Geschöpfe Der Ewigkeit
mir ihre Gedanken auf telepathischem Wege mit.
Auf jeden Fall weiß ich genau, was sie sagt.
»Wie du weißt, ist die Galaxie alt. Auch eure Sonne existiert schon lange, jedoch nicht so lange wie die Sterne im Mittelpunkt der Galaxie. Die Planeten, die sie umrunden, haben Leben entstehen lassen. Zuerst Pflanzen, dann Tiere, schließlich Menschen, die ein Bewußtsein entwickelten. Einige dieser Menschen waren anders, obwohl sie sich äußerlich nicht von den anderen unterschieden. Sie wußten mehr. Denn damals gab es keinen Schleier zwischen dem Bewußten und dem Unbewußten, es gab nichts, was uns von der Erkenntnis trennte, daß wir alle ein Teil der Schöpfung sind. Die Götter der Sonne wünschten nicht, daß dieser Schleier ihre Kinder verwirrt, darum lebten auf diesen Planeten alle in Erleuchtung und Frieden. Verstehst du mich?«
»Ich bin nicht sicher«, sage ich. »Sprich weiter, bitte.«
»Suzama hat dir von der bevorstehenden Ernte auf dieser deiner Welt erzählt.
Die Menschen, von denen ich gerade gesprochen habe, kamen ebenfalls an einem Punkt an, von dem aus sie sich in andere Bereiche weiterbewegen mußten. Nenn es meinetwegen die vierte Dimension. Aber dann tauchte ein Problem auf. All diese Geschöpfe, die sich um die Sonnen der Galaxie scharten, waren guten Herzens. Da sie immer im Glück gelebt hatten, fehlte ihnen jeder Anreiz, sich zu entwickeln. Aus diesem Grunde gab es für Billionen von Jahren, zwischen der dritten und der vierten Dimension, nur wenige Ernten.« Alanda blickt mich an. »Verstehst du mich jetzt?«
»Ja. Die Quelle allen Schmerzes für die Geschöpfe auf unserer Welt ist der Schleier, der zwischen dem Bewußten und dem Unbewußten liegt. Doch gleichzeitig bewirkt dieser Schmerz, daß wir uns weiterentwickeln.«
»Genau. Die Menschen auf dieser Welt trennen Gut und Böse. Aber das, was ihr das Böse nennt, führt euch gleichzeitig zum Guten. Es ist unerläßlich für euch alle. Aus diesem Grund existiert es. Deswegen gibt es den Schleier. Die Geschichte vom Garten Eden, das Wissen von Gut und Böse, das ihr von alters her habt, ist kein Fluch für euch, sondern ein Segen. Wie ein Fluch erscheint es euch nur in Zeiten wie dieser, also wenn ihr im Zweifel seid.«
»Aber gewissermaßen sind wir unser Leben lang in Zweifel.« Ich überlege.
»Willst du mir damit sagen, daß der Teufel eigentlich gar nicht so übel war, weil er eine bestimmte Funktion erfüllte?«
»Nein. Ich will damit sagen, daß das Böse wie auch das Gute im Plan der Schöpfung eine Rolle spielt.
Natürlich gibt es keinen Helden ohne einen Schurken, keinen Gipfel ohne Tal.
Aber unser Weg, der Weg der Liebe, verlangt, daß wir das Böse überwinden.
Wir überwinden es allerdings nicht einfach, indem wir ihm widerstehen. Das ist eine bloße Illusion.«
»Warum erzählst du mir das?« frage ich, und Furcht schwingt in meiner Stimme mit.
Und obwohl ich die schrecklichsten Übel miterlebt habe, jagen Alandas Worte mir einen Schauer über den Rücken.
»Landulf ist nicht durch Kraft zu besiegen«, sagt sie.
Meine Unterlippe zittert. »Landulf ist tot. Er starb vor langer Zeit.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Sicher ist, daß sein Geist weiterlebt. Du hast es heute nacht in der Wüste erfahren. Es werden noch mehr dieser Geschöpfe auftauchen, und sie besitzen eine Probe deines Bluts.« Sie tritt auf mich zu, blickt mich eindringlich an. »Weißt du, was das bedeutet?«
Ich stoße verächtlich die Luft aus. »Ja. Es bedeutet, daß sie verdammte Hurensöhne sind.«
Alanda bleibt ernst. »Ja. Sie sind verflixt zäh. Und es war niemals geplant, daß die schlechte Seite bei einer Ernte so stark sein sollte. In den kommenden Jahren werden sie die Guten überwältigen und in Angst und Schrecken versetzen. Es wird eine schlimme Zeit werden für alle, die dem Licht zustreben.
Diese Angst wird die Bösen stärken und ihren Teil der Ernte vergrößern. In anderen Worten: Die Welt ist aus dem Gleichgewicht geraten.«
»Und ich bin schuld daran?«
Alanda seufzt. »Das wirst du kaum gerne hören.«
»Die Wahrheit ist immer besser als jede Illusion.« Ich zögere. »Stimmt es wirklich?«
»Ja. Du bist der Grund für dieses bösartige Geschwür, das bekämpft werden muß.«
»Du bist ganz sicher?« vergewissere ich mich. Es ist entsetzlich für mich, zu hören, daß ich schuld sein soll am Elend der Menschheit. Ich möchte davonrennen, nichts wie weg. Doch die Liebe, die ich merkwürdigerweise für sie
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