Geschmiedet im Feuer
anzusehen, verzog sie die Miene und machte einen Schritt nach hinten. »Sie waren nicht hinter uns her. Ende der Diskussion.«
»Verdammt, Beth …« Er unterbrach sich, als er seinen Fehler erkannte, aber es war schon zu spät. Sie sah ihn finster an und wandte ihm den Rücken zu.
»Komm, Marion.« Sie nahm den Arm der älteren Frau und führte sie zu den Bänken. »Wir warten lieber in angenehmer Gesellschaft.«
Zane stemmte die Hände in die Hüften und sah ihr wütend hinterher.
Kyle regte sich, hob den Kopf und sah Beth. Mit einem lauten Schrei lief er los.
»Tante Beth!«
Beth nahm ihn in die Arme, als er angerannt kam. Sie hob seinen schmalen Körper hoch, bedeckte sein Gesicht mit Küssen, dann hielt sie ihn ein Stück weg und sah ihm ins Gesicht. Kyle legte die Beine um ihre Taille und hielt sich fest.
»Hey, Kleiner. Ich bin so froh, dich zu sehen.« Ihre Stimme zitterte.
Daraufhin legte der Junge die Arme um ihren Hals und drückte sie fest an sich. Er warf Zane und Rawls einen unsicheren Blick zu und beugte sich dann vor, bis sich sein Mund direkt neben ihrem Ohr befand. »Sie lassen mich nicht zu Mommy.«
Beth drehte sich mit dem Jungen im Arm um und sah Zane mit feuchten Augen an.
Er schüttelte leicht mit dem Kopf. »Sie wird gerade untersucht.«
Es sah so natürlich und ungezwungen aus, wie sie das Kind im Arm hielt, als hätte sie das schon hundert Mal zuvor gemacht. Plötzlich hatte er ein anderes Bild vor Augen. Ein anderes Kind. Ein kleines Mädchen mit seinen dunklen Haaren und ihren lavendelfarbenen Augen. Doch das Bild verblasste schnell wieder.
»Wo ist Daddy?«, fragte Kyle, als Beth ihn wieder ansah. »Ich will zu Daddy.«
Zane sah, wie sie die Luft anhielt. Sie legte die Arme enger um den zarten Körper des Jungen und sah erneut zu Zane hinüber. Er schüttelte den Kopf, da sie noch nicht die Gelegenheit gehabt hatten, Ginny Clancy die traurige Nachricht mitzuteilen.
Beth sah erneut Kyle an. »Was hältst du davon, wenn wir erst mal zu deiner Mom gehen, sobald uns die Krankenschwester zu ihr lässt?«
Der rote Haarschopf wackelte, als der Junge nickte. »Und danach suchen wir Daddy?«
Beths Kinn zitterte. »Lass uns zuerst zu Mommy gehen, ja?«
»Wer ist das?«, fragte Kyle und starrte Marion an.
»Das ist eine Freundin, Schatz.«
Rawls ging auf Coskys Mutter zu und auf seiner Wange zuckte ein Muskel. »Mrs Simcosky … Marion …«
Sie ersparte es ihm, noch etwas sagen zu müssen, als sie einfach seine Hand nahm und fest drückte. Dann nahm sie auch Zanes Hand und drückte sie ebenfalls.
»Ihr müsst aufhören, euch Sorgen zu machen. Marcus wird euch überraschen. Wartet es nur ab. Er schafft das. Mein Junge ist ein Kämpfer.«
Die Krankenhaustüren glitten erneut auf. Zane richtete sich ein wenig auf, als zwei uniformierte Polizisten auf sie zukamen. Schusswunden wurden automatisch gemeldet, daher hatte er längst mit ihrem Auftauchen gerechnet. Aber er hatte gehofft, dass Chastain da sein würde, wenn sie ankamen. Eigentlich war er sogar davon ausgegangen, dass Chastain längst hier sein würde. Nach allem, was der Mann durchgemacht hatte, um seine Familie zurückzubekommen, hätte man doch denken sollen, dass er sie schnellstmöglich wieder in die Arme schließen will. Wo zum Teufel steckte der Mann?
Beth schob Kyle eine feuerrote Haarsträhne aus der Stirn und setzte ihn sich etwas bequemer auf den Schoß. Eine Krankenschwester kam durch die Schwingtür, die die Notaufnahme vom Wartezimmer trennte. Zane und Rawls lehnten an der Wand und hofften offenbar auf Neuigkeiten von ihrem Freund. Seit fast einer Stunde hatte sie niemand mehr über Coskys oder Macs Zustand informiert.
Der Blick der Krankenschwester wanderte über Zanes athletischen Körper und ihre blauen Augen leuchteten. Beth verlagerte Kyles Gewicht ein wenig und in ihr regte sich eine gewisse Verärgerung. Als die Frau Zanes schlanken, durchtrainierten Körper ein weiteres Mal musterte, anstatt den Blick abzuwenden, wie es die guten Manieren und ihre Professionalität erforderten, wurde ihre Verärgerung nur noch größer.
Was völlig lächerlich war. Sie konnte auf den Mann keinen Besitzanspruch erheben und hatte keinen Grund, so zu empfinden.
Als Zane das Interesse der Krankenschwester nicht erwiderte, beruhigte sie sich ein wenig. Die Frau bemerkte ebenfalls, dass er sie keines Blickes würdigte, und drehte sich mit enttäuschtem Seufzer zu den Bänken um.
»Beth Brown? Kyle?« Ihr Blick fiel
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