Geschmiedet im Feuer
um mehrere Hundert Menschen zu ermorden?«, erwiderte Beth trocken, da sie genau wusste, worauf er damit abzielte. »Wieso gehen Sie davon aus, dass der Insider ein Ingenieur sein muss? Es wäre doch weitaus sinnvoller, einen Gepäckwerfer oder einen Techniker damit zu beauftragen.«
»Kennen Sie die Gepäckwerfer oder Techniker?«, fragte Cosky und sah ihr aufmerksam ins Gesicht.
»Nein, verdammt.« Wie in jedem großen Unternehmen blieben die Abteilungen von PAA meist unter sich. Sie kannte alle, die auf ihrem Stockwerk arbeiteten, und einige aus den Etagen darüber und darunter, aber niemanden, der in den Hangars beschäftigt war.
»Aber Sie kennen Ihre Ingenieure, also fangen wir mit denen an. Fällt Ihnen irgendjemand ein, der zu so etwas in der Lage wäre?«
Gut, es gab einige Leute, die ihr egal waren. So war das doch in jedem Job. Ihr verhasster Kollege, der technische Autor, der neben ihr saß, fiel ihr da sofort ein. Er redete unaufhörlich, machte viel zu lange Pausen und erzählte immer wieder denselben dummen Witz. Aber seine Fehltritte waren weit davon entfernt, derartige Ausmaße anzunehmen.
Die meisten der Ingenieure aus ihrer Abteilung waren Technikfreaks, die in ihrer eigenen Welt zu leben schienen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie Todd die Waffen versteckte, und musste sich das Grinsen verkneifen. So wie sie Todd kannte, würde er sich von einer Gleichung ablenken lassen, die ihm auf einmal in den Sinn kam, sich hinsetzen und daran arbeiten. Die Waffen würden noch immer für jeden sichtbar neben ihm liegen, wenn die Flugcrew eintraf.
»Keine der Personen, mit denen ich zusammenarbeite, könnte darin verwickelt sein«, sagte Beth. »Es ist ja nicht so, als würde einer von ihnen am Rande der Gesellschaft stehen. Unsere Abteilung besteht aus langweiligen Angestellten, die ihren Job machen, Familien haben und Hypotheken und Autokredite abbezahlen müssen.«
»Sie stellen Vermutungen an.« Er sah ihr kurz in die Augen, bevor er wieder zum Korridor blickte, in dem ein älteres Ehepaar aufgetaucht war.
Die Tatsache, dass er das Paar gründlich musterte, das Arm in Arm langsam an ihnen vorbeiging, sagte Beth, wie ernst er das alles nahm. Die beiden mussten schon über siebzig sein.
»Die Entführer sind männlich und Mitte bis Ende dreißig«, rief sie ihm ins Gedächtnis.
Cosky drehte den Kopf und starrte sie mit halb geschlossenen Lidern an. »Diese Leute sind in unserem Flieger. Sie haben am Gate gewartet und sind wieder gegangen … Warum?« Er wandte sich wieder dem Gang zu. »Es ist ein Fehler, Unschuld vom Geschlecht oder dem Alter abhängig zu machen.«
Autsch. Das war auch auf sie bezogen, was sie nicht weiter überraschte. Von den drei Männern war Simcosky der coolste. Der härteste. Der einschüchterndste. Zane strahlte Ruhe aus, Rawlings Charme und Gutmütigkeit, er jedoch nur Eiseskälte.
Wenn sie die Wahl zwischen den beiden Männern hätte, würde sie Zanes Ruhe bei Weitem Simcoskys Kälte vorziehen. Verbrachte sie zu viel Zeit in Gesellschaft von Zanes Freund, bekäme sie bestimmt Frostbrand.
»Sie haben uns gerade von Ihren Kollegen erzählt«, meinte Cosky.
Das stimmte zwar nicht, aber sie biss trotzdem an. »Glauben Sie mir, Sie sind auf der falschen Fährte. Der Komplize kann nicht in meiner Abteilung arbeiten. Nur die Ingenieure haben Zutritt zum Rollfeld und den Flugzeugen, und die Flugzeuge sind wie ihre Babys. Sie nehmen es immer sehr persönlich, wenn ihnen irgendwas passiert. Es ist absolut unwahrscheinlich, dass einer von ihnen in etwas verwickelt sein könnte, bei dem eines seiner kostbaren Flugzeuge beschädigt oder zerstört wird.«
Beim letzten Satz wurde die Tür der Abstellkammer geöffnet.
Zane blieb im Türrahmen stehen. Seine Augen schimmerten dunkel und bedrohlich. »Sie tragen Scheuklappen und stellen Vermutungen an. Das können Sie sich beides nicht leisten«, meinte er. »Das macht einen verwundbar.«
Beth bemerkte den Blick, den seine beiden Freunde austauschten, ebenso wie Zane.
»Habt ihr zwei ein Problem?«, wollte er wissen, wobei seine Stimme ebenso unbewegt blieb wie sein Gesichtsausdruck, während er von einem zum anderen sah.
Sie starrten ihn einfach nur an und irgendwie wusste Beth, dass es sich bei dieser stillschweigenden Auseinandersetzung um sie drehte.
»Was hat Ihr Boss gesagt?«, erkundigte sich Beth und unterbrach das Machogehabe, da keiner der Männer bereit zu sein schien, das Schweigen zu brechen.
»Sein Boss ist die
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