Geschöpfe Der Ewigkeit
Tagen.«
»Dauert die Tagung bis dahin?«
»Ja, ich glaube.«
»Hat Linda Familie?«
»Nein, sie sind alle tot.«
»Alle?«
»Ja, alle.«
»Bill, ich gehe jetzt, aber vielleicht komme ich später noch einmal zurück. Ich möchte, daß du bis dahin vergißt, daß ich hier war. Ich existiere nicht für dich.
Wenn jemand dich fragen sollte, ob ein Fremder hier war, sagst du nein.
Verstehst du mich?«
»In Ordnung.«
»Und wenn Linda nicht nach Hause kommen sollte, mach dir keine Sorgen um sie. Such dir eine andere Freundin. Sie ist nicht so wichtig. Verstehst du das?«
»Ja.«
»Gut.« Ich erhebe mich, mache ein paar Schritte nach vorn und schalte den Fernseher wieder an. »Auf Wiedersehen, Bill.«
Einen Moment lang schaut er von dem Spiel auf. Er kann sich nicht mal mehr daran erinnern, daß ich es unterbrochen habe. »Auf Wiedersehen«, sagt er.
Fünfzig Minuten später geht eine Maschine nach Phoenix, die ich nehme. Durch Lindas Mitgliedsschreiben weiß ich, wo die FOF-Tagung stattfindet: in einem Holiday Inn an einem vielbefahrenen Freeway. Nachdem ich in Phoenix gelandet bin, miete ich einen Jeep und fahre zu dem Hotel, aber alle Räume sind belegt. Ich nehme mir ein Zimmer in einem nahegelegenen Hotel, dusche und mache anschließend einen Spaziergang in der Wüste. Vielleicht haben die UFO-Freaks ein Hotel am Stadtrand gewählt, weil sie von da aus den Nachthimmel besser beobachten können. Es ist schon spät, und ich blicke auf zu den Sternen, während ich gehe, aber ich entdecke kein Raumschiff am Himmel, das neben mir landet und mich aufnimmt. Trotzdem fühle ich mich nicht wohl, so allein unter dem weiten Horizont. Irgendeine Erinnerung beschäftigt mich, auch wenn mir nicht einfällt, was es ist.
»Wir sind von uralter Abstammung. Unser Stammbaum ist mit dem deinen verbunden und mit dem anderer Wesen. Wir halten die Macht in unseren Händen.«
Trotzdem sie selbst einzigartig war, wollte Linda mein Blut, soviel ist klar.
Sie war stark und schnell und besaß mehr Macht als alle Vampire, die Yaksha jemals geschaffen hat. Außerdem verfügte sie über eine Technologie, auf die jede Regierung der Welt scharf wäre.
Doch gleichzeitig haben viele ihrer Antworten keinen Sinn ergeben. Mit was wollte sie mich konfrontieren, in was wollte sie mich einführen?
»Um zu uns zu gehören, mußt du ihn opfern. Es gehört zu deiner Initiation.«
Das klingt fast, als ob sie mich zu einer Schwarzen Messe mitnehmen wollte.
Ich kenne mich ein wenig mit diesen Dingen aus; in der Vergangenheit habe ich einige Male an so etwas teilgenommen.
Die Qualen und das Blut, danach das plötzliche Erwachen.
Aber ich habe lange nicht an diese Schrecknisse gedacht.
Als ich einen sandigen Felsen entdecke, lasse ich mich darauf nieder und lasse mein Leben an mir vorüberziehen. Zu welchem Zeitpunkt könnte man mir ohne mein Wissen etwas von meinem Blut entnommen haben? Wenn man einmal von Arturos alchimistischen Experimenten absieht, habe stets nur ich selbst über mein Blut verfügt. Während ich zurückblicke, spüre ich einen Moment lang etwas wie Furcht. Der Schatten, den ich werfe, ist lang und dunkel. Geheimnisse können sich darin verbergen, sogar vor mir selbst.
Wer weiß, ob nicht irgendwann mein Blut ausgetauscht und die Erinnerung daran sofort aus meinem Gedächtnis gelöscht wurde. Fast ahne ich diesen Punkt jenseits aller Erinnerung, diese Realität, die für mich nicht mehr real ist. Aber ich spüre seine Existenz nur – ich weiß sie nicht. Ich frage mich, ob meine Vorstellungskraft mich zu einer Wand aus Illusionen führt. Meine Gedanken entfernen sich niemals weit von denen, die ich in Tahoe zurückgelassen habe: John, Seymour, Paula. Aber Paula hat mir geschworen, daß sie drei dort im Moment sicher sind, und sie muß es schließlich wissen. An was soll ich glauben, wenn nicht an ihre Visionen.
Eine Sternschnuppe fällt vom Himmel, und ich wünsche mir etwas.
»Krishna«, flüstere ich, »laß mich nicht sterben, bevor ich richtigstellen kann, was ich falsch gemacht habe.«
Suzamas Worte begleiten mich. Gottes Plan.
Irgendwie weiß ich, daß ich an allem schuld war.
Vielleicht war es das, was sie mir zu sagen versucht hat.
Vielleicht hat sie mich deswegen fortgeschickt.
4.
KAPITEL
Am folgenden Morgen befinde ich mich auf der FOF-Tagung im Holiday Inn, treibe mich zwischen den verschiedenen Ständen herum und lausche hier und dort einer Vorlesung. Insgesamt sind mindestens zweitausend Gäste
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