Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
den Augen seiner Mutter standen, wenn ihre Frauen durch Gucklöcher zusahen, gleichgültig. Dies war es doch sicher, wozu Mei Feng nach Ansicht der Kaiserin taugte. Sollte die alte Frau doch befriedigt sein, solange ihr Sohn es auch war.
»Herr?«
»Mei Feng.«
»Vergebt mir, ich bin unbeholfen und dumm und …«
»Das war wohl eher ich, nicht wahr? Ich glaube, du wirst blaue Flecken bekommen.«
Das stimmte. Er war stärker, als sie gedacht hatte, sofern nicht alle Männer stark waren, wenn sie in Hitze kamen. Verwirrung und Ungeschicklichkeit, ein bisschen Schmerz: Es war für beide kein Anlass zur Freude gewesen. Aber es hatte gewisse Augenblicke gegeben, erhaschte Blicke auf etwas anderes, etwas, das wartete, etwas, das man lernen konnte. »Ich glaube, es wird besser werden, Herr. Beim nächsten Mal.« Besser für sie beide, meinte sie; aber, indem sie sich ein wenig an ihn schmiegte, damit er sich nicht zurückzog: »Ich glaube, mein Herr sollte häufiger üben. Mit anderen Frauen.«
»Ich will mit dir … üben.«
»Auch mit anderen Frauen, meinte ich, Herr.« Sie lachte, küsste ihn auf die Schulter. »Mit Mädchen, die besser wissen, wie sie Euch zu Willen sein können. Dann könnt Ihr mich unterrichten.«
»Meine Mutter …«
»Ganz gleich, was Eure Mutter sagt. Ich bin mir sicher, dass wir einen Weg finden können.« Jetzt, da dieser spezielle Schleier heruntergerissen war, nahm sie an, dass seine Mutter ihnen weniger im Wege stehen würde. Es war besser, den Jungen beschäftigt zu halten, als ihn gelangweilt, ruhelos und zur Einmischung neigend zu ertragen. Besser ein Dutzend Frauen als eine. Genug Frauen konnten seine ganze Zeit füllen, Geschenke und Aufmerksamkeiten verlangen, ihn in Liebschaften verstricken, die nirgendwo außerhalb der Palastmauern eine Bedeutung hatten. Wäre Mei Feng Kaiserin gewesen, wäre das ihr Plan gewesen.
Seine Hand lag jetzt auf ihrer Hüfte, ängstlich, hoffnungsvoll. »Dann solltest du auch üben, Mei Feng. Aber mit keinem Mann außer mir.«
»Wie Ihr wünscht, Herr.«
»Herr?«
»Mei Feng.«
»Erzählt mir, wie Ihr hergekommen seid.«
»Danach hast du mich schon auf dem Boot gefragt.«
Dreimal, mit unterschiedlichen Worten. Sie wollte etwas über ihn erfahren, über diesen Jungen, den sie im Dunkeln umschlungen hielt. Sie wollte mehr als seinen schlanken Körper.
»Mein Herr erzählte mir, warum er herkam. Erzählt mir aber, wie. Erzählt mir von der Reise.« Sie mochte Geschichten und glaubte, dass er gern redete. Sie hatte bereits herausgefunden, wie sie ihn glücklich machen konnte. Er ließ sich gern berühren – vielleicht weil er
Kaiser war und niemand es je wagte, ihn zu berühren. Er mochte es, wie sie jetzt ganz ausgestreckt an seiner Seite lag, den Kopf an seine Schulter gelegt; selbst so vermochte sie mit den Zehen kaum seine Knöchel zu berühren.
Er mochte es, wie sie ein Bein über seines geschlungen hatte, wie ein Teil ihres Gewichts auf ihm lastete. Es hatte sie ein wenig nervös gemacht, aber seine Hand auf ihrem Schenkel sagte: Nein, gut so, bleib hier.
Er mochte es, so dachte sie, dass ihr Körper nicht weich, gesalbt und fast unbenutzt war; dass sie Muskeln, Narben, Schwielen und Kraft hatte. Es gefiel ihm mit Sicherheit, dass er stärker war. Damit hatte sie nicht gerechnet – weder mit der Kraft noch mit der Art und Weise, wie er sie genoss, als hätte sie ihn auch überrascht. Als hätte er sich früher für schwach gehalten und als hätte sie ihm zu erkennen geholfen, dass das nicht wahr war.
»Bist du nicht müde?«
Sie konnte nicht anders: Sie lachte ihn aus, bevor ihr wieder einfiel, wer er war. Auch das schien ihm zu gefallen.
»Verzeiht, Herr, ich wollte nicht …«
»Pssst. Lachen ist gut, entschuldige dich nicht für dein Lachen. Niemand lacht je in meiner Nähe. War das, was ich gesagt habe, so lustig?«
Sie hatte viele Antworten, sie konnte sie an seinen Rippen abzählen. Ihre rauen, schadhaften Finger drückten sich an glatte, makellose, kaiserliche Haut. Sie dachte, das könnte ihm gefallen. Seine Haut war klebrig, salzig
unter ihrem Mund, während sie aufzählte und nicht den Kopf hob, sondern direkt seinem Herzen die Wahrheit sagte.
»Ich habe auf einem Fischerboot gearbeitet, Herr, seit ich neun Jahre alt war. Ich war die ganze Mannschaft. Wenn wir gefischt haben, habe ich die ganze Nacht nicht geschlafen. Und wenn wir ein Fest feiern, gibt es am Strand Tanz und Feuerwerk, die ganze Nacht
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