Geschmiedet im Feuer
Männer und Frauen in meiner Familie kennen ihre Partner auf einer weitaus tieferen Ebene als die, über die wir gerade sprechen. Sie teilen ihre Gedanken, ihre Gefühle. Wenn man ein Bewusstsein teilt, kann man nichts voreinander verbergen. Dieser Austausch, den du gespürt hast, war ein Vorgeschmack auf das, was wir haben könnten.«
»Aber das ist nicht real«, flüsterte sie.
»Es ist weitaus realer als deine Version der Liebe. Und ich kann dir garantieren, dass du mich nicht mit einer anderen Frau in einer Kammer erwischen wirst.«
Sie zuckte zusammen und ihr regloser Gesichtsausdruck wurde zu Bestürzung, als ihr bewusst wurde, dass er ihre Unterhaltung mit Ginny Clancy belauscht hatte.
Nur mit Mühe konnte er sich zusammenreißen. »Hör mal …«
Sie wartete nicht auf seine Entschuldigung, sondern rannte ins Badezimmer, während die Bettdecke hinter ihr über den Boden schleifte. Sie knallte die Tür hinter sich zu. Zane wollte ihr nachgehen, aber dann hielt ihn die Erinnerung an ihren Gesichtsausdruck zurück. Er würde sie nicht von irgendwas überzeugen können, solange sie derart aufgebracht war.
Er hörte, wie sie die Dusche anstellte.
Fluchend wirbelte er herum und widerstand dem Drang, mit der Faust gegen die Wand zu schlagen.
Er hatte sie nicht verloren. Sobald sie sich beruhigt hatte und nachdenken, sich erinnern würde, das erneut durchleben konnte, was sich gerade zwischen ihnen abgespielt hatte, würde sie bemerken, dass es etwas ganz Besonderes gewesen war. Er musste sich zurückhalten und diese Erkenntnis von alleine in ihr aufkeimen lassen.
Es wäre das Klügste, ihr einfach Luft zum Atmen zu lassen. Warum hatte er dann aber das Gefühl, den größten Fehler seines Lebens zu machen?
18
Beth stand unter der Dusche und kämpfte gegen die Panik an.
Etwas Flüssiges lief an der Innenseite ihrer Beine herunter. Das war kein Wasser, sondern etwas, das sie an das erinnerte, was gerade passiert war. Was sie zugelassen hatte. Was sie selbst getan und befeuert hatte.
Sie schloss die Augen und hielt das Gesicht ins Wasser. Vor ihrem inneren Auge entstand das Bild ihrer Mutter mit den tiefen, erschöpften Falten auf der Stirn und in den Mundwinkeln. Ihre Haut war bleich und matt gewesen, weil sie so gut wie nie ins Freie gekommen war. Sie dachte daran zurück, wie ihre Mutter zwischen den Schichten ins Wohnzimmer getaumelt und auf der Couch zusammengebrochen war, mit schmerzenden Füßen, aber zu müde, um nach oben zu gehen und im Bett zu schlafen.
Ohne emotionale oder finanzielle Unterstützung alleine ein Kind aufzuziehen, das war zu viel für sie gewesen. Sie war derart damit beschäftigt gewesen, für alles zu sorgen – für ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, Kleidung, die ärztliche Versorgung, die unendlich vielen Kleinigkeiten, die eine Familie zum Überleben brauchte –, dass das Leben an ihr vorbeigerauscht war.
Doch eigentlich hatte es sie vielmehr zerrieben, hatte ihr die Kraft und jegliche Ambitionen genommen und sie dann wieder ausgespuckt. Das alltägliche Überleben hatte Rebecca Browns Energiereserven aufgebraucht, bis sie nichts mehr übrig hatte, um den Krebs zu bekämpfen, an dem sie letzten Endes gestorben war.
Nachdem sie miterlebt hatte, was ihre Mutter durchmachen musste, konnte sie doch nicht auch so dumm sein? Wie hatte sie nur einen solchen Fehler machen können?
Zumindest hatte sie sich mit Brad keine Sorgen wegen einer ungeplanten Schwangerschaft machen müssen. Schon lange, bevor sie miteinander ins Bett gegangen waren, hatte sie sich die Pille verschreiben lassen. Aber mit Brad hatte sie nie eine solche Ekstase erlebt oder derart die Kontrolle verloren und sich von der Leidenschaft mitreißen lassen.
Doch Zane hatte sie so mitgerissen, dass sie jeden Gedanken an Verhütung völlig verdrängt hatte.
Sie hatte ihn einfach nur noch in sich spüren wollen.
Wuchs ihr Kind bereits in ihr? Ein dunkelhaariger, grünäugiger Junge?
Dann fiel ihr diese merkwürdige Vision aus dem Krankenhaus wieder ein.
Oder ein dunkelhaariges Mädchen mit lavendelfarbenen Augen?
Ein tief in ihr verwurzelter Mutterinstinkt flüsterte Ja. Sie war von ihm schwanger.
Der feste Knoten in ihrem Bauch löste sich in einem wohligen und staunenden Gefühl auf.
Sie hatte sich immer Kinder gewünscht und Kyles Gesellschaft ebenso genossen wie Ginnys. Sie sah die Welt gern durch Kyles Augen. Liebte seine ungezwungene Art. Ja, sie hatte sich schon immer Kinder gewünscht.
Aber
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