Geschöpfe Der Ewigkeit
mir schwerlich vorstellen kann.
»Hallo«, sage ich, »ist Linda zu Hause?«
Er rülpst. »Sie ist nicht in der Stadt.«
Immerhin weiß er noch nicht, daß sie keinen Kopf mehr hat.
»Mein Name ist Alisa«, sage ich. »Ich bin eine alte Freundin. Wissen Sie, wann sie zurückkommt?«
»Das hat sie mir nicht gesagt.«
»Okay.« Ich fange durch das Gitter der Fliegentür seinen Blick auf und brenne mich mit meinen Gedanken in sein Gehirn. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich hereinkomme und ihre Sachen durchsuche?«
Er ist leicht zu beeinflussen, zumindest hat es den Anschein. »Nein«, sagt er und öffnet mir die Tür.
»Danke.«
Er setzt sich wieder ins Wohnzimmer, wo er sich im Fernsehen die Übertragung eines Baseballspiels ansieht. Ich gehe weiter durch, aber lausche aufmerksam auf alle Geräusche. Wenn er meint, sich unbemerkt anschleichen zu können, wird er sein blaues Wunder erleben. Aber ich werde ihn nicht töten, auch dann nicht, wenn er wie Heidi/Linda besondere Fähigkeiten hat –
jedenfalls nicht gleich.
Lindas Zimmer ist ordentlich und sauber. Ihre Hobbys scheinen Nähen und die Dodgers gewesen zu sein. Aber ich komme gar nicht auf den Gedanken, vielleicht im falschen Haus gelandet zu sein, denn auf der Kommode stehen einige Fotos von ihr und ihrem Schätzchen, den ich nach seiner Lieblingssorte Bier für mich »Bud« taufe, billige Polaroids, von einer Kamera mit schmutziger Linse aufgenommen. Heidi ist Linda, ohne Zweifel, und ich befinde mich im richtigen Schlafzimmer. Auf allen Bildern lächelt Linda so, als habe sie eben jemand dazu aufgefordert.
Ich durchsuche die Schubladen, doch finde nichts von Bedeutung. Auch der Schrank bringt nichts Interessantes – Kleidung und ein paar Baseballkappen, Socken und Schuhe. Und so soll das Wesen gelebt haben, das mir gesagt hat, wir alle hätten besondere Fähigkeiten? In ihrem Fall lebten wohl wirklich zwei Seelen in einer Brust, und sie hat ein Doppelleben par excellence geführt. Ich will gerade wieder aufbrechen, als mein Blick auf einen Stapel Papier fällt, der unter dem Bett liegt.
Jede Menge Informationen über UFOs.
Genauer gesagt, Briefe eines UFO-Vereins.
FOF – Flying Objects Foundation.
Alle Schreiben sind an Linda Clairee adressiert. Sie war ohne jeden Zweifel Mitglied in diesem Verein. Es ist das einzig Ungewöhnliche, was ich in ihrem sonst so normalen Leben hier entdecken kann. Mit den Papieren in der Hand gehe ich ins Wohnzimmer zu Bud zurück. Ich finde ihn vor, wie er dabei ist, seinem Namen alle Ehre zu machen, denn er trinkt gerade ein Budweiser. Ohne ihn um Erlaubnis zu fragen, schalte ich den Fernseher aus und lasse mich ihm gegenüber nieder.
»Hey«, sagt er verärgert.
Ich fange seinen Blick und brenne ein kleines Loch in seine vorderen Gehirnwindungen. Auf lange Sicht wird ihm das wahrscheinlich nur von Vorteil sein.
»Was hat Linda gesagt, wohin sie fährt?« frage ich.
Er antwortet mit flacher Stimme, wobei er geradeaus starrt. »Phoenix.«
»Was ist in Phoenix?«
»Eine Tagung.«
»Eine UFO-Tagung?«
»Ja. FOF.«
»Hat Linda oft an solchen Tagungen teilgenommen?«
»Ja.«
»Warum?«
Er wirkt geradezu hypnotisiert. »Sie mag UFOs.«
»Warum?«
»Keine Ahnung.«
»Interessieren Sie sich auch für UFOs?«
»Nein.«
»Glaubt Linda, daß wirklich UFOs existieren?«
»Ja.«
»Ist sie selbst ein Alien?«
»Was?«
»Ist Linda ein Geschöpf aus einer anderen Welt?«
»Nein.«
»Sind Sie sicher?«
»Klar, das bin ich.«
»Wann haben Sie Linda kennengelernt?«
»Vor drei Jahren.«
»Wo?«
»In einer Bar in Fullerton.«
»Wovon lebt Linda?«
»Sie arbeitet als Sekretärin.«
»Waren Sie jemals bei ihr auf der Arbeit?«
»Ja.«
»Wo ist das?«
»In Fullerton. Auf dem Commonwealth-and-Harbor-Boulevard. Crays DP
Office.«
»Wie ist Linda so?«
»Nett. Langweilig. Sexy.«
»Wie ist es, wenn ihr miteinander schlaft?«
»Nett. Immer gleich.«
»Wie heißt du?«
»Bill.«
»Womit verdienst du deinen Lebensunterhalt?«
»Ich fahre einen Truck.«
»Ist dir jemals etwas Ungewöhnliches an Linda aufgefallen?«
»Was meinst du?«
»Tut sie hin und wieder etwas Merkwürdiges, abgesehen davon, daß sie an UFO-Tagungen teilnimmt?«
»Ja.«
»Was?«
»Nachts starrt sie sehr oft Ewigkeiten in den Himmel.«
»Wie oft macht sie das?«
»Jede Nacht.«
»Hat sie dir gesagt, warum?«
»Nein.«
»Hast du sie gefragt?«
»Nein.«
»Wann kommt sie voraussichtlich zurück?«
»In zwei
Weitere Kostenlose Bücher