Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
erleichtert hat. Wir haben bei dieser Gelegenheit auch nicht sehr lange geredet, denn ich hab ihm versprochen, dass wir uns auf jeden Fall noch persönlich zusammensetzen und uns darüber unterhalten. Wir haben dann zwei-, dreimal telefoniert, aber keinen Termin finden können. Und nun ist es dazu ja leider gar nicht mehr gekommen«, endete Petermann mit hörbarem Bedauern in der Stimme.
Deshalb also die häufigen Telefonate zwischen Hagebusch und Petermann. Der Kriminalhauptkommissar sah den Juniorchef einen Moment nachdenklich an, dann fragte er: »Was fällt Ihnen zum Thema Tierschützer ein?«
Der Firmenchef reagierte mit Erstaunen.
»Tierschützer? Gibt es einen speziellen Grund, weshalb Sie mich das jetzt fragen?«
»Grundlos fragen tun wir eigentlich nie«, warf Jansen, der sich die ganze Zeit zurückgehalten hatte, nicht gerade freundlich ein. Petermann hüstelte irritiert.
»Ich bin nur etwas überrascht. Wir hatten bisher mit diesem Thema überhaupt nichts zu tun. Zum Glück. Das kann für einen Hersteller von hochwertigen Geflügelfleischprodukten ziemlich rufschädigend sein, wie Sie sich vielleicht denken können«, warb er wortreich bei den Beamten um Verständnis.
»Auch wenn wir unsere Rohstoffe nur von bäuerlichen Züchtern beziehen und uns noch so gesetzestreu verhalten, diese radikalen Extremisten würden ja am liebsten alles verbieten lassen, was wir produzieren! Auch deshalb ist eine professionelle PR für unsere Firma so enorm wichtig.«
»Für Sie sind militante Tierschützer also kein Thema?«
»Gott sei Dank nicht!«
Er hob beschwörend beide Hände.
»Einen Ihrer Rohstofflieferanten hat es aber scheinbar getroffen.«
Petermann stutzte einen Moment, dann nickte er bedauernd.
»Das ist leider wahr. Auf den haben es die Burschen offenbar abgesehen. Der arme Oswald!«, nickte er dann bedauernd. »Sie sind ihm gestern ja schon begegnet, wie mein Vater erzählte. Sehr unangenehme Sache. Dem Mann muss natürlich geholfen werden.«
Petermann wirkte ziemlich zerknirscht. Eine kurze Gesprächspause trat ein. Dann meinte der Kriminalhauptkommissar:
»Das war’s dann fast von unserer Seite, Herr Petermann. Eine Frage müssten Sie uns nur noch beantworten: Wo waren Sie Montagabend?«
»Nanu, bin ich jetzt etwa verdächtig?«, fragte der Juniorchef ein wenig überrascht und lehnte sich mit einem Lächeln auf seinem Bürostuhl zurück.
»Reine Routine, Herr Petermann, wenn wir schon mal hier sind und mit Ihnen sprechen«, versicherte Angermüller freundlich.
»Also Montagabend? Da bin ich nach Hannover gefahren, weil ich am nächsten Morgen eine Besprechung mit einem unserer größten Kunden dort hatte.«
»Wann sind Sie losgefahren, wann angekommen?«
»Das muss so zwischen sieben und acht gewesen sein, dass ich zu Hause aufgebrochen bin. Ich bin aber erst noch einmal kurz in die Firma, weil ich noch einiges für unsere Präsentation vergessen hatte. Es war furchtbar neblig zu Anfang, man konnte nur schleichen. In der Lüneburger Heide hab ich dann Pause gemacht und was gegessen, dann bin ich wegen eines Unfalls noch in einen Stau geraten. Das war mal wieder so ein Ritt, sag ich Ihnen! Deutsche Autobahnen! Wann genau ich im Hotel war, fragen Sie besser meine Frau. Ich hab mich nämlich auch noch verfranzt in Hannover. Es muss ziemlich spät gewesen sein, irgendwann kurz nach Mitternacht denke ich. Ich hab trotzdem noch meine Frau angerufen, und sie war gar nicht erfreut, weil ich sie aus dem Schlaf geholt habe.«
»Wie und wo können wir Ihre Frau erreichen?«
Er gab ihnen seine Privatadresse und die Telefonnummer.
»Gut, Herr Petermann, dann sind wir jetzt fertig. Vielen Dank.«
Die Beamten erhoben sich.
»Ach, sagen Sie, können wir mal in Ihre Produktionsstätten schauen, Herr Petermann?«, wollte Angermüller plötzlich wissen, von Jansen mit einem konsternierten Seitenblick bedacht.
»Betriebsbesichtigungen sind leider nur zu bestimmten Zeiten möglich, aus produktionsinternen und hygienetechnischen Gründen, wissen Sie. Und leider hab ich jetzt auch überhaupt keine Zeit mehr, sonst würde ich Sie natürlich persönlich führen«, entschuldigte sich Petermann. »Gehört das denn auch zu Ihren Ermittlungen? Wir können aber gern einen Termin vereinbaren, Herr Kommissar!«
»Ich dachte nur, weil Sie vorhin ja von der Partnerschaft mit dem Verbraucher und der Transparenz Ihres Unternehmens sprachen, das wäre jederzeit möglich. Aber wenn das jetzt nicht geht, ist das auch
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