Geschmiedet im Feuer
ohne seine Waffe fühlte er sich nackt.
Mac, Rawls und Cosky warteten in der Parkgarage auf sie. Zane und Beth stiegen aus dem Wagen und Zane sah Mac ins Gesicht. Er zweifelte nicht daran, dass es wegen dieser verdammten Lüge eine Menge Diskussionen gegeben hatte. Aber wenigstens hatte sich Mac etwas beruhigt. Er wirkte nicht länger wie eine Bombe kurz vor der Detonation. Tatsächlich sah er nicht einmal in Beths Richtung, sondern richtete den Blick seiner durchdringenden schwarzen Augen nur auf Chastain.
»Wie lange werden Sie meine Männer nach morgen früh noch festhalten?«, wollte Mac wissen und seine Stimme hallte laut durch die Parkgarage. Er stemmte die Hände in die Hüften. »Sie wollen schließlich zu einer Hochzeit.«
Zanes Lippen zuckten. Der Abscheu in der Stimme seines Commanders bei dem Wort »Hochzeit« glich in etwa seinem Tonfall bei dem Gespräch über die Entführer, aber Mac sah die weibliche Hälfte der Bevölkerung – zumindest die, die die Pubertät bereits hinter sich hatten – auch als Armee häuslicher Terroristen an.
Chastain zuckte mit den Achseln. »Das hängt davon ab, was sie zu sagen haben.«
Im Klartext:
Das hängt davon ab, ob sie bei ihrer Geschichte bleiben.
Mac runzelte die Stirn und sein Blick war scharf und selbstbewusst. »Sie haben bereits gehört, was sie zu sagen haben.«
»Ich möchte es noch einmal hören«, erwiderte Chastain, dessen Stimme eher geduldig als herausfordernd klang. »Um neun Uhr. Im Büro von Seattle. Brauchen Sie eine Wegbeschreibung?«
Cosky schüttelte den Kopf. »Wir finden das schon.«
»Was ist mit einem Wagen?«
»Wir haben uns einen besorgt«, antwortete Cosky schlicht.
»Gut. Dann bis morgen.« Damit waren sie entlassen und Chastain ging auf den Ausgang des Flughafens zu, während sein rothaariger Partner ein paar Schritte hinter ihm lief.
Sobald sie außer Hörweite waren, wandte sich Mac an Zane. »Wir haben einen Mietwagen. Er parkt oben. Heute Nacht kommen wir bei Coskys Mutter unter.« Er legte den Kopf schräg, sah Beth an und zog eine Augenbraue hoch.
»Sie kommt mit uns.« Beth regte sich und machte den Mund auf. Sie wollte offenbar protestieren. Zane runzelte die Stirn. »Zwei der Entführer laufen noch frei herum. Vermutlich wissen sie, wer du bist. Du bist alleine nicht sicher.«
Das hielt sie jedoch nur kurz auf. »Ihr könnt mich in einem Hotel absetzen. Wenn ich bar bezahle, können sie mich nicht aufspüren.«
»Bei uns bist du in Sicherheit«, erwiderte Zane mit ausdrucksloser Stimme. »Das sind Profis. Die finden dich.«
»Ich werde keiner armen Frau zur Last fallen, die ich noch nicht einmal kenne. Das ist unhöflich.«
»Mom weiß, dass du kommst. Sie erwartet dich.« Cosky sah sich in der Garage um und ging dann auf den Fahrstuhl rechts von ihnen zu. »Wir sollten von hier verschwinden.«
»Was ist mit deinen Freunden?«, fragte Rawls, der neben Beth herging.
Als ihr Kinn zitterte, nahm Zane ihre Hand. Er stellte überrascht fest, dass sie sich ihm nicht entzog. »Es sieht ganz so aus, als ob sie entführt wurden«, berichtete Zane. »Sie hat Ginny Clancys Handtasche in der Waschküche gefunden und ein Stofftier, das der Junge nie zurückgelassen hätte.«
»Da sind sie vielleicht nicht die Einzigen.« Macs Stimme klang grimmig und tief. Er ignorierte den Fahrstuhl, ging zur Betontreppe und begann, zügig hinaufzusteigen.
»Wer noch?«, fragte Zane, der sich gleichzeitig auf Macs Stimme und das Gefühl von Beths Fingern konzentrierte, die seine umklammerten, als sie die Treppe hochgingen.
»Unser Maulwurf. Chastain.«
Das erregte Zanes Aufmerksamkeit. »Sie haben seine Familie? Er wurde zur Kooperation gezwungen?«
»Wir vermuten es. Er wäre ein perfektes Ziel. Wenn man ihn kontrolliert, kann man die ganze Untersuchung steuern.«
»Hast du ihn dir mal angesehen?«, meinte Beth auf einmal. »Er hat drastisch abgenommen. Das sieht man daran, wie seine Kleidung an ihm herunterhängt. Und er sieht erschöpft aus, als hätte er seit einer Ewigkeit nicht mehr geschlafen.« Sie sah Zane mit finsterem Blick an. »Er erinnert mich an Todd.«
Mac blieb auf der nächsten Etage stehen und hielt die Stahltür mit der Hüfte auf. Der Blick, den er Beth zuwarf, spiegelte eine Mischung aus Misstrauen und Überraschung wider. »Sie hat recht. Er sieht furchtbar aus.«
Zane dachte darüber nach, während er Beth durch die Tür schob. Himmel, was das alles nach sich zog. Wenn sie an Chastain rankommen konnten …
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