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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die gern unseren Firmenverkauf und das Restaurant besuchen, können wir auf dem Niveau nicht leben. Wir müssen wachsen. Wir sind dabei, einen Erlebnispark zu entwickeln, wo die Besucher sich den ganzen Tag aufhalten können, mit einem Modellbauernhof, natürlich mit Gänsestall, Brotbackhaus, Schauküche, Treckermuseum und manchem mehr.«
    Der Juniorchef kam jetzt in Fahrt.
    »Und vor allem brauchen wir neue Kundenschichten, wir müssen jüngere Leute ansprechen, junge Familien. Heutzutage muss eine Firma transparent sein, man muss den Verbraucher aufklären, ihm ein fairer Partner sein, gerade wenn man mit hochwertigen Genießerprodukten zu tun hat. Ökologie, zertifizierte Produktion, Nachhaltigkeit, all diese Stichworte eben.«
    Mit Erstaunen registrierte Angermüller, wie locker dem Unternehmer all die Schlagworte über die Lippen kamen.
    »Inzwischen ist ja wichtiger, dass Sie auf der Verpackung angeben, was alles nicht in Ihrem Produkt ist, statt welche hochwertigen Zutaten Sie verarbeiten! Es war schon einmal einfacher, kann ich Ihnen sagen. Auch für einen Traditionsbetrieb wie uns, der ja immer schon nichts als reine Naturprodukte hergestellt hat. Verbraucheraufklärung ist oberstes Gebot und, bei aller Liebe, das war nicht Hagebuschs Ding, der lieber von verführerischen Düften, unvergleichlichen Aromen und einem exquisiten Geschmack fabulierte. Der hatte eben andere Prioritäten und Fähigkeiten, wenn Sie verstehen, was ich meine«, lächelte Petermann, um Zustimmung werbend, die Beamten an.
    »Seit dem Engagement dieser Agentur haben Sie mit Victor Hagebusch also gar nicht mehr zusammengearbeitet?«
    »Exakt.«
    »Ihr Vater, mit dem wir gestern gesprochen haben, schien davon noch gar nichts zu wissen.«
    »Ach ja.«
    Wieder glitt ein kleines Lächeln über das Gesicht des Juniorchefs.
    »Ich bin sehr froh, dass mein Herr Vater mich ab und zu vertreten kann, wenn ich zu geschäftlichen Terminen unterwegs bin. Aber wissen Sie, das ist mehr repräsentativ als inhaltlich zu sehen. In die Entscheidungsfindung der Firma ist er schon lange nicht mehr eingebunden. Normalerweise genießt er seinen Ruhestand, geht mit meiner Mutter auf Kreuzfahrt, fährt mit ihr mal nach Hamburg, besucht Museen. Im Sommer spielt er Golf«, Petermann lachte kurz auf. »So schön möchte ich’s auch mal haben!«
    »Sie haben Hagebusch also kurzerhand gekündigt?«
    »So kann man das nicht sagen. Er war nie fest bei uns angestellt. Er hat immer auf Honorarbasis gearbeitet.«
    »Wie hoch belief sich sein Honorar?«
    »Da sind vielleicht so 2.000 Euro im Jahr zusammengekommen. Für die genauen Zahlen müsste ich in der Buchhaltung nachfragen.«
    »Das heißt, die Beendigung der Zusammenarbeit war keine so große finanzielle Einbuße für Hagebusch?«
    Der Juniorchef zuckte mit den Schultern.
    »Mir gegenüber hat er ohnehin so getan, als ob das alles für ihn nur Peanuts seien und er nicht im Mindesten darauf angewiesen wäre. Im Übrigen hat Hagebusch auf einem monatlichen Deputat unserer Produkte bestanden, und das haben wir ihm, übrigens auch nach seinem Ausscheiden, als kleine Geste der Dankbarkeit, natürlich gern gewährt. Besonders von der Gänseleber getrüffelt – Gourmet de Luxe hat er immer gern genommen. Und das freut uns natürlich, wenn jemand unsere Produkte schätzt!«
    »Wie hat die Zusammenarbeit mit Hagebusch funktioniert?«
    »Ja …« Der Firmenchef fuhr sich nachdenklich mit der Hand über den Kopf, der wie der seines Vaters nicht mehr von allzu viel Haar bedeckt war. »Mein alter Herr kam gut mit ihm klar, hat ihn regelrecht bewundert. Na ja, die beiden waren halt eine Generation. Ich fand’s nicht immer so einfach mit ihm. Gemeinsam etwas planen, entwerfen, das ging gar nicht. Teamwork war nicht sein Ding. Er bestimmte, er machte – und basta. Trotzdem tut es mir natürlich leid, dass er jetzt so …«
    Angermüller nickte.
    »Und wie hat Hagebusch denn auf die Aufkündigung der Zusammenarbeit reagiert?«
    »Er hat’s mit Fassung getragen, würde ich sagen.«
    »Er hat das also einfach so akzeptiert?«, fragte Angermüller nach.
    »Na ja, ich gebe zu, es hat mich schon Überwindung gekostet, dem Mann das mitzuteilen. Schließlich war er ja eine ganze Weile für uns tätig, und er und mein Vater schätzten sich sehr. Aber die Sachzwänge … Und dann hab ich ihn einfach angerufen und ihm frank und frei gesagt, wie die Lage ist. Das fand er gut, glaube ich, und hat es auch verstanden, was mich sehr

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