Geschmiedet im Feuer
»Wo stehen wir jetzt?«
»Am Abgrund.« Mac ließ die Tür hinter Rawls zufallen. »Wenn sie an ihn rankommen können, dann ist keiner vor ihnen sicher.«
»Großer Gott.« Zane strich sich mit einer Hand über das Gesicht. Diese verdammte Sache wurde ja immer schlimmer. »Er muss glauben, dass sein Team nicht mehr vertrauenswürdig ist.«
Mac verspannte die Kiefermuskulatur. Er steckte eine Hand in die Tasche und holte einen Schlüssel hervor, den er Cosky zuwarf. »Du fährst.« Er drehte sich wieder zu Zane um. »Nicht nur sein Team, das ganze FBI. Ansonsten wäre er damit zu einer höheren Stelle gegangen.«
Beth zog die Augenbrauen zusammen. »Vermutlich haben sie damit gedroht, seiner Familie etwas anzutun, wenn er jemandem etwas sagt.«
»Die Chance, dass er sie lebend zurückbekommt, ist weitaus größer, wenn er auf die gesamten Ressourcen des FBIs zurückgreifen kann«, meinte Cosky, drückte auf den roten Knopf am Schlüssel und marschierte auf den Ford Expedition zu, der piepte und blinkte. »Allein die Tatsache, dass er gar nicht versucht, diese Ressourcen zu nutzen, sagt uns schon, dass er davon ausgeht, nicht der einzige Gekaufte beim FBI zu sein.«
»Wir reden hier über das Leben von mehreren Hundert Menschen.« Beth schien nicht überzeugt zu sein. »Hätte er das Wohlergehen seiner Familie wirklich über das all der Passagiere gestellt? Warum geht er nicht zum Heimatschutzministerium?«
Zane öffnete die hintere Tür des SUV und legte seine Hand auf Beths Rücken, um sie hineinzuschieben. Dann setzte er sich neben sie. »Wenn sie das FBI infiltrieren können, dann auch jede andere Behörde.«
Cosky nahm den Faden auf. »In einer idealen Welt hätte er gemeldet, was passiert ist, aber dieser Mann hat seine Familie schon einmal verloren …«
»Dem armen Kerl sind die Hände gebunden.« Rawls setzte sich auf die andere Seite neben Beth in den SUV und griff nach dem Sicherheitsgurt. »Er weiß nicht, mit wem er reden kann. Wenn er die falsche Entscheidung trifft, ist seine Familie tot.«
»Er muss wissen, mit wem er es zu tun hat.« Mac schlug die Beifahrertür zu und schnallte sich an. »In Argentinien haben siekeine Gnade gezeigt und jeden getötet. Auch die Kinder. Da die Flugzeugentführung unterbunden wurde und ein Teil der Entführer in Haft ist, muss er sich jetzt die Frage stellen, was das für seine Familie bedeutet.«
Beth verzog das Gesicht und Zane wusste, dass sie sich in Bezug auf ihre Freunde dieselbe Frage stellte.
Russ rutschte auf dem Plastikstuhl herum und beobachtete die unruhigen, nervösen Passagiere von Flug 2077.
Wenn man ihn nicht festgehalten und befragt hätte, dann hätte er nicht die Gelegenheit bekommen, seine FBI-Maulwürfe aus der Nähe beobachten zu können. Bisher hatte er nur per Telefon Kontakt zu ihnen gehabt.
Gut, bis jetzt hatte er erst einen von ihnen zu Gesicht bekommen, da Chastain noch nicht aufgetaucht war.
Russ grinste den Senior Agent der Terrorismusbekämpfungseinheit des FBI an, der ihn zuvor verhört hatte. Sein perfekt gestyltes rotbraunes Haar glänzte in dem grellen, fluoreszierenden Licht. Wenn man den auf Hochglanz polierten, überaus höflichen Agenten in seinem maßgeschneiderten Anzug sah, würde man nie auf den Gedanken kommen, dass er innerlich völlig verdorben war.
Von allen Knöpfen, die Russ drücken konnte, war dieser spezielle FBI-Agent der wohl gefährlichste – und wertvollste. Ohne ihn wären sie nie an Chastain herangekommen, hätten Chastain nie kontrollieren können, nachdem sie seine Familie entführt hatten, hätten nicht ihre Augen und Ohren vor Ort, um die Lage zu überwachen.
Es war zu schade, dass der Kerl dermaßen instabil war. Das war keine gute Eigenschaft bei jemandem, auf den man sich verlassen musste.
Doch derart obsessive Charakterzüge hatten auch einen Vorteil: Wenn man diese Obsession ausnutzte, dann kontrollierte man die Handlungen dieses Menschen. In diesem Fall drehte sich dieObsession allein um Chastain. Der Maulwurf hasste den leitenden Special Agent John Chastain, er verabscheute ihn bis ins Mark. Er hatte seinen Teil der Abmachung allein aus dem Grund eingehalten, weil er seinen Vorgesetzten vernichten wollte; er wollte seinen Ruf zerstören, seine Karriere, seine Familie und ihm schließlich das Leben nehmen.
Russ wusste nicht, was Chastain dem Mann angetan hatte oder was dieser Schweinehund
glaubte
, dass Chastain ihm angetan hätte. Die Bosse hatten es nicht für nötig gehalten,
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