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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Schwachen werden von den kräftigeren Artgenossen tot gedrückt in dieser Enge. Sie verenden einfach zwischen den anderen, und anschließend kommt es dann häufig zu Kannibalismus unter den Tieren.«
    Wahrscheinlich trägt die Sprecherin auch einen Mundschutz. Ihre Sprache dahinter ist ein wenig verwaschen.
    Eine fedrige Gestalt liegt auf dem Boden. Nur ein schwaches Zucken zeigt, das noch Leben darin ist. Eine andere Pute hackt im Vorbeigehen ein paar Mal mit dem Schnabel auf ihren Artgenossen ein. Das am Boden liegende Tier hebt mit größter Anstrengung seinen Kopf. Behutsam streicht eine mit Latex behandschuhte Hand darüber. Erst duckt sich der Vogel ängstlich weg, dann schließt er nur noch matt die Augen und legt sich wieder auf den voll gekoteten Boden. Noch zwei-, dreimal zuckt sein Körper. Dann ist es vorbei. Das Tier ist gestorben.
    »Oh Gott, ich ertrag das nicht mehr.«
    Die Kamera schwenkt nach unten. Es ist nichts mehr zu erkennen. Das Bild wird dunkel. Man hört ersticktes Schluchzen.
    Plötzlich Lärm und Geschrei, dann helles Licht. Eine neue Stimme aus dem Hintergrund, laut, aber unverständlich. Die Tiere beginnen aufgeregt zu gackern.
    »Kai! Uwe! Kommt schnell, lasst uns hier abhauen! Du auch, Conny, komm!«
    Die weibliche Stimme klingt jetzt ziemlich panisch. Die Kamera tanzt über den Boden. Der Atem der Frau, die sie in der Hand zu halten scheint, geht schnell und hastig. Offensichtlich ist sie auf der Flucht. Doch dann bleibt sie stehen, schon außerhalb der Halle, und reißt die Kamera wieder hoch. Schemenhaft sieht man die Umrisse eines Menschen im Lichteck der geöffneten Scheunentür. Er kommt aus der Tür gestürmt und schwingt drohend einen großen Knüppel. Er scheint etwas zu rufen, ist aber nicht zu verstehen. Dann wird der Bildschirm dunkel.
     
    Einen Moment herrschte Stille in der kleinen Gruppe, die sich vor dem Computer drängte. Anja-Lena schüttelte sich und Jansen verzog das Gesicht mit Widerwillen. Auch Angermüller fand das Gesehene einfach nur abstoßend. Er war jetzt hellwach, allerdings schmerzte sein Kopf ziemlich heftig. Das war der Preis für die lange Nacht, den Wein, den Schnaps. Oh ja, den Vogelbeerbrand aus seinen alten Vorräten, die er beim Umzug vergessen hatte, den hatten sie auch noch ausgetrunken. Bevor er etwas fragen konnte, musste er erst einmal seine Stimmbänder frei kriegen.
    »Und wo habt ihr das plötzlich her?«
    Jansen schüttelte amüsiert den Kopf über die krächzende Stimme.
    »Hat jemand vom ZD vorhin gebracht. Irgendwie war der Speicherstick zwischen all dem Material, das wir von Hagebusch mitgenommen haben, untergegangen. Und dann hat ein findiger Kollege den entdeckt, gesichtet und sich gedacht, der könnte vielleicht für uns von Interesse sein.«
    »Da hat der Kollege ganz richtig gedacht«, bestätigte der Kriminalhauptkommissar, immer noch gegen seine Heiserkeit kämpfend. »Aber so was ist natürlich Mist, dass wir das erst heute zu sehen bekommen.«
    Er nahm die Lesebrille ab und sah in die Runde.
    »Tja, da haben wir ja eine Verbindung von Hagebusch zu den Tierschützern.«
    »Sieht so aus, als wollte der da eine ganz große Geschichte draus machen«, meinte Thomas Niemann. »Mit diesem Video und dem ganzen Dossier, das Hagebusch über die Leute gesammelt hat. Das hat denen bestimmt nicht gefallen.«
    »Mmh«, machte Angermüller, »aber da ist noch was ganz anderes. Du hast die Stimme doch auch erkannt, oder, Claus?«
    »Die ja«, feixte der. »Wolln wir gleich los?«
     
    »Sie lebe, sie lebe, sie lebe dreimal hoch, hoch, hoch! Sie lebe, sie lebe, sie lebe dreimal hoch!«
    Fröhlich schallte der Gesang der Frauen durchs Café. Nachdem sämtliche Zeilen der Geburtstagshymne abgesungen waren, klangen die Sektgläser aneinander, und dann fiel eine Freundin nach der anderen dem Geburtstagskind um den Hals.
    »Alles Gute, liebe Monika!«
    »Alles Liebe für dich!«
    »Monika, meine allerherzlichsten Glückwünsche!«
    Die Geburtstagsgesellschaft war wieder ein willkommenes Geschäft für Lina im geschäftlich sehr verhaltenen November. Im Dezember sah es dann wieder besser aus, mit Advents- und Weihnachtsfeiern und steigenden Touristenzahlen über die Feiertage bis ins neue Jahr. Gutgelaunt bereitete Lina die gewünschten Kaffees und Tees. Monika Harksen, die Gastgeberin, ließ sich nicht lumpen. Zehn Damen hatte sie zum Brunch eingeladen und nur vom Feinsten bestellt.
    »Ist schließlich mein 60.«, hatte sie bei der Vorbesprechung

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