Geschmiedet im Feuer
kümmern? Sorgt dafür, viele Videoaufnahmen zu machen. Unsere neuen Partner sollen sehen, wie viel Mühe wir uns geben, ihre Familien während ihres Aufenthalts bei uns bei Laune zu halten.«
Er beendete das Gespräch und klappte sein Handy zu, behielt es aber in der Hand. Eigentlich musste er seine Bosse auf dem Laufenden halten. Aber was genau sollte er ihnen sagen?
Winters, Simcosky und Rawlings waren offenkundig im Tarnmodus. Die Frage war, warum.
Was zum Henker hatten sie mitbekommen?
Er hatte jede nur denkbare Vorkehrungsmaßnahme getroffen. Seine Einsatztruppe war angewiesen worden, erst im letztmöglichen Augenblick zu erscheinen. Abgesehen von seinem kurzen Flirt mit Beth Brown war er in der Nähe von Gate C-20 geblieben und hatte die Passagiere von Flug 2077 von seiner Bank aus im Auge behalten. Er wusste verdammt gut, wie man Leute beobachtete, ohne dass jemand anderes es mitbekam. Die Waffen waren bereits an Bord. Im Terminal war nichts vorgefallen, was die Instinkte dieser gut konditionierten Kerle hätte kitzeln und die Aufmerksamkeit des SEAL-Teams 7 erwecken können.
Sein Blick wanderte erneut über den Wartebereich von Gate C-18. Die Bank, auf der Beth Brown gesessen hatte, war schon wieder besetzt. Er seufzte beim Anblick der drei Kinder, die still neben ihren Eltern saßen und malten, aber er schob das Bedauern beiseite. Es war eine Schande, dass so viele Kinder in diesem Flieger mitflogen, aber es musste nun mal getan werden, unabhängig davon, wie alt die Opfer waren. Sein Blick ruhte auf der Mutter der Kinder, die lächelte und eines der Bilder bewunderte.
Russ runzelte die Stirn. Irgendwie war Beth Brown der Schlüssel. Ihre Reaktion, als sie Winters gesichtet hatte, war schon bizarr gewesen. Sie war förmlich erstarrt. Hatte geschwankt. Wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Aber warum?
Winters’ Reaktion auf sie war ebenso merkwürdig gewesen. Er hatte sie sofort bemerkt und nicht mehr aus den Augen gelassen, doch als sie dann auf ihn zugekommen war, hatte er ihr den Rücken zugedreht. Streit unter Liebenden? Höchst unwahrscheinlich. Solche Männer liefen nicht vor einer Konfrontation davon, selbst dann nicht, wenn sie sich mit ihren Frauen auseinandersetzen mussten.
Außerdem hatte er nach all den Informationen über Winters eher den Eindruck gehabt, er lebe zölibatärer als ein Priester. Wenn er eine neue Freundin hätte, wäre das in den Vorabinformationen aufgetaucht.
Seufzend rieb sich Russ die Stirn. Vielleicht deutete er die Zeichen auch einfach falsch.
Bei der Spezialeinheit lernte man, vorsichtig zu agieren. Möglicherweise lag es nur an ihrer Konditionierung, dass sie sich so verhielten. Wenn diese SEALs wussten, was er mit dem Flugzeug vorhatte, dann hätten sie den Flug streichen lassen. Doch laut der Anzeigetafel sollte der Flieger wie geplant starten.
Was Brown anging, so war sie möglicherweise einfach von dem ganzen Testosteron, das in der Luft lag, überwältigt worden. Das Trio hatte viele bewundernde Blicke auf sich gezogen, und zwar sowohl von Männern als auch von Frauen. Eventuell suchte sie ja nur nach einem Urlaubsflirt und Winters war darauf eingestiegen.
Aber … Russ sah Seth Rawlings’ blonden Haarschopf, als dieser hinter seinen Freunden hermarschierte. Wenn Winters sich nur für die Frau interessierte, weil er auf Sex aus war, dann hätte er wohl kaum seine Lieutenants eingeladen, ihnen zu folgen. Der Kerl war ein Pfadfinder, durch und durch konservativ. Auf keinen Fall der Typ für einen Vierer.
Russ sah sich um. Die einzige Person, die ihm nah genug war, um sein Gespräch mithören zu können, war die fette Kuh ihmgegenüber, aber sie schien außer dem Magazin, das sie las, nichts mitzubekommen.
Leise fluchend starrte er sein Handy an. Nach einigen Sekunden gab er widerstrebend die erste Zahl ein. Während jede Ziffer auf dem Display angezeigt wurde, zog sich in seiner Brust alles zusammen, bis er das Gefühl hatte, er würde unter einem Elefanten liegen.
Das Auftauchen der Frau bedeutete möglicherweise gar nichts. Aber man würde ihn aufschlitzen, ihm die Eier abschneiden und ihn verrotten lassen, wenn alles den Bach runterging, nur weil er seine Auftraggeber nicht über ein potenzielles Problem informiert hatte.
Eine kultivierte Stimme meldete sich. »Wir hatten eine Kontaktsperre vereinbart, bis das Flugzeug in der Luft ist.«
Russ’ Handflächen begannen zu schwitzen. »Sie wollten informiert werden, falls irgendetwas Unvorhergesehenes
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