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Geschöpfe Der Ewigkeit

Geschöpfe Der Ewigkeit

Titel: Geschöpfe Der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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im Herzen sicher bist, daß es böse ist, dann erstich es.
    Keiner der Anwesenden hier wird dich für diese Tat verurteilen.«
    Ich bin erschrocken. Schließlich bin ich immer noch ein Kind, und mein Vater fordert geradezu Unmögliches von mir. Aber mein Vater ist klüger, als ich gedacht habe. Als ich ihn entsetzt anstarre, schüttelt er den Kopf und macht Anstalten, mir das Messer wieder abzunehmen.
    Aber ich gebe ihm das Messer nicht zurück.
    Tief in mir weiß ich, was ich zu tun habe.
    Ich steche die Klinge fest in den Körper von Ambas Baby hinein.
    Blut strömt über meine Hände.
    Aber es ist nur das Blut eines einzelnen. Nicht das Blut Tausender.
    Die Kreatur in Ambas Bauch hört auf, sich zu bewegen.
    Alanda wendet sich Gaia zu, nachdem sie den Körper ihrer Freundin betrachtet hat. Sie befinden sich nicht im Raumschiff, sondern stehen in der Wüste neben einem klaren Teich. Es ist Nacht, und am Himmel funkeln zahllose Sterne.
    »Sie atmet nicht«, sagt Alanda. »Ihr Herz hat aufgehört zu schlagen.«
    »Aber es ist ihr gelungen, ihn aufzuhalten«, erwidert Gaia, der auf seine Weise durchaus sprechen kann. »Der Weg ist jetzt frei.«
    Alanda blickt hinunter auf ihre Freundin. Ihre Stimme ist schwer von Sorge und Leid. »Aber sie sollte zu uns zurückkommen«, sagt sie.
    Gaia tröstet sie.
    »Sie ist stets ihren eigenen Weg gegangen. Laß sie auch diesen Weg gehen.«
    Doch als sie später den Körper ihrer toten Freundin in das Wasser des Teiches gleiten lassen, weint Alanda trotzdem. Einen Augenblick lang treibt der Körper auf der Oberfläche des Wassers, und die Spiegelbilder der Sterne umgeben ihn wie ein leuchtender Kranz. Als Alanda aufblickt, sieht sie die gleiche Konstellation am Himmel. Einen Augenblick lang erscheint es ihr, als gehöre ihre Freundin dazu, und dieser Gedanke tröstet sie. Doch als Alanda wieder aufs Wasser blickt, sieht sie, daß der Körper untergegangen ist.
    »Es ist fast, als ob es sie nie gegeben hätte«, flüstert Alanda.
    »So ist es mit uns allen«, entgegnet Gaia.
    Es ist eine mondlose Nacht. Ich bin zwanzig Jahre alt und erwache von einem Geräusch draußen. Neben mir schläft mein Ehemann Rama und auf der anderen Seite meine Tochter Lalita. Ich weiß nicht, warum dieses Geräusch mich geweckt hat. Es war nicht laut. Aber es war ungewöhnlich, wie ein Kratzen von Nägeln auf einer Klinge. Ich stehe auf und trete vor mein Haus. Dort stehe ich in der Dunkelheit und schaue mich nach allen Seiten um.
    So stehe ich eine lange Zeit da und erwarte, jemanden zu sehen.
    Aber da ist niemand.
    Schließlich kehre ich in mein Bett zurück und schlafe wieder ein.
    Am nächsten Morgen spiele ich gerade mit Lalita am Fluß, als ein merkwürdiger Mann auf uns zukommt. Er ist hochgewachsen und von kräftiger Figur. In der rechten Hand hält er eine Lotusblüte, in der linken eine goldene Flöte. Seine Beine sind lang und seine Bewegungen faszinierend. Ich kann nicht anders als ihn anstarren, und ich bin erfreut, als er näherkommt und neben mir niederkniet. Aus irgendeinem Grund weiß ich, daß er nichts Böses vorhat.
    »Hallo«, sagt er und blickt auf das Wasser. »Wie geht es dir?«
    »Mir geht es gut.« Ich zögere, bevor ich frage: »Kenne ich Euch, Herr?«
    Ein leichtes Lächeln gleitet über seine Lippen. »Ja. Wir sind uns schon einmal begegnet.«
    »Es tut mir leid, aber ich kann mich nicht erinnern.«
    Er sieht mich an, und seine Augen sind von einem unwahrscheinlichen Blau.
    Sie erinnern mich an die Sterne bei Nacht, auch sie scheinen mit dem Licht des Himmels zu glitzern.
    »Mein Name ist Krishna«, sagt er.
    Ich beuge den Kopf. »Ich bin Sita. Und das ist meine Tochter Lalita. Seid Ihr neu hier in der Gegend?«
    Er wendet sich wieder dem Wasser zu. »Ich war schon einmal hier.«
    »Gibt es etwas, das ich für Euch tun kann? Habt Ihr Hunger?«
    Er blickt mich an, ein wenig seitlich, aus dem Augenwinkel, und ich fühle mich merkwürdig aufgewühlt. In seinem Blick liegt eine solche Liebe; ich verstehe nicht, wie er eine Fremde so lieben kann. »Ich habe gerade überlegt, ob ich etwas für dich tun kann, Sita.«
    »Mein Herr?« frage ich und habe das Gefühl, daß er diesen Titel vor allen anderen verdient.
    Er zuckt leicht mit den Schultern. »Ich bin gekommen, um zu sehen, ob du glücklich bist. Wenn du es bist, mache ich mich wieder auf den Weg.«
    Unwillkürlich muß ich lachen. »Mein Herr, ich bin erst seit kurzem verheiratet. Mein Ehemann ist ein wundervoller Mensch, den

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