Geschöpfe Der Ewigkeit
gehen.«
»Das würde ich sehr gern«, antworte ich.
Wenig später betritt Dr. Stoon den Raum. Er ist ein großer, imposanter Mann von offensichtlich slawischer Abstammung mit dunklen, durchdringenden Augen. Genau wie Stacy kann ich ihn altersmäßig nur schwer einordnen. Er könnte fünfunddreißig sein – oder auch zehn Jahre älter. Er bewegt sich, als ob ihm das alles hier gehöre, als ob die Aufmerksamkeit, die ihm gilt, selbstverständlich sei. Er steigt auf das Podium und nimmt es mit seiner imposanten und selbstsicheren Haltung sofort vollständig ein. Seine Stimme jedoch ist harsch und klingt nicht besonders sympathisch.
Doch er wirkt ziemlich klug, wie jemand, der wirklich weiß, wovon er spricht.
Und das, was er sagt, kommt mir merkwürdig bekannt vor.
»Die Schöpfung hat zwei Arten von Wesen hervorgebracht«, sagt er. »Solche, welche nach Vollkommenheit streben, und solche, die sich dem Chaos ergeben.
Außerhalb unserer Welt stimmt diese Unterscheidung genauso, es ist tatsächlich gleich. Entweder wir wollen unser Schicksal beherrschen, oder wir lassen uns vom Schicksal beherrschen. Ich möchte jetzt über Macht sprechen, und Sie werden sich fragen, was Macht mit UFOs zu tun hat. Ich sage Ihnen, daß sie unglaublich viel mit unseren Brüdern und Schwestern aus dem Weltall zu tun hat. Jeden Abend schauen wir zum Himmel auf und warten auf ihre Ankunft.
Aber warum sollten sie kommen, wenn wir noch nicht einmal eine Entscheidung getroffen haben, was unser Leben betrifft. Sie werden es erfahren, wenn wir diese Entscheidung treffen, und zwar die richtige Entscheidung, die von großer Bedeutung ist für die galaktische Ordnung. Doch sie werden zu einem Zeitpunkt kommen, zu dem wir sie nicht erwarten, und sie werden uns größeres Wissen schenken, als wir uns jetzt vorstellen können.«
Stacy beugt sich vor. »Hört sich an wie ein Prediger, nicht wahr?« flüstert sie mir ins Ohr.
»Ja. Er redet die ganze Zeit, ohne etwas wirklich Wesentliches zu sagen.«
Stacy nickt. »Aber schauen Sie sich die Leute hier im Saal an. Sie sind gefesselt von ihm. Dr. Stoon braucht noch nicht einmal wirklich etwas zu sagen, um die Menschen in seinen Bann zu ziehen.«
Stacy hat mich mißverstanden; trotzdem stimmt es, was sie gesagt hat. Dr.
Stoon ist jemand, der andere für sich einnimmt, so stark, daß er bei ihnen jeden eigenen Gedanken förmlich erstickt. Obwohl er nicht konkret ist, berührt er Themen, die auch Suzama angesprochen hat. Doch er hat einen anderen Blick-winkel als sie, obwohl seine Ausführungen nicht eigentlich negativ wirken.
Er fährt mit lauter Stimme fort.
»Wir müssen unsere Seelen vollständig der Tatsache öffnen, daß wir unsere Zukunft selbst kontrollieren, wobei wir gleichzeitig akzeptieren sollten, daß es über uns bedeutende Mächte gibt, die uns helfen möchten, sofern wir bereit sind, uns mit ihnen zu verbünden. Wer sind unsere Brüder aus dem All? Sie sind, wie wir selbst in tausend Jahren sein werden. Sie sind stark. Und damit auch wir stark sind, müssen wir uns von allem trennen, was uns schwach macht.
An dieser Stelle muß ich über etwas reden, das in unserer Gesellschaft geradezu als Blasphemie gilt, und doch ist es, wenn es um unser Überleben geht, der allerwichtigste Punkt. Wir ertrinken sozusagen an der seichtesten Stelle unseres Genpools. Wer auf dieser unserer Welt reproduziert sich am schnellsten? Die Ungebildeten und Dummen. Aber wie haben es unsere Brüder im All geschafft, ihr fortgeschrittenes Stadium der Entwicklung zu erreichen? Indem sie die Dummen ausgeschlossen, ausgestoßen haben. Unsere Gene sind unser wichtigster Besitz. Wir müssen gezielt mit ihnen umgehen – und den Plan umsetzen, den unsere Brüder aus dem All für uns bereithalten.«
Wieder beugt sich Stacy vor und flüstert mir etwas ins Ohr:
»Hört sich an wie eine Rede von Hitler«, murmelt sie.
Ich lächle. »Aber er gibt keiner bestimmten Gruppe die Schuld am Elend der Menschheit.«
»Wirklich nicht?« fragt Stacy, und diese Frage ist es wert, über sie nachzudenken.
Dr. Stoon redet eine weitere halbe Stunde. Als er fertig ist, will er nicht wissen, ob jemand noch Fragen hat – vermutlich weil ohnehin niemand wüßte, was er fragen sollte. Mir jedenfalls würde nichts einfallen. Doch seine Worte haben mich beeindruckt, wenn auch weniger durch ihren Inhalt als durch ihre Resonanz. Allerdings weiß ich nicht, ob der Effekt gut ist. Sein Vortrag war eher dazu angetan, Menschen zu
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