«
    Sofort war Georg wieder hellwach.
    »Der Hagebusch war doch ein Kollege von mir.«
    Carola nahm eine gerade Haltung an und wischte ein imaginäres Stäubchen von ihrem Kaftan.
    »Wie? Was hatte der mit der Stadtverwaltung zu tun?«
    »Ach, Georg!«
    Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu und griff nach der Aquavitflasche, um nachzugießen. Ölig floss die sanftgelbe Flüssigkeit in die Schnapsgläser.
    »Er hat natürlich Restaurantkritiken veröffentlicht, genau wie ich.«
    »Ach so, ja, stimmt. Hin und wieder war unter seinen Artikeln für die Lübecker Zeitung auch mal eine Restaurantkritik. Aber dass er dafür

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