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Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall

Titel: Geschmacksverwirrung - Angermüllers siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wie er so drauf ist, nach all den Jahren. Er hat mich auf einen Kaffee eingeladen und sogar versucht, sich mit mir zu unterhalten. Er hat gefragt, wie’s geht und was ich so mache, aber die meiste Zeit hat er geredet, erzählt, was für tolle Sachen er zu tun hat, für wen er alles arbeitet, welche Kontakte er hat, diesen ganzen Kram. Von seiner Gastrosophie-Seite im Internet hat er lang und breit berichtet. Da war er ganz der Alte. Vielleicht hat er mich mit etwas mehr Respekt behandelt, schließlich bin ich ja kein Kind mehr, aber im Grunde hat er mich als Person genauso wenig wahrgenommen wie früher. Doch zumindest etwas scheint er registriert zu haben, denn eines Tages rief er mich an und fragte nach unseren Aktionen gegen industrielle Massentierhaltung, von denen ich ihm ein bisschen was erzählt hatte. Ob wir da immer noch dran wären und so.«
    »Wollte er sich Ihnen etwa anschließen?«, fragte Angermüller erstaunt.
    »Nicht direkt. Er bot sich aber an, mithilfe seiner Medienkontakte für unsere Sache eine größere Öffentlichkeit zu schaffen. Ich hab ihm gesagt, da müsste ich erst einmal drüber nachdenken. Ehrlich gesagt konnte ich mir nicht vorstellen, was ausgerechnet jemand wie er plötzlich für die Sache der Tiere tun wollte. Ich erinnerte mich natürlich vor allem an seine Fressorgien früher, bei denen Berge von Fleisch auf den Tisch kamen.«
    Sie schaute einen Moment nachdenklich vor sich hin.
    »Dann hab ich gedacht, na ja, vielleicht hat er sich ja doch geändert. Auf seiner Feinschmeckerseite schrieb er ja auch viel über die Qualität der Lebensmittel, wie wichtig es sei, wie die Sachen produziert werden, wo man was einkauft und so. Das hat er auch mir gegenüber noch einmal betont. Er schien wirklich interessiert an sauberer Produktion, Nachhaltigkeit, artgerechter Tierhaltung und so, wie ja viele der großen Köche inzwischen auch. Meinen Freunden hab ich allerdings nichts von meinen Kontakten zu ihm erzählt. Ich wollte erst einmal sehen, wie sich das alles mit ihm entwickelt und was er wirklich für uns tun kann.«
    Lina Stucki senkte den Kopf und seufzte.
    »Ich muss wohl ziemlich naiv gewesen sein, jemandem wie Victor zu glauben, dass er sich für irgendeine gute Sache einsetzt. Er hat sich im Grunde ja immer nur für sich selbst interessiert. Empathie für irgendwen oder irgendwas war für ihn damals wie heute ein absolutes Fremdwort.«
    »Wann und wie ist Ihnen klar geworden, dass Sie sich wahrscheinlich doch getäuscht haben?«
    »Vergangenen Montagabend, als wir mal wieder ein Projekttreffen in Lübeck hatten.«
    »Ach so, der Abend, als Sie bei den alten Freunden waren, die Sie nur mal so zum Quatschen und Feiern besucht haben wollten, wie Sie uns erzählt haben?«, stellte der Kriminalhauptkommissar leicht indigniert fest. Die junge Frau achtete auf seinen Einwurf gar nicht.
    »Wir haben alle zusammen einen Film angeschaut über industrielle Agrarproduktion, Massentierhaltung und was alles so damit zusammenhängt. Der Film war sehr gut gemacht, sehr informativ, aber auch furchtbar grausam. Ich war völlig fertig danach.«
    In einer nervösen Bewegung rieb sie sich mit der Hand über die Stirn.
    »Eigentlich wollte ich den anderen an diesem Abend über meine Kontakte zu Victor berichten. Ich hatte ihm inzwischen nämlich den Stick hier mit dem Video über unsere Aktion übergeben. Victor war extra hierher zu mir gekommen, um sich das Ding bei mir abzuholen. Er wolle da groß was draus machen, hatte er versprochen, er hätte beste Beziehungen zum Stern und so. Und das wollte ich meinen Freunden quasi als Überraschung präsentieren. Ich war auch ein bisschen stolz drauf. Tja …«
    Lina Stucki hatte eine Strähne aus ihrem Haar gezogen und wickelte sich diese ein ums andere Mal um den Finger.
    »Aber Uwe wollte uns an dem Abend unbedingt noch zeigen, was er über eine Firma in Meckpomm gesammelt hatte, die ausschließlich Produkte aus Geflügelfleisch herstellt. Und da hab ich es mitgekriegt.«
    »Was haben Sie mitgekriegt?«
    »Dass Victor genau für diese Leute arbeitete!«
    »Meinen Sie die Feinkostmanufaktur Landglück?«
    Etwas erstaunt bestätigte Lina Stucki Angermüllers Nachfrage.
    »Genau. Uwe hatte da so einen Flyer über das Sortiment der Firma, und da stand ein von Victor namentlich gezeichneter Artikel über die köstlichen Landglück-Pasteten drin.«
    Im Gesicht der Zeugin stand immer noch der Schrecken angesichts ihrer Erkenntnis.
    »Ich war richtig geschockt. Wer

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