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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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herrschte schon recht viel Betrieb. Außer vier, fünf Ehepaaren, die am Rand saßen, belegte eine große Gruppe von Frauen mittleren Alters die Tische, auf denen ein kräftiges zweites Frühstück mit Produkten der Marke Landglück angerichtet war. Neben Kaffeekannen standen auch Kornflaschen für die Damen bereit. Der Lärmpegel der Runde war beeindruckend. Munteres Geschrei, lautes Kreischen, man schien sich bestens zu amüsieren.
    Ins Stockwerk darüber drang nur hin und wieder eine von den besonders kräftigen Lachsalven. Das Büro war sparsam eingerichtet, zumindest was das Verhältnis von Möbeln zu freier Fläche betraf, aber am Geld war bei der Einrichtung samt einiger zeitgenössischer Kunst sicher nicht gespart worden. Allerdings wirkte der weitläufige Raum völlig steril und unpersönlich, er hätte auch zu einer Bank oder Versicherung gehören können, es gab keinerlei Hinweise auf die firmeneigenen Produkte oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Branche.
    Der Juniorchef hatte als Erstes den Beamten gegenüber sein Bedauern über Hagebuschs Schicksal ausgedrückt. Er war ein Mann von Anfang 40, größer und schlanker als sein Vater, und mit der gleichen Großzügigkeit wie dieser hatte er Getränke und einen Imbiss angeboten. Allerdings eher geleitet durch professionelle Routine als die natürlich wirkende Gastfreundschaft des freundlichen alten Herrn. Jörn Petermann war durchaus erlesen, aber salopp gekleidet, weißes Hemd zu schwarzen Jeans, schicke Wildlederslipper, keine Krawatte, das Jackett hing über der Lehne seines Bürostuhls. Er saß hinter einem modernen Schreibtisch aus Glas und edlem Holz, in seinem Rücken ein großes Fenster, die Beamten auf zwei bequemen Besucherstühlen ihm gegenüber.
    Angermüllers Blick ging nach draußen, wo in einiger Entfernung zwischen grünen Wiesen ein heller Flachbau stand. Ein Trüppchen Frauen, alle in weißen Kitteln, weißen Gummistiefeln und mit weißen Schutzhauben auf dem Kopf, drängelten sich dort unter einem Dachvorsprung, offensichtlich zu einer Zigarettenpause.
    »Die Damen wissen eigentlich genau, dass wir das nicht gern sehen, wenn sie dort stehen und rauchen. Wir haben sehr ansprechende Sozialräume in unseren Produktionsstätten. Aber dort ist das Rauchen natürlich untersagt«, bemerkte Petermann, dem Angermüllers Aufmerksamkeit für das Geschehen vor der Halle nicht entgangen war, mit einem hilflosen Grinsen, das sein Missfallen nicht ganz verdecken konnte.
    »Also, meine Herren, was kann ich für Sie tun? Ich glaube zwar nicht, dass ich Ihnen eine große Hilfe sein kann …«, sagte er jovial und sah dabei verstohlen auf seine Armbanduhr.
    »Es wird nicht lange dauern, Herr Petermann«, versicherte Angermüller freundlich.
    »Sie müssen entschuldigen, aber ich habe noch so einiges auf meiner Agenda heute.«
    Der Juniorchef deutete auf den vor ihm liegenden Terminkalender. Jansen hatte das Diktiergerät schon auf dem Schreibtisch platziert und schaltete es jetzt ein.
    »Erzählen Sie uns bitte etwas über Ihre Zusammenarbeit mit Victor Hagebusch, Herr Petermann«, forderte Angermüller ihn auf.
    »Wenn Sie damit die aktuelle Situation meinen, kann ich leider nicht viel über Herrn Hagebusch berichten. Vor etwa einem halben Jahr gab es bei uns eine Umstrukturierung im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass es effektiver und kostengünstiger ist, wenn wir die gesamte Werbung und PR outsourcen, wie das heute so schön heißt. Seit ein paar Wochen haben wir nun diese Aufgaben einer Fremdfirma übertragen, einer jungen Agentur, die frischen Wind in unser Erscheinungsbild bringen soll, gerade auch im Hinblick auf unseren Netzauftritt und die Direktvermarktung über das Internet.«
    »Waren Sie mit Hagebuschs Arbeit nicht mehr zufrieden?«
    »Ich will das mal so sagen: Er hat das mit seinen Artikeln und den Produktpräsentationen recht gut gemacht, seinen Kenntnissen und Fähigkeiten gemäß. Das will ich jetzt gar nicht kleinreden«, begann Petermann und machte erst einmal eine Pause, bevor er fortfuhr, »aber alles hat seine Zeit. Wissen Sie, Victor Hagebusch mag einmal ein großer Journalist gewesen sein, doch seine Versuche mit unserer Website – nun ja, gerade auf diesem Gebiet hat sich in der Werbung in letzter Zeit viel getan, viel verändert.«
    Aus dem Restaurant schallte wieder ein lauter Heiterkeitsausbruch herauf. Petermann deutete demonstrativ nach unten.
    »Von diesen Damen und Herren,

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