Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall
läuft. Da kümmert sich jetzt eben der Sohn drum«, widersprach Angermüller. »Also, ich finde das nicht so ungewöhnlich.«
»Dat stimmt vielleicht. Aber dann sollten wir den Sohnemann erst recht besuchen. Schließlich ist der Hagebusch ja an der komischen Gourmetpastete aus seiner Firma eingegangen«, beharrte Jansen.
»Machen wir auch. Aber jetzt lass uns erst hören, ob sich was zu unseren Tierfreunden gefunden hat. Wie sieht’s da aus, Thomas?«
»Tja, während der letzten Monate ist von Hagebusch ein ganzer Haufen von Informationen zusammengetragen worden. Sowohl über die Organisationsstruktur militanter Tierschützer, welche Gruppen es gibt, was sie für Aktionen machen, als auch über ihre Ziele und Inhalte. Er scheint sich ziemlich genau mit ihren unterschiedlichen Werten und Vorgehensweisen auseinandergesetzt zu haben. Hagebusch hat da eine riesige Stoffsammlung zusammengestellt, von der er bisher aber nichts für irgendwelche Veröffentlichungen genutzt zu haben scheint.«
»Hast du dafür eine Erklärung?«
Niemann schüttelte den Kopf.
»Na ja, vielleicht wollte er ein Buch über das Thema schreiben«, überlegte Angermüller.
»Möglich«, nickte Thomas Niemann. »Da könnte natürlich auch ein Zusammenhang zu den Tätern liegen. Vielleicht hat jemand aus der Szene Wind davon bekommen.«
»Ist zumindest überlegenswert«, stimmte Angermüller zu.
»Etwas ganz anderes hab ich noch.«
Niemann zog einen Ausdruck aus dem Papierstapel vor sich.
»Das Handy des Opfers. Hagebusch hatte natürlich eins. Vertrag und Rechnungen fanden sich alle auf dem PC. Wir haben über den Provider die Daten überprüft. Das hier ist die Liste der Verbindungen innerhalb der letzten zwei Wochen. Es sind hauptsächlich die Nummern von Zeitungsverlagen. Auch ein paar Restaurants und Läden sind dabei. Und mit der Feinkostmanufaktur Landglück hat er übrigens ein paar Mal telefoniert.«
»Interessant. Und was ist mit einer Handy-Ortung?«
»Fehlanzeige. Das Handy hat sich Montagnacht um 22.49 Uhr aus der Zelle an Hagebuschs Wohnort verabschiedet und wurde nicht wieder eingeschaltet.«
»Das ist natürlich sehr schade. Wie sieht’s mit seinen Mails aus? Irgendwelche aufschlussreichen Nachrichten in seinem Postfach?«
Der Aktenführer verneinte.
»Leider nichts Interessantes. Entweder der hatte noch andere Mailadressen, auf die wir bis jetzt nicht gestoßen sind, oder er hat E-Mails nicht in dem Maße genutzt, sondern Telefon und die gute alte Post.«
Wie aufs Stichwort kam Anja-Lena just in dem Moment ins Büro. Ihre Wangen unter dem blonden Haar, das sie wie meist zu einem dicken Zopf geflochten trug, hatten sich gerötet. Sie schmiss ihren Anorak auf einen Stuhl.
»Moin zusammen!«
Die anwesenden Kollegen gaben erst einmal ihrer Freude Ausdruck, dass die junge Frau wieder gesund und im Einsatz war, was sie erfreut, aber ein wenig ungeduldig zur Kenntnis nahm.
»Und? Hast du irgendwas Interessantes gefunden in seinem Briefkasten?«
»Kann man so sagen«, bestätigte die Kriminalhauptmeisterin Angermüllers Nachfrage eifrig nickend und genoss für einen Moment die neugierige Spannung der Kollegen.
Lautes Hundegebell schallte vom Strand herauf. Teufel sprang mit allen vieren in die Luft, landete wieder, drehte sich um die eigene Achse und versuchte seinen Schwanz zu fangen. Das Tier schnappte vor Lebenslust fast über. Und selbst Madame, die sonst stets vornehme Zurückhaltung übte, vollführte eine Art Freudentanz, dass der Sand nach allen Seiten flog. Tiere hatten ja angeblich viel feinere Sensoren für den Charakter eines Menschen. Lina seufzte. Warum musste das alles so verdammt schwierig sein? Stimmte es wirklich, dass es an ihr lag? Dass sie die einfachsten Dinge immer verkomplizieren musste?
Sie konnte sich von dem Anblick einfach nicht lösen, blieb weiter am Fenster stehen und sah hinunter zum Strand, wo der große Schlaks mit den langen blonden Haaren mit ihren beiden Hunden um die Wette tobte. Wer Olaf so erlebte, diesen jungenhaften Typ in seinem ausgeleierten Islandpulli und den verwaschenen Jeans, die in gelben Gummistiefeln steckten, hätte ihn nie für den Juniorchef eines der besten Hotels am Platze gehalten, wo er in lässiger Eleganz auftrat und sich mit besten Umgangsformen um die Wünsche seiner Gäste kümmerte. Ein verträumtes Lächeln legte sich auf Linas Gesicht.
Aber es wartete eine Menge Arbeit. Sie gab sich einen Ruck und ging zurück in die Küche, wo sie den
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